Aktuelle Umfrage: Bürger halten Automobilindustrie für wichtig
16. Juli 2025Die Automobilindustrie gilt in der Bevölkerung nach wie vor als die wichtigste Branche Deutschlands. Eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Verbands der Automobilindustrie (VDA) zeigt jedoch, dass die Bürgerinnen und Bürger zunehmend Bedenken hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts und der Zukunft der Arbeitsplätze haben.
Die unangefochtene Bedeutung der Automobilindustrie
Die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung ist sich der großen volkswirtschaftlichen Bedeutung der Automobilindustrie für die deutsche Wirtschaft bewusst: 87 Prozent rechnen die Autoindustrie zu den Branchen, die für die deutsche Wirtschaft besonders wichtig sind. Damit nimmt sie in der Wahrnehmung der Bevölkerung weiterhin eine Spitzenposition ein, gefolgt vom Handwerk (71 Prozent), der Maschinenbauindustrie (70 Prozent), der Metallindustrie (66 Prozent) und der Bauwirtschaft (64 Prozent).
Interessanterweise ist diese Einschätzung unabhängig von Alter, Geschlecht, sozioökonomischem Status, Berufstätigkeit oder Wohnort konsistent. In allen Gruppen wird die Automobilindustrie mit großem Abstand als wichtigste Branche angesehen, wobei die Zustimmung teilweise über 90 Prozent liegt. Selbst der niedrigste Wert in Ostdeutschland (79 Prozent) übertrifft noch die Werte aller anderen Industrien.
Sorgen über den Wirtschaftsstandort Deutschland
Trotz dieser Wertschätzung offenbart die Umfrage eine weit verbreitete Skepsis hinsichtlich der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als Wirtschaftsstandort. Viele Befragte befürchten negative Auswirkungen auf die Beschäftigungsentwicklung. Gut jeder Zweite (51 Prozent) ist besorgt, dass in der mittelständischen Industrie in Deutschland in den kommenden Jahren viele Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Nur 18 Prozent sehen eine gute Zukunft für diese Unternehmen.
Ähnliche Bedenken bestehen auf regionaler Ebene: Lediglich jeder Fünfte (20 Prozent) ist davon überzeugt, dass Automobilzulieferer, Maschinenbauer oder Elektrotechnikunternehmen in der eigenen Region eine gute Zukunft haben. Gleichzeitig befürchten 45 Prozent, dass zukünftig viele Arbeitsplätze des industriellen Mittelstands in ihrer Region wegfallen könnten. Die Unsicherheit ist dabei groß, da rund ein Drittel der Befragten die Zukunftsaussichten nicht einschätzen kann.
VDA fordert entschlossenes Handeln der Politik
VDA-Präsidentin Hildegard Müller betont die tiefe Verankerung und die identitätsstiftende Rolle der deutschen Automobilindustrie und insbesondere ihrer mittelständischen Zulieferer in den Regionen: „Die deutsche Automobilindustrie schafft Beschäftigung und Wohlstand und ist identitätsstiftend für ganze Regionen und Familien, oft über Generationen hinweg“. Sie fügt hinzu: „Doch die Menschen sorgen sich um die Zukunft der Unternehmen und damit auch um die wirtschaftlichen Perspektiven in ihrer Region. Wir als deutsche Automobilindustrie wollen, dass Arbeitsplätze und Wohlstand erhalten bleiben und wollen auch künftig hierzulande unsere Autos und Produkte fertigen, dafür aber muss sich etwas tun am Standort“.
Müller unterstreicht die Notwendigkeit politischer Weichenstellungen, da die Branche in den nächsten vier Jahren rund 320 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung sowie 220 Milliarden Euro in den Umbau von Werken investieren wird. „Letztlich entscheidet die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts darüber, wo diese Investitionen getätigt werden – und somit auch darüber, wo die Arbeitsplätze der Zukunft entstehen“, erklärt sie. Angesichts des sich verschärfenden internationalen Standortwettbewerbs fordert sie eine klare Agenda: „Standortattraktivität und Wettbewerbsfähigkeit müssen Top-Priorität in Berlin und Brüssel sein“. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass sich der automobile Mittelstand vom deutschen Standort abwenden müsse, mit negativen Folgen für Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze.
Die Erwartungen der Bevölkerung an die Politik
Die Umfrage zeigt auch eine sich wandelnde Agenda der Bevölkerung, die durch die Krisen der letzten Jahre beeinflusst wurde. Für die Stärkung des Wirtschaftsstandorts halten drei Viertel der Befragten den Abbau von Regulierungen und Vorschriften (Bürokratieabbau) sowie die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren für besonders wichtig. 71 Prozent sprechen sich für verlässliche Rahmenbedingungen aus.
Ein deutlicher Anstieg ist bei der Forderung nach Entlastung der Unternehmen bei den Energiekosten zu verzeichnen, die seit 2023 von 58 auf 67 Prozent gestiegen ist. Auch die Befürwortung von Steuersenkungen für Unternehmen stieg im selben Zeitraum von 43 auf 53 Prozent, und der Anteil derer, die sich für eine Senkung der Lohnnebenkosten aussprechen, stieg von 41 auf 50 Prozent. Interessanterweise halten aktuell 37 Prozent es für wichtig, dass die Auflagen für Unternehmen im Bereich Klima- und Umweltschutz gesenkt werden müssen, verglichen mit 31 Prozent vor zwei Jahren.
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die tiefe Verbundenheit der deutschen Bevölkerung mit ihrer Schlüsselindustrie, aber auch die dringende Notwendigkeit, die Rahmenbedingungen zu verbessern, um Arbeitsplätze und Wohlstand langfristig zu sichern.
Für diese Umfrage hat man insgesamt 1.031 Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahren geführt. Sie ist aus dem März 2025.



