
Gebrauchte E-Fahrzeuge sind für viele keine Kaufoption
4. Februar 2025Entwickeln sich gebrauchte E-Fahrzeuge zu Ladenhütern? Auf diese Idee könnte man kommen, sieht man auf die Standtage der gebrauchten Stromer. Gegensteuern ist angesagt.
Mittlerweile sind Elektroautos sind ihrem Nischendasein entwachsen. Über eine Million E-Autos (BEV) sind inzwischen auf deutschen Straßen unterwegs. Allerdings hinkte der Gebrauchtwagenmarkt hier bislang lange hinterher. Blickt man auf gebrauchte E-Fahrzeuge, sieht man deutlich höhere Standtage als bei den Verbrennern. 100 Tage und mehr sind da keine Seltenheit. Hier wird es besonders wichtig sein, diese Bestände nicht zu groß und zu alt werden zu lassen.
Auch im gerade neu vorgestellten DAT Report 2025 wurden die Verhaltensweisen und Einschätzungen zum BEV-Gebrauchtwagenkauf vorgestellt. Hier sprechen hohe Anschaffungskosten gegen den BEV-Kauf. Die wurden von 48 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer als Grund genannt, sich gegen ein BEV zu entscheiden. Dann folgten die begrenzte Reichweite mit 45 Prozent sowie zu lange Ladezeiten und unausgereifte Infrastruktur. Nur noch jeder Fünfte (22 Prozent) sah in der Antriebsbatterie einen Unsicherheitsfaktor, während dieser im Vorjahr von 26 Prozent genannt wurde.
Gebrauchte E-Fahrzeuge verursachen Skepsis
Gebrauchte E-Fahrzeuge sind für die Mehrheit keine Kaufoption. Fast die Hälfte der befragten Gebrauchtwagenkäufer (47 Prozent) sprach sich grundsätzlich gegen ein E-Auto aus – egal ob neu oder gebraucht. Ein BEV käme generell nur für 31 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer infrage, allerdings dann nur als Neuwagen. Lediglich 12 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer konnten sich zum Zeitpunkt der Befragung grundsätzlich ein gebrauchtes E-Auto vorstellen. Wer bereits E-Erfahrung hat, denkt ganz anders: 35 Prozent könnten sich ein gebrauchtes BEV vorstellen, 43 Prozent würden es nur als Neuwagen kaufen, und nur noch elf Prozent lehnen BEV grundsätzlich ab.
Garantie auf Akku essenziell bei gebrauchten E-Autos
Die Attraktivität von gebrauchten E-Fahrzeugen steigt, wenn die Käufer Erfahrung mit einem E-Auto haben. 78 Prozent würden Aspekte sehen, die beim nächsten Autokauf für ein gebrauchtes BEV sprechen würden. Darunter fällt vor allem eine lebenslange Garantie auf den Akku (59 Prozent) oder ein aktuelles Batteriezertifikat bei der Anschaffung (44 Prozent).
„Erstmals in der Geschichte des DAT Reports konnten wir bei den privaten Pkw-Haltern und den privaten Autokäufern eine Teilgruppe gesondert analysieren, und zwar die, die über eigene Erfahrungen mit rein batterieelektrischen Pkw verfügt. Die Unterschiede zum Durchschnitt sind bemerkenswert, weil sich dadurch viele der vorherigen Bedenken abschwächen. Das spricht dafür, dass man den Menschen niederschwellige Angebote machen muss, Elektromobilität – idealerweise über einen längeren Zeitraum – zu erleben. Natürlich gibt es weiterhin Herausforderungen rund um die Ladeinfrastruktur, aber die Sichtweise auf Elektromobilität ändert sich spürbar.“
Uta Heller und Dr. Martin Endlein, Autoren des DAT Reports
Funktionierender Gebrauchtwagenmarkt für E-Fahrzeuge ist unverzichtbar
Auf dem Weltwirtschaftsforum (WEF) 2025 in Davos sprach sich die DEKRA Delegation für die beschleunigte Einführung von Elektrofahrzeugen (EV) aus. Dazu betonte CEO Stan Zurkiewicz: „Wenn es um Herausforderungen bei der Einführung von Elektrofahrzeugen geht, drehen sich die Diskussionen oft um die Erschwinglichkeit, einschließlich des Anschaffungspreises und der verschiedenen staatlichen Förderprogramme. Auch die Leistung von Elektrofahrzeugen in Bezug auf Reichweite ist ein großes Thema oder die Ladezeit und Verfügbarkeit der Ladeinfrastruktur. Sicherheitsbedenken spielen ebenfalls eine Rolle.“
Der Markt für gebrauchte E-Fahrzeuge muss sich verändern
Dabei werde ein entscheidender Aspekt jedoch oft übersehen, befindet der DEKRA CEO. „Der Zustand des Gebrauchtwagenmarktes für Elektrofahrzeuge wird viel zu wenig beachtet. Dieser Markt funktioniert aktuell noch nicht. Ein funktionierender Gebrauchtwagenmarkt ist jedoch unverzichtbar für die beschleunigte Einführung der Elektromobilität. Elektrofahrzeuge verlieren innerhalb der ersten drei Jahre mehr als 60 Prozent ihres Werts. Selbst bei einem Preis von weniger als 40 Prozent des Neupreises finden sie kaum Abnehmer“, macht Zurkiewicz deutlich.
Foto: DEKRA