Nachfolgeregelung bei Dr. Wack: Loslassen, ja aber richtig

Nachfolgeregelung bei Dr. Wack: Loslassen, ja aber richtig

5. Februar 2020 0 Von Jürgen Rinn

Dr. Harald Wack leitet jetzt die Geschicke des gleichnamigen Spezialisten für hochwertige Fahrzeug-Pflegemittel

Zum Jahresbeginn 2012 übergab Dr. Oskar K. Wack (jetzt 79), der Gründer und geschäftsführende Gesellschafter der gleichnamigen Dr. O. K. Wack Chemie GmbH in Ingolstadt, die Führung des Unternehmens an seinen Sohn Dr. Harald Wack. Wir sprachen mit ihm über seine Erfahrungen im Unternehmen, Herausforderungen in der Zukunft und was er an der Branche besonders interessant findet.

amt: Wenn Sie nochmal Ihre berufliche Karriere starten würden, wäre das wieder im Automotivsektor?

Dr. Harald Wack: Nicht zwingend. Wir sind ja auch in der Motorrad- und Fahrrad-Pflege sowie in der industriellen Reinigung elektronischer Bauteile sehr erfolgreich tätig.

amt: Was mögen Sie besonders an dieser Branche?

Dr. Harald Wack: Das Auto steht gerade in Deutschland hoch in der Gunst der Verbraucher und gerade in der heutigen Zeit des Energiewandels im Fokus der Öffentlichkeit. Das macht die Branche spannend.

amt: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Automotivbranche und Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren?

Dr. Harald Wack: Die Branche muss sich unter anderem dem Energiewandel stellen, mit all den Veränderungen, die damit verbunden sein werden. Wir werden versuchen, den starken Wachstumskurs der vergangenen Jahre fortzusetzen und müssen uns natürlich den Marktveränderungen anpassen, die beispielsweise der Energiewandel mit sich bringen wird. Dazu werden Innovationen notwendig sein, wofür unser Unternehmen seit der Gründung steht. Ich sehe das Auto als wichtige Zukunftstechnologie in Deutschland.

Dr. Harald Wack

amt: Wie ist die Resonanz auf ihr berufliches Umfeld in Ihrer Familie und bei Ihren Freunden?

Dr. Harald Wack: Sehr positiv. Ich bekomme gerade aus dem Bekanntenkreis häufig positives Feedback zu unseren Produkten, woran man merkt, dass das Thema Auto nach wie vor sehr positiv gesehen wird.

amt: Wenn Sie nicht in der Automotivbranche arbeiten würden, für welche Branche würden Sie sich entscheiden und warum?

Dr. Harald Wack: Ich arbeite ja nicht nur in der Autobranche, wie oben erwähnt. Das macht meinen Job sehr vielseitig, spannend und abwechslungsreich.

Dr. Wack: Loslassen, ja aber zum richtigen Zeitpunkt        

Nach über 37 Jahren erfolgte in der Unternehmensführung bei Dr. O.K. Wack Chemie der Generationswechsel. Auf Dr. Wack Senior folgt Dr. Wack Junior. Ein Blick zurück.

Viele Senioren wollen als Unternehmensinhaber nicht loslassen. Eine TNS Emnid Studie zur Unternehmensnachfolge zeigt, dass sich Familienbetriebe mit der Suche nach einem geeigneten Nachfolger im Spannungsverhältnis zwischen Familie, Eigentum und Unternehmen schwertun. So ist die Übergabe des eigenen Lebenswerkes in andere, sprich fremde Hände für jeden Unternehmer ein heikles Thema, das gerne auf die lange Bank geschoben wird. Soll das Lebenswerk jedoch Bestand haben, dann muss die Betriebsnachfolge frühzeitig geregelt werden.

Aber wer soll dann als Nachfolger ran ans Werk? Neben psychologischen Faktoren spielen auch finanzielle, steuerliche und rechtliche Aspekte bei der Unternehmensnachfolge eine große Rolle. Der Bestand des Unternehmens und die eigene Altersversorgung können auf dem Spiel stehen, wenn die Nachfolge nicht geregelt ist. Vielfach gehegte Gedanken des Unternehmers, seine Tochter oder sein Sohn werden die Firma schon übernehmen, ist Makulatur, wenn nicht im Vorfeld auch entsprechende Regelungen getroffen worden sind.

Glücklich kann dabei sich schätzen, wer den geeigneten Nachfolger in der eigenen Familie findet, wie es bei der Dr. O.K. Wack Chemie GmbH in Ingolstadt der Fall ist, wo der Sohn nach 37 Jahren die Nachfolge des Firmengründers übernahm. Auf Dr. Wack Senior folgte 2012 Dr. Wack Junior, als der damals 38jährige Dr. Harald Wack die Nachfolge des Firmengründers antrat. Der promovierte Chemiker Dr. Harald Wack leitete in den Jahren zuvor den industriellen Bereich ZESTRON, für dessen Aufbau in den USA sich der heute 46jährige maßgeblich verantwortlich zeichnete. Mitte des Jahres 2011 kehrte er nach Deutschland zurück, um die operative Übergabe in enger Absprache mit seinem Vater vorzubereiten.

Mit Scheibenreiniger durchgestartet 

Die Gründung des Unternehmens beruht darauf, dass der damals bei Procter & Gamble mit der Entwicklung von Reinigern wie Meister Propper beschäftigte Dr. O. K. Wack beim Kauf eines Gebrauchtwagens mit den zu dieser Zeit vorhandenen Mitteln zur Reinigung von Leichtmetallfelgen nicht zufrieden war. Deshalb entwickelte er als erster 1975 einen eigenen Leichtmetallfelgen-Reiniger und startete mit der Reinigung von Leichtmetallfelgen in die Selbstständigkeit, als er im selben Jahr mit P21-S den ersten Leichtmetallfelgenreiniger entwickelte. Daraus leitete er auch seine Philosophie ab, Produkte zu entwickeln, die es noch nicht gibt oder herkömmlichen Produkten überlegen sind, und ganz wichtig, für die ein Markt da ist.

Seit 1975 konnte sich sein Unternehmen mit Weltneuheiten und speziellen Problemlösungen zu einem führenden Hersteller im Fahrzeugpflegesegment entwickeln. Mit anderen Worten, sein Sohn konnte einen Betrieb übernehmen, der sich in den vergangenen vier Jahrzehnten mit 300 Mitarbeitern und Niederlassungen in den USA, China, Malaysia/Taiwan, Japan und Korea prosperierend entwickelt hatte.

Exklusivbelieferungen, wie etwa von Porsche sowie zahlreiche Testsiege und Auszeichnungen, bestätigen dieses Konzept. Denn ihre Qualität mussten die Produkte des Ingolstädter Unternehmens in zahlreichen unabhängigen Tests unter Beweis stellen, aus denen sie meist als Sieger hervorgingen. So ist es nicht verwunderlich, dass Pflegeserien wie A1, P21S, CW 1:100 und S100 zu Marktführern in den Segmenten Automobil- und Motorradpflege avancierten. Seit 2010 ist der Premiumhersteller zusätzlich mit der Marke F100 wieder erfolgreich am Markt vertreten, hinter deren Namen sich exklusive Produkte für den Fahrradmarkt verbergen.

Das Bessere ist hier nicht genug

Konsequentes Handeln bestimmt auch die Vertriebspolitik des Unternehmens, das 2009 unter die Top 100 Wachstums-Champions im Mittelstandgewählt wurde. In dem in den VDI-Nachrichten veröffentlichten Firmenranking „Top 100 Wachstumsimpulse im Mittelstand“ belegte das Ingolstädter Unternehmen den 44. Platz, in der Region war es sogar Spitzenreiter. Für Handel und Kfz-Werkstätten ist aber von besonderer Bedeutung, dass man beim Ingolstädter Pflegemittelspezialist nicht nur hinsichtlich der Qualitätsphilosophie, sondern auch seit je her der hundertprozentigen Fachhandelstreue die Stange hält.

So werden alle Produkte seit dessen Gründung ausschließlich über den Fachhandel (Groß- und Einzelhandel) vertrieben. In Super-, Bau- oder SB-Märkten sind die Produkte aus dem Hause Dr. Wack nicht anzutreffen. Einzige Ausnahme bilden einige OBI-Niederlassungen mit einem sehr kleinen Dr. Wack-Sortiment. Dadurch wird nicht über die Menge, sondern nach Wert verkauft, wovon Handel und Werkstätten profitieren können.

Dr. Wack: Qualität gibt es im Fachhandel

Auch wenn sich Märkte entwickeln und bewegen, muss man die Gegebenheiten anpassen, dessen ist man sich bei Dr. O.K. Wack sicher. Denn der Fachhandel hat sich dort bewährt. Mit der Fachhandelstreue hat sich das Unternehmen stark differenziert von anderen Vollsortimentern. So könne man die höhere Qualität normalerweise beim Verbraucher in den Fachmärkten auch mit höheren Preisen durchsetzen. Dazu kommt noch die Service- und Beratungskomponente hinzu, was das Konzept abrundet, so das Fazit von Dr. Harald Wack.  Hier wird ersichtlich, dass das Loslassen des eigenen Lebenswerkes wesentlich leichter fällt, wenn die Gewissheit besteht, dass es in gute Hände übergeht.

Bildlegende: Ein starkes Team: Dr. Oskar K. Wack (li.) übergab 2012 die Firmenleitung an seinen Sohn Dr. Harald Wack (re.). Foto: Dr. O. K.Wack Chemie

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