Partikelmessung: Fördert die neue AU Verbesserung der Luftqualität?
30. Juli 2025Seit Juli 2023 hat sich die Abgasuntersuchung (AU) für Dieselfahrzeuge in Deutschland grundlegend verändert. Eine neue Methode zur Messung der Partikelkonzentration (PN-Messung) direkt am Auspuff-Endrohr ist für Pkw und Lkw der Emissionsklasse Euro 6/VI verpflichtend. Ziel dieser Partikelmessung ist es, die gesundheits- und umweltschädliche Feinstaubkonzentration in den Abgasen präziser zu erfassen und damit einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität zu leisten. Nach den neuen Regeln fallen allerdings einige Fahrzeuge besonders auf. Das meldet der TÜV Verband.
Auffällig viele „Groß-Verschmutzer“ mit Partikelmessung identifiziert
Die ersten Auswertungen für das Jahr 2024, basierend auf fast 4,5 Millionen geprüften Dieselfahrzeugen der Emissionsklasse Euro 6/VI, zeigen deutliche Ergebnisse: 3,0 Prozent dieser Fahrzeuge fielen im ersten Anlauf durch die Abgasuntersuchung mit Partikelmessung. Das entspricht rund 132.600 Fahrzeugen. Defekte oder manipulierte Abgasreinigungssysteme, wie beispielsweise beschädigte Dieselpartikelfilter oder fehlerhafte Sensoren, werden durch die neue Messmethode sicher erkannt und die betroffenen Fahrzeuge vorübergehend aus dem Verkehr gezogen, bis die Mängel behoben sind.
Ein besonders wichtiger Aspekt dieser Messung ist die Identifizierung sogenannter „Groß-Verschmutzer“ (Gross Polluter). Studien belegen, dass ein kleiner Anteil von nur fünf Prozent dieser Fahrzeuge für bis zu einem Viertel aller verkehrsbedingten Schadstoffemissionen verantwortlich sein kann. Die PN-Messung trägt somit maßgeblich dazu bei, diese Umweltsünder aufzuspüren und deren Emissionen zu reduzieren, was sich positiv auf Gesundheit, Umwelt und Klima auswirkt.
Mängelquoten steigen mit dem Fahrzeugalter
Die Analyse der Ergebnisse zeigt eine klare Tendenz: Die Mängelquote bei der Abgasuntersuchung steigt mit dem Alter der Fahrzeuge. Während bei unter fünf Jahre alten Fahrzeugen 2,0 Prozent durchfallen, erhöht sich dieser Wert bei fünf bis zehn Jahre alten Fahrzeugen auf 4,0 Prozent. Bei Fahrzeugen, die älter als zehn Jahre sind, liegt die Durchfallquote sogar bei 6,1 Prozent. Angesichts des stetig steigenden Durchschnittsalters der Pkw in Deutschland, das aktuell bei 10,6 Jahren liegt, wächst die Bedeutung der Fahrzeuginstandhaltung, insbesondere der Abgassysteme. Fahrzeughalter älterer Modelle sind mehr denn je gefordert, in die Pflege ihrer Fahrzeuge zu investieren, um ein Durchfallen bei der Haupt- und Abgasuntersuchung mit Partikelmessung zu vermeiden. Positiv hervorzuheben ist, dass Nutzfahrzeuge über 3,5 Tonnen mit einer Mängelquote von 2,2 Prozent eine gute Bilanz vorweisen, was auf regelmäßige Wartung und unabhängige Prüfungen schließen lässt.
Endrohrmessung unverzichtbar: OBD allein reicht nicht aus
Vor der Einführung der Partiekelmessung gab es intensive Debatten darüber, ob nicht das elektronische Fahrzeugdiagnosesystem (OBD) zur Überwachung der Abgaswerte ausreichend sei. Die aktuellen Analysen widerlegen diese Ansicht eindrucksvoll: Etwa zwei Drittel der bei der Endrohrmessung festgestellten Mängel wären durch eine reine On-Board-Diagnose unentdeckt geblieben. Dies unterstreicht die Notwendigkeit und Wirksamkeit der Partikelmessung direkt am Auspuff. Prüforganisationen sehen die PN-Messung als ein Erfolgsmodell, dessen Effizienz sich eindrucksvoll bewiesen hat.
Ausblick: Ausweitung der Partikelmessung gefordert
Angesichts der positiven Erfahrungen fordern die Prüforganisationen eine Ausweitung der Partikelmessung auf weitere Emissionsklassen. Insbesondere Dieselfahrzeuge der Emissionsklasse Euro 5b stehen hier im Fokus. Es wird vermutet, dass sich in dieser Fahrzeuggruppe noch zahlreiche Fahrzeuge mit hohen Emissionen im Straßenverkehr befinden. Eine Einführung der PN-Messung auch für diese Modelle wäre ein konsequenter und effektiver Schritt zur weiteren Verbesserung der Luftqualität und würde den Aftermarket mit neuen Herausforderungen, aber auch Chancen konfrontieren.



