
Young- und Oldtimer sind ein Wirtschaftsfaktor
1. Juli 2025Young- und Oldtimer sind echte Sympathieträger und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Die Studie „Wirtschaftsfaktor Young- und Oldtimer 2025“ von BBE Automotive und Wolk & Nikolic soll mehr Transparenz in den Markt klassischer Fahrzeuge bringen und aktuelle Entwicklungen analysieren.
82 Prozent der Befragten dieser Studie freuen sich, einen Oldtimer zu sehen, Tendenz steigend. Das sind übrigens deutlich mehr als in der letzten Erhebung (71 %). Auch die Zahl der Interessierten ist gestiegen. Insbesondere aus Umweltgründen lassen sich aber auch etwa 22 Prozent als Skeptiker ableiten.
Markt für Young- und Oldtimer bleibt stabil
Das Umweltargument kann schnell entkräftet werden: wegen der niedrigen Fahrleistungen von durchschnittlich 2.500 km ist die Umweltbelastung durch Young- und Oldtimer gering, ihre Fahrleistung macht lediglich 0,6 Prozent aller gefahrener Kilometer aus. Ein Pkw wird in Deutschland durchschnittlich über 12.000 Kilometer pro Jahr gefahren. Auch wenn der Zuwachs bei den etwa 1,45 Millionen zugelassenen Oldtimern (Pkw 30 Jahre und älter) im letzten Jahr etwas geringer ausfällt, ist die Branche optimistisch, dass der Markt für Oldtimer und Youngtimer (20 bis 29 Jahre) stabil bleibt.
„Classic Cars sind in der Bevölkerung weiterhin positiv besetzt und auch wirtschaftlich relevant. Oldtimer-Halter investieren rund 90 Cent pro gefahrenem Kilometer allein in den Fahrzeugunterhalt, ohne Steuern und Versicherung.“
Studienautor Gerd Heinemann
Szene wird jünger und digitaler
Fahrzeughalter von Young- und Oldtimern sind im Durchschnitt bereits über 60 Jahre alt. Es kommen mittlerweile aber auch jüngere Fans mit Autos der 1990er und 2000er Jahre nach. Dadurch wird die Szene jünger und digitaler. Auch Do It Yourself ist in der Classic Branche stark ausgeprägt. So legte fast jeder zweite Oldtimer-Halter im letzten Jahr selbst die Hand an. Bei Youngtimern war es weniger ausgeprägt, Vertragswerkstätten der Autohersteller haben hier auch noch etwas höhere Anteile.
Der Bestand an Fahrzeugen ab 30 Jahren wird zu 45 Prozent von den niedrigen Preisklassen dominiert. Etwa die Hälfte der Fahrzeuge liegen in der Range zwischen 10.000 und 50.000 Euro. Nur etwa sechs Prozent werden dem Segment Premium zugeordnet. Der Classic-Markt ist weiter angewachsen, aber etwas weniger dynamisch. Nachwuchs ist zwar da, das sind aber die Volumenfahrzeuge der 1990er Jahre. Die wirtschaftliche Bedeutung ist groß, so entfallen 3,6 Milliarden Euro Werkstatt- und Teilepotenzial im Oldtimer-Segment.
Umsatz steigt
Die befragten Werkstätten berichten mehrheitlich über gestiegene Umsätze in den Jahren 2024 und 2023. Auch die Erwartungen für die 2025 und 2026 sind positiv. Hier liegt die Zahl der Optimisten auf dem mehr als Dreifachen der Pessimisten. Am positivsten zeigen sich Erwartungen bei den Youngtimern, wo über 40 Prozent ein Wachstum und weniger als 10 Prozent einen Rückgang bei den Umsätzen sehen. Soll heißen, Classic ermöglicht zusätzliche Umsätze mit den anderen Fahrzeugen aus dem Oldtimer-Haushalt.
Probleme: Fachkräftemangel und Teileversorgung
Wie die Befragung von über 2.000 Fahrzeughaltern und mehr als 100 Werkstätten zeigt, gibt es nur bei wenigen Marken eine wirklich gute Teileversorgung, bei deutlichen Unterschieden im Markt. Hier gibt es deutliche Unterschiede im Markt. Die Marken Porsche, Mercedes, VW und BMW werden von den Werkstätten bezüglich der Teileversorgung mehrheitlich noch als gut oder sehr gut beurteilt. Als extrem schwierig werden Ford und Opel gesehen. Zu Opel polarisiert die Meinung aber. Auch bei den italienischen und asiatischen Marken sehen etwa 40 Prozent Probleme bei der Verfügbarkeit von Teilen für Young- und Oldtimer. Im Vergleich zum Branchenprimus Porsche berichten nur 6 Prozent über Probleme.
Wie so oft woanders auch, der Fachkräftemangel ist das Thema in der Branche. Auch wenn 92 Prozent die Qualifikation der aktuellen Mitarbeiter als sehr gut oder gut beurteilen, die Rekrutierung neuer Fachkräfte sehen fast alle als schwierig an. Deshalb droht ein gravierender Mangel an Fachkräften. Der Wissenstransfer muss neu organisiert werden. Unternehmer müssen die Nachfolge organisieren.
Die Teilebeschaffung ist ein zusätzliches Kernthema der Branche, noch vor dem Finden von Fachkräften. Zudem suchen Werkstätten den Erfahrungsaustausch mit Branchenkollegen. „Die teilweise extrem schlechte Teileversorgung könnte im schlimmsten Fall zu Stilllegungen verschiedener Modelle führen. Hier braucht es neue Lösungen zum Beispiel durch mehr Kooperationen in der Ersatzteilbranche,“ so Wolk & Nikolic Geschäftsführer Zoran Nikolic.
Ausblick: Der Markt bleibt in den nächsten fünf bis sieben Jahren stabil und verändert sich weiter hin zu preiswerteren Volumenfahrzeugen. Die nachfolgende Entwicklung ist abhängig von der politischen Debatte und der Teileversorgung. Die Branche findet aber weiter ein interessantes Marktpotenzial.