Logistik und künstliche Intelligenz: ein zukunftsträchtiges Duo
14. Februar 2020Vom 10. bis zum 12. März 2020 findet in Stuttgart die Logistikmesse Logimat statt. Der Messeveranstalter sieht in der Logistik-Branche einen massiven Trend zur künstlichen Intelligenz.
In vielen Bereichen der Logistik erfolgt gegenwärtig ein technologischer Paradigmenwechsel. In der Intralogistik werden Digitalisierung und Künstliche Intelligenz als Erstes durchbrechen. Welche innovativen Lösungen und Services für eine moderne und zukunftsfähige IT-Infrastruktur bereits auf dem Markt sind, zeigen in diesem Jahr über 210 Software-Hersteller auf der LogiMAT 2020 dem internationalen Fachpublikum.
IT-Boom auch in der Logistik
Die IT-Branche boomt. Mit einem Plus von 6,3 Prozent steigerten die Software-Hersteller und -Anbieter ihre Umsätze in Deutschland im vergangenen Jahr nach Angabe des Digitalverbandes Bitkom e.V. auf mehr als 26 Milliarden Euro – ohne IT-Dienstleistungen, Projektgeschäft und IT-Beratung. „Die zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft, Staat und Gesellschaft treibt das Wachstum in der IT-Branche“, begründet Bitkom-Präsident Achim Berg die Entwicklung. „Jedes Unternehmen braucht IT-Beratung und Software-Lösungen, wenn es darum geht, neue Produkte und Services anzubieten und Geschäftsprozesse zu optimieren.“
Mehr als zwei Drittel der Logistikunternehmen, so das Ergebnis der Bitkom-Umfrage, führen als Vorteil digitaler Anwendungen Zeitersparnis an, 43 Prozent nennen sinkende Fehler- und Ausfallanfälligkeit, 35 Prozent eine körperliche Entlastung der Beschäftigten, 33 Prozent einen besseren Service für Endkunden und 31 Prozent einen geringeren Bedarf an Lagerfläche. „Eine rein analoge Logistik ist nicht zukunftsfähig“, urteilt Berg.
Digitale Technologien treiben die Veränderung voran
Keine Frage, digitale Technologien verändern die innerbetriebliche Logistik. Effiziente Routenplanung oder die vorausschauende Wartung von Maschinen und Fahrzeugen mit Künstlicher Intelligenz (KI), Warentransport mit autonomen Fahrerlosen Transportfahrzeugen, Lkw und Drohnen oder Blockchain für eine transparente Lieferkette – in vielen Bereichen der Logistik erfolgt gegenwärtig ein technologischer Paradigmenwechsel. Die Basis dafür bilden die jüngsten IT-Entwicklungen sowohl im Hard- als auch Softwarebereich: Mit steigenden Speicherkapazitäten und höheren Rechengeschwindigkeiten durch leistungsstarke Prozessoren lassen sich immer mehr Daten beispielsweise mittels Sensorik und Bilderfassung immer schneller verarbeiten. Robotic Process Automation (RPA) sowie Methoden und Verfahren der KI ermöglichen mit automatisierten Rechenprozessen optimale, selbst organisierte Reaktionen in Echtzeit.
Wie weit diese Entwicklungen vorangeschritten sind und wie die Software-Unternehmen die aktuellen Technologien in den funktionalen Leistungsumfang ihrer IT-Produkte bereits eingebunden haben, präsentieren die internationalen Anbieter von Software-Lösungen für die Intralogistik vom 10. bis 12. März auf der LogiMAT, 18. Internationale Fachmesse für Intralogistik-Lösungen und Prozessmanage-ment in Stuttgart.
Logimat: Schwerpunkt IT
Als traditionell zweitstärkste Ausstellergruppe gibt die Branche in den Hallen 6 und 8 auf dem Stuttgarter Messegelände einen umfassenden Überblick über die aktuellen Softwareangebote an Transportmanagement- und Warehouse Management Systemen sowie für Zoll-, Versandabwicklung und Exportkontrolle. „Die Anforderungen an die IT-Infrastruktur werden immer komplexer“, betont Michael Ruchty vom Münchner Messeveranstalter EUROEXPO Messe- und Kongress-GmbH. „Einerseits fordert die Digitalisierung ein ganzheitliches Datenmanagement, durchgängige Vernetzung, Integration und intelligente Informationsflüsse, andererseits sollen die Systeme immer einfacher handhabbar und intuitiver nutzbar sein. Daher laufen viele wichtige Software-Prozesse mit intelligenten KI-Algorithmen und Robotic Process Automation automatisiert und im Hintergrund ab.“
Durch KI-Anwendungen wie Machine Learning und neuronale Netze lassen sich aus großen Datenmengen mit entsprechenden Algorithmen Muster erstellen und Wahrscheinlichkeiten berechnen, die sonst kaum zu ermitteln wären. Dabei simuliert die Software in Echtzeit eine Vielzahl unterschiedlichster Prozesse und Variablen, gleicht die Analyseergebnisse miteinander ab und initiiert so die optimale Lösung. Was dabei bereits an Innovationen auf dem Markt existiert und was sich als Vision in der Entwicklung befindet, erfahren die Fachbesucher auf der LogiMAT 2020 aus erster Hand.
Effizienz steigern mit künstlicher Intelligenz
Über nahezu alle Systemebenen der Intralogistik-Software hinweg zeigen die Aussteller Systeme, Funktionalitäten und Tools, die unterstützt durch Methoden und Verfahren der KI die Transparenz, Effizienz und Flexibilität von Prozessen im Unternehmen steigern. So kommt etwa die Inform GmbH (Halle 8, Stand D61) mit einer neuen, branchen- und unternehmensübergreifenden Systemplattform für industrielle Transportlogistik nach Stuttgart. Die cloud-basierte Plattform SyncroSupply Central soll Verladern, Erstausrüstern oder Zulieferern, Transportunternehmen und Händlern bei der Prozesstransparenz, der Zuweisung von Zeitfenstern und Ladestellen oder der Einbindung individueller Services ohne aufwändige Integrationen zahlreichen Mehrwert bieten.
Die Logivations GmbH (Halle 8, Stand F05), internationales Consulting- und Technologieunternehmen aus München, zeigt auf der LogiMAT mit neuen Funktionen für die Softwarelösung W2MO den Einsatz künstlicher Intelligenz im Packprozess. Interfaces zu Frachtkostendatenbanken und zu Google-Verkehrsdaten unterstützen überdies die Optimierung des Netzwerks. Die MotionMiners GmbH (Halle 8, Stand C18) stellt mit Manual Process Intelligence (MPI) als Weltneuheit die nach eigenen Angaben „erste Motion-Mining® Produktlösung“ zur automatischen Erfassung und Analyse von manuellen Arbeitsprozessen mittels Sensoren und KI vor. Über Beacons werden dabei die Aktivitäten und Prozessschritte von Mitarbeitern im Lager zwei Wochen lang erfasst und anschließend mit Künstlicher Intelligenz analysiert, um Geh-, Warte- oder Pick-Zeiten zu optimieren sowie Effizienzanalysen und Ergonomie-Auswertungen durchzuführen.
Nicht automatisch hohe Akzeptanz neuer Technologien
„Die Software-Branche, das belegen die Präsentationen der Unternehmen auf der 18. LogiMAT eindringlich, agiert gegenwärtig in einem Spannungsfeld“, resümiert LogiMAT-Messeleiter Ruchty. „Einerseits muss sie neue technologische Entwicklungen adaptieren und bei der Fortentwicklung ihrer Produktangebote einbinden. Andererseits herrschen bei den Anwendern im Markt – was die Akzeptanz neuer Technologien und die Nachfrage nach entsprechenden Softwaresystemen betrifft – Berührungsängste und Aufklärungsbedarf. Tatsächlich bleiben dadurch viele IT-Potenziale ungenutzt.“
Prognosen des McKinsey Global Institutes (MGI) zufolge könnte die Europäische Union ihre Wirtschaftsleistung bis 2030 um 19 Prozentpunkte, entsprechend rund 2,7 Billionen Euro, steigern, wenn die Unternehmen digitale Defizite ausräumen und die künstliche Intelligenz (KI) intensiv nutzen würden. Gegenwärtig hinke Europa den USA bei der Einsatzfähigkeit von KI weit hinterher. Deutschland liege damit im globalen Mittelfeld. „Entsprechend wollen die Betreiber herkömmlicher Software, dass ihre Systeme weiterhin gepflegt werden“, so Ruchty. „Die Software-Unternehmen stehen vor der Herausforderung, diese Anforderungen miteinander zu verschmelzen und marktgerechte Lösungen zu entwickeln, die die digitale Transformation vorantreiben und KI-Anwendungen weiter auf den Markt bringen. Mit ihrem Informationsangebot und der Leistungsschau der Anbieter bietet die LogiMAT dem Fachpublikum für die zukunftsfähige Auslegung der eigenen IT-Infrastruktur einen grundlegenden Orientierungsrahmen.“
[…] fehlt es entweder an Vorstellungskraft oder Mut, ihre Prozesse umfassend und siloübergreifend auf KI-Potenzial zu prüfen bzw. Ideen für ihre Zwecke zu entwickeln. Hier könnte größer gedacht […]