Hohe Werkstatt-Treue auch in Corona-Zeiten, aber: die Fahrleistung sinkt
3. Juni 2020 0 Von Jürgen RinnIm aktuellen DAT-Barometer wurden das Werkstattgeschäft, die Kilometerfahrleistung sowie die Einschätzung der aktuellen Situation der Endverbraucher untersucht. Fazit: Weniger Fahrleistung und verschobene Werkstatttermine während des Corona-Lockdowns.
Die Verunsicherung, die das Coronavirus mit sich bringt, ist hoch. Die Hälfte der Befragten macht sich große bis sehr große Sorgen um die persönliche Zukunft, zwei Drittel sehen durch Corona eine große bis sehr große Bedrohung in Deutschland, so die Analyse der Deutschen Automobil Treuhand (DAT). Basis ist eine repräsentative Befragung der Pkw-Halter durch die GfK.
Weniger Fahrleistung wegen Corona
Während der Monate März und April sind die Pkw-Halter in Deutschland weniger gefahren als in einem üblichen, durchschnittlichen Monat. Für April 2020 konnte ein Rückgang von einem Viertel bei der Fahrleistung festgestellt werden. Nur 35 Prozent gaben ab, im April eine identische Anzahl an Kilometern zurückgelegt zu haben. Bei über der Hälfte (56%) waren es deutlich weniger als üblich.
Was allerdings verwundert, ist die Tatsache, dass Corona bei vielen zu Überlegungen führt, ein weiteres Automobil anzuschaffen. So überlegen sich zwölf Prozent aller Befragten ein weiteres Automobil anzuschaffen. Hintergrund ist, dass möglichst viele Personen im Haushalt kontaktlos mobil sind. Die Altersgruppe 30 bis 39 Jahre sticht mit 29 Prozent hier deutlich hervor. Für rund ein Viertel der Mehrpersonenhaushalte mit Kindern gilt das ebenfalls.
Werkstattarbeiten verschoben
Fast drei Viertel der Pkw-Halter hatten Arbeiten am Pkw geplant. So standen bei 71 Prozent in den Monaten März und April Arbeiten am eigenen Pkw an oder waren geplant, darunter Wartungsarbeiten / Inspektion (z.B. Ölwechsel, kleine oder große Inspektion etc.), Verschleißreparaturen oder Reparaturen aufgrund einer Fehlermeldung (z.B. Bremsen, Auspuff, Fehlermeldung der Motorelektronik etc.), Karosseriearbeiten, Lackarbeiten oder Glasreparaturen (z.B. aufgrund von Unfall, Parkrempler, Steinschlag etc.), eine Hauptuntersuchung oder der (saisonale) Reifen-/ Räderwechsel. Knapp ein Viertel (23 Prozent) haben allerdings geplante Arbeiten verschoben. Eine große Mehrheit von ihnen ließ diese auch durchführen (77%). Der Umsatz der nicht durchgeführten Arbeiten fehlt den Werkstätten jedoch. Als Hauptgrund wurden die Angst vor Infektion, gefolgt von finanziellen Gründen und der zurückgegangenen Nutzung genannt.
Auch in Corona-Zeiten ist die Werkstatt-Treue sehr hoch
Die Werkstatt-Treue selbst, war aber hoch. Denn wer sein Fahrzeug in eine Werkstatt brachte, der blieb seiner Werkstatt auch in Corona-Zeiten treu. Hierzu gaben 86 Prozent an, die Werkstatt nicht gewechselt zu haben. Dies deckt sich mit den Erhebungen aus dem DAT-Report, wonach in den letzten Jahren stets über 80 Prozent aller Pkw-Halter in Deutschland ihrer Werkstatt treu geblieben sind.
„Die Bekanntgabe des Lockdown Mitte März für den Autohandel hat auch das Service-Geschäft negativ beeinflusst, obwohl die Kfz-Werkstätten davon nicht betroffen waren. Viele Kunden waren verunsichert, weil zunächst nicht klar war, was in den Autohäusern und Werkstätten möglich war und was nicht. Hinzu kommt, dass aufgrund der in vielen Wirtschaftszweigen verordneten Kurzarbeit sowie der wachsenden Angst um den Arbeitsplatz so manche private Investition zunächst auf den Prüfstand gestellt wurde. Dazu gehörten offensichtlich auch verschiebbare Arbeiten am Auto.
ZDK-Vizepräsident und Bundesinnungsmeister des Kfz-Handwerks, Wilhelm Hülsdonk
Nicht zuletzt gingen die Fahrleistungen vieler Fahrzeuge aufgrund der Verlagerung von Arbeit ins Homeoffice drastisch zurück. Kunden haben Werkstattaufträge storniert oder verschoben, auch die Räderwechsel-Saison, die meist um Ostern herum beginnt, hat unter der Verunsicherung gelitten. Aktuelle Zahlen zeigen, dass die monatlich gemessene Quote der Werkstattauslastung im April um 18 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres gelegen hat.
Ich gehe aber davon aus, dass mit den nach und nach vollzogenen Lockerungen in der Corona-Krise sowie den Aussichten, auch wieder zumindest mit dem Auto hier in Deutschland oder dem benachbarten Ausland Urlaub machen zu können, die Kunden ihren Fahrzeugen wieder mehr Aufmerksamkeit widmen und zum Beispiel den Urlaubscheck am Auto durchführen lassen.“
Foto: ProMotor
Über den Autor
Jürgen ist ein alter Hase im automotive Aftermarket. Als gelernter Kfz-Mechaniker war er schon frühzeitig fasziniert vom Schreiben. So absolvierte er ein Volontariat und wurde schließlich Chefredakteur der Zeitschrift amz. Dort war er fast 20 Jahre ein angesehener Experte. Inzwischen ist Jürgen als freier Journalist und Branchenkenner ein gefragter Mann.