Neue Seidenstraße: wer profitiert eigentlich?
30. August 2019China treibt das Projekt der neuen Seidenstraße stark voran. Immer wieder heißt es, auch ausländische Unternehmen könnten von diesem Mammutprojekt profitieren. Bisher ist das offenbar weniger der Fall. Auch bei deutschen Unternehmen schrumpft die Hoffnung, ein Stück vom Kuchen zu ergattern. So hatte eine Umfrage des VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer) noch 2018 ergeben, dass fast die Hälfte der in China aktiven Mitglieder Vorteile für sich sahen. Im April 2019 war es nur noch ein Drittel.
Neue Seidenstraße: bisher profitieren fast nur Chinesen
In der Tat scheinen die Beteiligungsmöglichkeiten für ausländische Unternehmen gering auszufallen. Grund hierfür ist laut Beratungsfirma Vallée und Partner, dass China die Projekte nicht nur finanzieren möchte. Das Land will sie größtenteils auch selbst durchführen. Eine weitere Studie ergab, dass in China ungefähr 80 Prozent der Logistikaufträge für die Seidenstraße an chinesische Logistikunternehmen vergeben werden. Doch damit steht die Logistikbranche vergleichsweise gut da. Denn über alle beteiligten Branchen hinweg gingen die Aufträge in den letzten drei Jahren zu über 96 Prozent an chinesische Unternehmen.
Somit finden sich in dem Seidenstraßenprojekt bisher nur wenige deutsche Firmen als Kooperationspartner wieder. Siemens beispielsweise hat eine Seidenstraßen Task Force ins Leben gerufen, welche rund um den Globus mögliche Seidenstraßenprojekte identifizieren und Aufträge an Land ziehen soll. Hierdurch hat das Unternehmen zum Beispiel einen Auftrag eines Kraftwerkes in Indonesien an Land gezogen.
Handel ankurbeln, Wohlstand schaffen
Ziel ist es laut China, den Handel anzukurbeln, Wohlstand zu schaffen und zwischen den involvierten Ländern auf gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene zu kooperieren. Gleichzeitig plant die KP, China bis 2049, zum 100. Geburtstag der Volksrepublik, zur weltweit größten Industrienation zu entwickeln. Dementsprechend kann das Projekt der neuen Seidenstraße auch als Wegbereiter für dieses langfristig angelegte Ziel der KP angesehen werden.
Derzeit scheint unklar, wie viele Länder mit China eine Absichtserklärung zur neuen Seidenstraße unterschrieben haben. Während das chinesische Außenministerium von 125 Ländern spricht, gehen andere Quellen von 70 Vereinbarungen aus. Unter den Ländern finden sich auch viele Mitglieder der EU: Italien, Portugal, Griechenland, Kroatien, Polen, Bulgarien, Tschechien, Luxemburg, Slowakei, Slowenien, Ungarn, Malta und seit kurzem auch die Schweiz. Deutschland, Frankreich und Großbritannien allerdings stehen dem Projekt kritisch gegenüber.
Mehr Abhängigkeit von China?
Denn es besteht international die Sorge, China könnte eine Vielzahl anderer Länder mit seinen Infrastrukturprojekten wirtschaftlich und durch die Vergabe von Krediten finanziell von sich abhängig machen und somit auch politische Macht auf diese ausüben. So musste Sri Lanka kürzlich einen Hafen und Land für 99 Jahre an China verpachten, weil es die Kredite nicht mehr bedienen konnte. Zusätzlich steht China in der Kritik, Sozial-, Umwelt- und Menschenrechtsstandards nicht einzuhalten.
Nicht neue Seidenstraße: Eine Region, eine Straße
Chinas Kommunistische Partei (KP) plant die „neue Seidenstraße“. Jedoch nennt die KP diese nun Yi Dai Yi LU (zu Deutsch: „Eine Region, eine Straße“). Allerdings handelt es sich dabei nicht um eine einzelne Straße, sondern um ein Netz aus verschiedenen Transportwegen – Straßen, Wasser und Schienen – das zwischen Asien, Afrika und Europa aufgebaut werden soll. Doch ein Überblick darüber, welche Vorhaben alle unter das Projekt der neuen Seidenstraße fallen, gestaltet sich schwierig. Denn China lässt den Begriff der neuen Seidenstraße recht offen. So fallen gegebenenfalls sogar Routen nach Südamerika und in die Arktis unter dessen Schirm.
Äußerst klar sind jedoch die gigantischen Ausmaße des Projektes: So sollen etwa 65 Länder in Asien, Afrika und Europa, in welchen etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung leben, an die neue Seidenstraße angebunden sein. Die Investitionen Chinas in die Infrastruktur entlang der neuen Seidenstraße, also in Straßen, Schienen, Häfen, Flughäfen, Pipelines und Kraftwerke, sollen bei mindestens 900 Milliarden Dollar liegen. Außerdem sollen strategische Häfen, Marinebasen und Sonderhandelszonen entstehen.
Neue Transportrouten geplant
Eine Transportroute soll sich über den Landweg, die andere über den Seeweg erstrecken. Die maritime Seidenstraße soll Südostasien mit dem mittleren Osten, Ostafrika und Europa verbinden. Somit zieht sie sich durch das Südchinesische Meer, die Straße von Malakka, den Indischen Ozean, das rote Meer, den Suezkanal, das Mittelmeer bis in die Nordsee. Hierfür investiert das Reich der Mitte in die Infrastruktur, kauft Hafenanlagen und Werften (z.B. in Griechenland, Pakistan und Bangladesch) und möchte außerdem die Zusammenarbeit der Staaten entlang des Seeweges bei Zollangelegenheiten, sowie die Sicherheit fördern. Weiterhin möchte die Volksrepublik mit etwa 30 Häfen in 71 Ländern zusammenarbeiten.
Über den Landweg andererseits verkehren die Güterzüge über drei Routen: Die nördliche über die Mongolei und Russland, die mittlere durch die Wüstenregion Xinjiang im Westen Chinas und Kasachstan und die südliche in Kasachstan über das kaspische Meer nach Aserbaidschan, weiter nach Rumänien, in die Ukraine bis nach Polen. China gibt an, dass 50 europäische Städte in 15 Ländern an das bis zu 12.000 km lange Güterzug Netzwerk angebunden seien. Somit kann die Transportzeit von Europa nach Asien und anders herum verglichen mit dem Seeweg um bis zur Hälfte reduziert werden. Zusätzlich ist noch von einer arktischen sowie einer digitalen Seidenstraße die Rede.
Schon jetzt herrscht Betrieb auf der neuen Seidenstraße
Die Güterzugverbindung von Europa nach China garantiert einen schnellen Transport zu stabilen Kosten mit im Vergleich zu Lkw- und Flugzeugtransporten geringen CO2-Emissionen. Auch deutsche Unternehmen haben die Vorteile erkannt: Beispielsweise die DB Cargo, welche ihre Transportkapazität nach China bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent von jährlich 80.000 TEU Containern auf 100.000 erhöhen möchte.
Auch Porsche exportiert 11 Prozent seiner neu hergestellten Fahrzeuge über die Bahnverbindung entlang der neuen Seidenstraße in das Reich der Mitte, welches den volumenstärksten Einzelmarkt für Porsche darstellt. Wöchentlich gehen von Bremerhaven aus zwei Züge mit mehr als 160 Neufahrzeugen nach Chongqing. Diese sind trotz mehrfachen Umsetzens der Container aufgrund unterschiedlicher Spurweiten auf den 11.000 Kilometern Bahnstrecke bis zu drei Wochen schneller als bisher mit dem Schiff. Dementsprechend konnte die Transportzeit von ca. 50 Tagen auf ungefähr 30 reduziert werden. Auch BMW transportiert dreimal pro Woche Fahrzeugteile über den Schienenverkehr nach China.
[…] gar das ganze Land abgeriegelt, um der Virusinfektion Herr zu werden. Und auch der Nachschub aus China lässt auf sich warten: Daimler musste kürzlich bereits die Produktion des Hoffnungsträgers EQC […]
[…] geschrieben, dessen Geschäftsführer mit meinen Eltern befreundet war. Mich haben damals vor allem China und Brasilien als zukünftige Produktionsländer Produktions- und Absatzländer interessiert. Nach […]