Gebrauchtwagen: Online suchen, offline kaufen

Gebrauchtwagen: Online suchen, offline kaufen

21. September 2023 0 Von Jürgen Rinn

Wer sich für Gebrauchtwagen interessiert, sucht heute fast vorwiegend im Internet. Wenn es um den wirklichen Kaufabschluss geht, sind viele Interessenten dann aber immer noch lieber in der analogen Welt unterwegs. Das ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Befragung der Expertenorganisation DEKRA und des Marktforschungsinstituts Ipsos. Wer sein altes Fahrzeug loswerden möchte, steuert immer häufiger spezielle Ankaufportale an.

Was Recherche und Information angeht, führe an Online-Kanälen praktisch kein Weg mehr vorbei, heißt es dort. Vier von fünf Befragten (80 Prozent) informieren sich vor dem Kauf eines Gebrauchtwagens im Internet; nur 7 Prozent sagen dazu klar nein. Auf ihr aktuelles Fahrzeug sind 60 Prozent der Gebrauchtwagenbesitzer im Internet aufmerksam geworden. Das ist eine Steigerung im Vergleich zu früheren Befragungen mit derselben Fragestellung (2021: 58 Prozent; 2017: 52 Prozent).

Online-Börsen führen die Info-Hitliste an

Am häufigsten als Informationsquelle genutzt werden Online-Börsen wie Autoscout24 oder mobile.de, aber auch ebay bzw. ebay Kleinanzeigen. Für 46 Prozent der Befragten sind solche Seiten die wichtigste Informationsquelle zu Gebrauchtwagen. Die Webseite eines Autohändlers folgt mit großem Abstand (12 Prozent) auf dem zweiten Rang, vor speziellen Gebrauchtwagen-Apps (8 Prozent), Vergleichsportalen (6 Prozent) und den Webseiten der Fahrzeughersteller (6 Prozent). Auch Offline-Informationsquellen werden weiterhin genutzt. Nur 10 Prozent der Befragten stützen sich ausschließlich auf die Online-Recherche. Offline rangieren Händler mit 60 Prozent ganz oben, vor Gesprächen im persönlichen Umfeld (47 Prozent). Weniger relevant sind Print-Artikel (15 Prozent), eine Testfahrt in einem Mietwagen (12 Prozent), der Besuch einer Automesse (9 Prozent) oder Erfahrungen aus dem Carsharing (4 Prozent).

Mehr Autobesitzer nutzen Ankaufportale für Verkauf Gebrauchtwagen

Wenn Autobesitzer ihr Fahrzeug abgeben wollen, nimmt die Bedeutung von speziellen Ankaufportalen wie wirkaufendeinauto.de oder carsale24.de weiter zu. 85 Prozent der Befragten kennen solche Portale jetzt. In der Befragung 2021 lag dieser Wert bei 82 Prozent im Jahr 2017 noch bei 74 Prozent. Fast jeder Dritte (30 Prozent) hat schon einen Gebrauchtwagen über einen dieser Anbieter verkauft. 2021 waren das noch 25 Prozent, im Jahr 2017 nur 18 Prozent.

„Für den Gebrauchtwagenhandel zeigen diese Zahlen, dass die Kunden ihre Altfahrzeuge unkompliziert und zu einem guten Preis loswerden wollen. Ein strukturierter Ankaufprozess, wie etwa durch Kooperationen kann damit zum Erfolgsfaktor werden.“

Guido Kutschera, Vorsitzender der Geschäftsführung der DEKRA Automobil GmbH

Vor dem Auslaufen der BEV-Prämie für gewerbliche Zulassungen wurden im August 2023 noch zahlreiche Neuzulassungen getätigt. Laut KBA gab es rekordverdächtige Zuwächse, wohingegen der Markt der Gebrauchtwagen mit seinen 532.738 Einheiten im August geräuschlos mit 4,2 Prozent im Plus gegenüber dem Vormonat lag. Gegenüber August 2022 waren es sogar 12,2 Prozent. Trotzdem bleibt der Gebrauchtwagenmarkt laut der DAT deutlich unter den normalen Zeiten.

Elektroauto ja, aber bitte nicht als Gebrauchtwagen

Was man verschiedentlich aus Händlerkreisen höre, ist die Freude über jedes verkaufte neue Elektroauto, verbunden mit der Hoffnung, es möge nie wieder als Gebrauchtwagen zurückkommen. Zu dem heißt es dort, wir sind weit davon entfernt zu sagen, dass jede BEV-Neuzulassung auf dem GW-Markt ein Problem darstellt. Aber es sei offensichtlich, dass die Mitnahmeeffekte auf dem gewerblichen Markt massiv für hohe BEV-Stückzahlen gesorgt haben. Und diese kommen zu einem großen Teil auch irgendwann zurück. Nur weiß heute noch keiner so richtig, was mit diesen Autos werden soll.

Der Gebrauchtwagenmarkt werde von Elektroautos hauptsächlich aus dem Dienstwagenmarkt gespeist. Mehr BEV-Volumen dort bringt mehr BEV-Volumen auf dem GW-Markt. Aber welche Kundengruppe erfreut sich an diesen zwei, drei oder vier Jahre alten Fahrzeugen? Gebrauchtwagenkäufer mit eigener Park- und Lademöglichkeit? Derer gibt es wenige. Wenn man Autokaufplaner befrage, die sich im Informationsprozess befinden, so ist ein BEV für die Mehrheit nur als Neuwagen oder als sehr junger Gebrauchter eine Option.

Beim Dienstwagenleasing bleiben wenige nachgefragte Jahreswagen übrig

Ist ein BEV älter als 12 Monate, befinden wir uns auf niedrigem zweistelligen Akzeptanzniveau. Einzig die BEV-Jahreswagen würden auf Interesse stoßen, aber bei einem Dienstwagenleasing von 24 bis 48 Monaten bleiben wenig Jahreswagen übrig. Es gelte also hier nach wie vor: Hersteller und Handel stehen vor der Herausforderung, das Vertrauen in gebrauchte Akku-Fahrzeuge zu stärken.

Immerhin, es tut sich einiges bei der Akku-Forschung. Vielleicht ist der Feststoff-Akku das, was man gemeinhin als Game-Changer bezeichnet. Nur könnte dann alles, was jetzt mit den Standard-Akkus auf den Gebrauchtwagenmarkt kommt, am Ende als noch schwerer verkäuflich gelten.

Foto: ProMotor/T.Volz

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