Mit dem Elektro-Förderstop brechen die Zulassungszahlen ein
17. Januar 2024Die Anschaffung eines Elektroautos ist teuer. Deshalb sollte der Umweltbonus den Absatz ankurbeln. Doch die Bundesregierung hatte zum Ende 2023 den Elektro-Förderstop beschlossen. Und es kam schneller als erwartet, schon kurz vor Jahresschluss 2023. Beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe wie beim Verband der Automobilindustrie, ist man von der vorzeitigen Beendigung der Anschaffungsprämie für Elektroautos enttäuscht. Ursprünglich sollte die Prämie zur Anschaffung eines E-Autos noch bis Ende 2024 laufen. Zum Januar dieses Jahres sollte der maximale staatliche Zuschuss aber von 4500 auf 3000 Euro sinken. Mit dem vorzeitigen Aus der Förderung reagiert der Bund auf das Haushaltsloch von rund 17 Milliarden Euro.
Bei ZDK und ADAC ist man vom Elektro-Förderstop nicht begeistert
Die überraschende Entscheidung zum Elektro-Förderstop schädige viele tausend Kunden sowie die Autohändler und zerstöre gleichzeitig das Vertrauen in eine nachvollziehbare und rationale Politik zur Förderung der Elektromobilität, beklagt der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. „Die Einigung des Bundeskabinetts, die Umweltprämie auslaufen zu lassen, ist ein Dämpfer für den Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland“, sagte ZDK-Präsident Arne Joswig. Auch beim ADAC bedauert man das Auslaufen des Umweltbonus entgegen vorheriger Planungen bereits zum 17.12.2023 und befürchtet Rückschritte für den Hochlauf der Elektromobilität.
Deshalb spricht ADAC Technikpräsident Karsten Schulze von einem beispiellosen Vorgang: „Der Umweltbonus wurde bereits für die Jahre 2023 und 2024 angepasst, ein Auslaufen gegen Ende 2024 angekündigt. Die neuerliche Korrektur dürfte die Politik einige Glaubwürdigkeit kosten. Das gilt umso mehr als sie sie quasi über Nacht umgesetzt wurde, so dass Verbraucher keine Chance hatten, sich auf Veränderungen einzustellen.“ Zehntausende hätten die Förderung einkalkuliert und müssten jetzt zusehen, wie sie diese kompensieren könnten.
Elektro-Neuzulassungen deutlich im Minus
Im Dezember 2023 wurden laut der aktuellen Statistik des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) knapp 242.000 Fahrzeuge neu zugelassen. Das sind 72.000 Einheiten und damit fast ein Viertel weniger (-23,0 Prozent) als im Dezember 2022. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr rund 2,84 Millionen Pkw erstmals zugelassen, das sind 7,3 Prozent mehr als 2022. Im Dezember 2023 wurden 72.550 Elektrofahrzeuge neu registriert. Dies entspricht laut VDA einem Rückgang von gut 58 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Dabei lagen sowohl PHEV (-74 Prozent), als auch BEV (-48 Prozent) unterhalb des Vorjahresniveaus. Der Elektro-Förderstop schlug sich auch in der Gesamtjahresperspektive deutlich nieder: Im Jahresverlauf wurden insgesamt 700.200 Elektro-Pkw neu zugelassen, 16 Prozent weniger als im Vorjahr.
Förderprämie für Elektroautos: Hersteller springen in die Bresche
Völlig unerwartet konnten, wie eingangs erwähnt, mit Ablauf des 17. Dezember 2023 keine neuen Anträge für den Umweltbonus beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gestellt werden. Vom plötzlichen Stopp des Umweltbonus sind rund 60.000 E-Fahrzeuge betroffen. Das hat eine aktuelle Blitzumfrage des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) ergeben. die am 18. und 19. Dezember 2023 im markengebundenen Fabrikatshandel durchgeführt wurde. Daran haben sich zahlreiche Betriebe beteiligt. Hochgerechnet sollen die Zahlen ergeben, dass in diesem Jahr rund 30.000 E-Fahrzeuge verkauft sind und bis zum Jahresende zur Auslieferung anstehen. Für weitere rund 30.000 E-Fahrzeuge sind ebenfalls schon Kaufverträge abgeschlossen, eine Zulassung ist aber erst im Jahr 2024 zu erwarten.
Nach der Ankündigung der Bundesregierung, die Anschaffung eines Elektroautos staatlich ab sofort nicht mehr zu fördern, waren laut ZDK fast alle Hersteller und Importeure eingesprungen und hatten den staatlichen Anteil des Umweltbonus zumindest für Zulassungen bis zum Jahresende übernommen.
„Wir sehen ja ganz aktuell, dass fast alle Hersteller und Importeure in die Bresche springen und den Kundinnen und Kunden jetzt auch den staatlichen Anteil des Umweltbonus zumindest für Zulassungen bis zum 31. Dezember 2023 gewähren wollen“, sagt ZDK-Präsident Arne Joswig. „Dafür sind wir sehr dankbar. Es kann aber nicht sein, dass wir als Hersteller und Handel durch den Überfall-Förderstopp der Regierung unter Druck gesetzt werden und uns im Sinne der Kundinnen und Kunden gezwungen sehen, es zu korrigieren.
Jeder dritte Autokäufer verliert das Interesse an Elektroautos
Auch die Nürnberger Marktforschung puls wollte im Rahmen einer Befragung von 353 Auto-Interessenten in Deutschland wissen, wie diese mit der abrupten Streichung der Elektroauto-Prämie umgehen. Die Ergebnisse lassen nichts Gutes für den Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland erwarten. So verliert knapp jeder dritte Auto-Interessent (30 Prozent) in Deutschland nach der Streichung der Förderung das Interesse an einem Elektroauto. Damit rückt laut puls Geschäftsführer Dr. Konrad Weßner das Ziel des Verkaufs von 15 Millionen E-Autos bis 2030 in weite Ferne.
Auf der anderen Seite lassen sich laut puls Studie immerhin 39 Prozent von der Streichung der E-Auto-Förderung nicht abschrecken und zeigen weiterhin Interesse an einem Elektroauto. Von daher könne man laut puls Studie wohl davon ausgehen, dass die kurzfristige Streichung der Umweltprämie den Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland stark abbremsen, aber nicht abwürgen wird. Gefordert ist jetzt laut puls Geschäftsführer Weßner ein kundenorientierter Umgang mit den rund 60000 Kunden, die sich im Vertrauen auf die bis dato zugesagte Prämie ein E-Auto bestellt haben. Zum anderen ist die Politik gefordert, künftig für verlässliche Rahmenbedingen vor allem dann zu sorgen, wenn es um größere Anschaffungen wie die eines E-Autos geht.
Foto: Autoren-Union Mobilität/Dacia