Fakten zum Autokauf könnten unterschiedlicher nicht sein

Fakten zum Autokauf könnten unterschiedlicher nicht sein

17. Oktober 2024 0 Von Jürgen Rinn

So sieht es momentan auf dem Automarkt aus: Die Pkw-Neuzulassungen waren im September dieses Jahres weiterhin rückläufig und lagen um minus sieben Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats. 67,0 Prozent (-6,8 Prozent) der Neuwagen wurden gewerblich und 32,9 Prozent (-7,2 Prozent) privat zugelassen. Nach den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 befinden sich laut VDA die Pkw-Neuzulassungen auf dem deutschen Pkw-Markt weiterhin im Minus. In den ersten neun Monaten wurden insgesamt 2,12 Mio. Pkw neu zugelassen, also ein Prozent weniger als nach den ersten drei Quartalen des Vorjahres. Infolge der zuletzt wieder rückläufigen Pkw-Registrierungen wächst der Abstand zum Vorkrisenniveau wieder etwas an.

Herausfordernde Rahmenbedingungen beeinflussen den Automobilmarkt

Der Handel hatte nach zwei Jahren des Mangels im vergangenen Jahr wieder ein Überangebot an relativ teuren Fahrzeugen. Dazwischen stand der Endverbraucher mit seinen finanziellen Nöten und seinem weiterhin sehr hohen Bedarf an individueller Mobilität. Fakten aus dem DAT Report 2024 beschreiben wichtige Aspekte der Situation. Eins steht jedoch fest, das Auto bleibt unverzichtbar im Alltag: So bestätigen 81 Prozent aller Pkw-Halter, dass sie ohne ein eigenes Auto ihre alltäglichen Mobilitätserfordernisse nicht bewältigen können. Pkw-Halter in Kleinstädten stimmten mit 86 Prozent in weit höherem Maß zu als in Großstädten (74 Prozent). Das eigene Auto ist daher primär kein Luxusartikel, sondern oft die einzige Möglichkeit, den Mobilitätsbedarf zu decken.

Es ergaben sich auch Unsicherheit in Zeiten des Umbruchs. Mit 46 Prozent gab knapp die Hälfte aller Pkw-Halter an, Angst zu haben, sich bald kein Auto mehr leisten zu können. Als Gründe wurden Unsicherheiten aufgrund aktueller Entwicklungen sowie hohe Kosten in unterschiedlichen Bereichen (Zinsen, Lebenshaltungskosten etc.) genannt.

Freier Autohandel gewinnt deutlich Marktanteile hinzu

Für den Kauf eines Gebrauchtwagens wählen Interessierte entweder den Markenhandel, den freien Handel oder den Privatmarkt. Im Jahr 2023 lag der Anteil des Markenhandels mit 37 Prozent (2022: 38 Prozent) nur noch knapp über dem freien Handel (34 Prozent). Dieser hat im Vergleich zum Vorjahr acht Prozentpunkte hinzugewonnen. Schwach zeigte sich der Privatmarkt, dessen Anteil auf ein historisches Tief von knapp einem Drittel gefallen ist (2022: 36 Prozent).

Zudem sind Nachlässe fester Bestandteil des Neuwagengeschäft. Über 90 Prozent der privaten Neuwagenkäufer haben einen Nachlass erhalten. Diese teilen sich auf in knapp die Hälfte (48 Prozent), die einen Rabatt mit dem Händler ausgehandelt hatten, etwa ein Drittel bezahlte einen rabattierten Hauspreis, und zehn Prozent bekamen kostenfreie Zusatzleistungen. Neu- und Gebrauchtwagenkäufer wollen also zuverlässige Autos. Das Kriterium Zuverlässigkeit belegte sowohl beim Neu- als auch Gebrauchtwagenkäufer den Spitzenplatz unter den Hauptgründen für ihren Pkw-Kauf.

„Das Jahr 2023 war ein schwieriges Jahr. Nicht nur für Autokäufer, sondern für alle Akteure der Autobranche. Die Automobilhersteller mussten mit rückläufigen Bestellungen kämpfen und der Handel hatte nach zwei Jahren des Mangels plötzlich wieder ein Überangebot an teuren Fahrzeugen. Die Lust auf ein neues Auto war verhalten, ebenso die Absicht auf E-Mobilität umzusteigen“, kommentieren Uta Heller und Dr. Martin Endlein, die Autoren des DAT Reports.

Viele wollen die Entwicklung bei E-Mobilität erst einmal abwarten

Insgesamt 80 Prozent der Pkw-Halter bestätigten, dass sie ihr Auto länger fahren wollen, um die technologische oder politische Entwicklung der E-Mobilität bzw. Antriebsarten abzuwarten. Auch die Förderprämien gelten als Kaufgrund, denn mehr als die Hälfte der Käufer von Neuwagen, die sich 2023 für ein batterieelektrisches Fahrzeug (BEV) entschieden haben, gaben die Nutzung von Förderprämien als Hauptgrund für ihren Kauf an.

Zudem bleiben die Vorbehalte gegenüber gebrauchten E-Autos erhalten. Nur acht Prozent der Neuwagenkäufer und 13 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer könnten sich vorstellen, ein gebrauchtes BEV zu kaufen. So gilt es also Kompromisse einzugehen. Viele Käufer mussten beim Autokauf Kompromisse eingehen, was zeigt, dass die Marktbedingungen und persönlichen Umstände die Kaufentscheidungen stark beeinflussen. Bei den Neuwagenkäufern haben 40 Prozent anders gekauft als geplant, bei den Gebrauchtwagenkäufern waren es sogar 56 Prozent. Bei beiden Käufergruppen stand die Antwortmöglichkeit „Ursprünglich wollte ich weniger Geld ausgeben“ an erster Stelle, was in Zeiten steigender Preise nicht verwunderlich war.

Wachsende Aufmerksamkeit für chinesische Automarken ist erkennbar

So hatten bereits 14 Prozent der befragten Neuwagenkäufer mit chinesischen Automarken Erfahrungen gesammelt, etwa über Probefahrten oder Mietwagen. Auch 41 bestätigten, dass sie chinesische Automobile bereits im Straßenverkehr wahrgenommen haben. Und 59 Prozent der Neuwagenkäufer sind die chinesischen Automarken bereits in den Medien aufgefallen. Deutlich wurden die Pkw-Halter jedoch bei der Frage „Würde für Sie ein Auto eines chinesischen Herstellers bei Ihrem nächsten Autokauf infrage kommen?“, hier lehnte die große Mehrheit von 88 Prozent dies ab.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Rainer Strang

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