E-Autos: Der Autohandel im Dilemma

E-Autos: Der Autohandel im Dilemma

28. November 2024 0 Von Jürgen Rinn

Es ist verzwickt: die Automobilhersteller kämpfen mit extrem schwierigen Rahmenbedingungen, die privaten und gewerblichen Kunden halten sich mit Investitionen zurück. E-Autos wecken kaum Begehrlichkeiten und die Händler bleiben auf der Strecke.

So ist es nicht verwunderlich, dass über 80 Prozent aller Händler das kommende Jahr 2025 als gleich oder schlechter einschätzen. Negative Meldungen der Volumenhersteller wie VW oder Ford in Deutschland tragen dazu bei, die Stimmung zu trüben. Die momentane Situation im Automobilhandel ist angespannt.
Der Markt kommt nicht richtig in die Gänge, und hohe Kosten für nicht verkaufte Fahrzeuge belasten den Handel. Jeder Tag, den ein Auto nicht verkauft wird, kostet durchschnittlich 30 Euro. All das spiegelt sich im aktuellen DAT Barometer wieder, das eine Momentaufnahme aus primär- und sekundärspezifischen Daten des Automarkts darstellt. Und wenn sich ein Interessent für einen neuen BEV entscheidet, dann wählt knapp die Hälfte die Leasing-Option und verlagert dadurch das Risiko der Vermarktung dieser Pkw in die Zukunft, so die Autoren.

Die wirtschaftliche Lage: angespannt

Der Autohandel ist zwar Krisen gewohnt, blickt aber im zweiten Jahr der Rezession durchaus mit gemischt-negativen Gefühlen in die Zukunft. Fast die Hälfte aller Befragten (48 Prozent) glaubt, das kommende Jahr werde schlechter als das aktuelle. Ein Drittel schätzt es identisch mit 2024 ein, was kein gutes Jahr war. Gerade einmal 16 Prozent der Händler sagen es werde besser. Hier lohne sich ein Vergleich mit dem Jahr 2021. Denn damals, nach der ersten großen Corona-Welle, glaubten (mit 51 Prozent) die Hälfte der Händler an eine Besserung. Und nur 18 Prozent blickten pessimistisch in die Zukunft. Diese Situation hat sich nun ziemlich genau umgedreht.

Handel schätzt Beschaffungssituation entspannter ein

Die Zeiten der Mangellage scheinen vorbei zu sein. Denn Fahrzeuge, vor allem neue, sind wieder in ausreichender Zahl verfügbar. Waren es durch die Ausläufer der Corona-Pandemie vor drei Jahren noch 92 Prozent der Händler, die den Einkauf von Neu- oder Werksdienstwagen als schwierig erachteten, seien es aktuell laut Barometer nur noch 43 Prozent. Dabei könne sich ein Drittel aller Händler vorstellen, chinesische Marken ins Portfolio aufzunehmen. Als positiv wird bewertet, dass wieder junge Gebrauchte stärker gefragt sind. Etwas mehr als die Hälfte der Händler (54 Prozent) könnte davon noch mehr gebrauchen und sieht daher deren Beschaffung als ausbaufähig.

Dabei liegen die Werte gebrauchter BEV deutlich unter den Verbrennern. Die Verkaufspreise beim Handel an Endverbraucher für dreijährige Gebrauchtwagen entwickeln sich je nach Antriebsart in unterschiedliche Richtungen. Soll heißen, Verbrenner steigen, batterieelektrische Pkw stagnieren. So kann der Handel seine gebrauchten Verbrenner etwas teurer verkaufen, seine gebrauchten BEV zu stabil-niedrigeren Preisen. Benziner erzielen beim Verkauf noch 63,9 Prozent ihres ehemaligen Listenneupreises, BEV wie im Vormonat noch die Hälfte (50,8 Prozent), was eine Differenz zum Benziner von 13,1 Punkten ausmacht. Fahrzeuge mit Dieselmotor liegen bei 61,9 Prozent.

Nachfrage nach neuen und gebrauchten E-Autos bleibt beim Handel verhalten

Aus Sicht des Handels sind E-Autos mit Sicherheit keine Selbstläufer. Wenn sich Endverbraucher für ein E-Auto entscheiden, dann schließt knapp die Hälfte einen Leasingvertrag ab. Der Beratungsbedarf bei Interessenten ist nach Aussage von Dreiviertel (75 Prozent) aller Händler erhöht. Zudem stoßen trotz aller Anstrengungen neue E-Autos laut fast 90 Prozent aller Händler nur auf geringes Interesse. Entschiede sich allerdings ein Interessent für ein E-Auto, das wäre meist ein neues, dann wählt über die Hälfte der privaten Käufer ein Leasingmodell. Die private Leasingquote bei BEV liegt dem Handel zufolge derzeit bei fast der Hälfte (48 Prozent). Wenn ein Endverbraucher nach einem gebrauchten E-Auto frage, so können diese Pkw nach Aussage von 77 Prozent der Händler nur mit starken Nachlässen verkauft werden.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Rainer Strang

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