Erfindet sich die deutsche Auto-Industrie jetzt neu?

Erfindet sich die deutsche Auto-Industrie jetzt neu?

28. Mai 2025 0 Von Dr. Frauke Hewer

Die deutsche Auto-Industrie versucht, ein hochkomplexes Dilemma zu bewältigen: Sie muss gleichzeitig radikal Kosten senken und sich komplett neu aufstellen. Ein aktueller Branchenvergleich zeigt: Kein anderer Industriezweig steht derzeit unter derart massivem Druck – weder durch die Konjunktur noch strukturell zeichnet sich Entlastung ab. Trotz dieser angespannten Lage zeigen die Unternehmen einen klaren Willen zur Transformation.

Steigender Druck und technologische Rückstände

Fast ein Viertel der befragten Entscheidungsträger in der Auto-Industrie stuft ihre Wettbewerbssituation als „schwierig“ bis „sehr schwierig“ ein. Dies ist der höchste Wert aller untersuchten Sektoren. Ein wesentlicher Nachteil ist der technologische Rückstand, insbesondere gegenüber China bei Zukunftsthemen wie Batterietechnologie oder autonomes Fahren. Hinzu kommen altbekannte Belastungsfaktoren wie Bürokratie, hohe Energie- und Arbeitskosten. Trotzdem investieren die Firmen in neue Ideen, um die technologische Führung zurückzugewinnen. Das erfordert eine gezielte Priorisierung von Investitionen und eine kontinuierliche Erfolgsmessung.

Fokus auf E-Mobilität und digitale Transformation in der Auto-Industrie

Der Wandel zur Elektromobilität zwingt die Branche, sich auf zentrale Zukunftsthemen zu konzentrieren: Ladezeitverkürzung, Reichweitenoptimierung und Over-the-Air-Updates. Dies führt zu massiven Investitionen in Innovationspartnerschaften, KI-gestützte Entwicklung und smarte Lieferketten. Auffällig ist, dass die umfassende Automatisierung der Produktion (11 %) und die umfassende Umsetzung von Lean Management (13 %) noch auf niedrigem Niveau liegen. Deutlich weiter ist die Branche bei Plattformstrategien: Ein Viertel der Hersteller nutzt sie bereits, weitere 39 % sind in der Umsetzung. Nachholbedarf besteht insbesondere bei agilen Entwicklungsprozessen, Datenanalyse und digitaler Technologie, wo Partnerschaften gesucht werden.

Standortnachteile und volatile Lieferketten

Die Rahmenbedingungen am Standort Deutschland verschlechtern sich aus Sicht der Führungskräfte weiter. Als größte Nachteile werden Überregulierung (80 %), hohe Energiepreise (76 %) und konjunkturelle Risiken (72 %) genannt. Auch veränderte Handelsbeziehungen, etwa durch Zölle, belasten massiv (70 %). Diese Unsicherheiten wirken sich direkt auf Investitionen und insbesondere die Komplexität der Lieferketten aus. Die volatile globale politische Lage erhöht den Druck auf die Wettbewerbsfähigkeit und zwingt Lieferanten und Kunden zu intensiveren Verhandlungen.

Effizienzmaßnahmen und Standortverlagerung als Antwort

Als Reaktion auf diesen Druck setzen viele Unternehmen der Auto-Industrie auf konkrete Effizienzmaßnahmen. Ein Drittel der Befragten führt ein neues Lieferantenmanagement ein, knapp die Hälfte ist dabei in der Implementierung. Eine spürbare Konsequenz ist die Verlagerung von Produktionsstandorten: 61 % haben dies bereits getan, weitere 18 % planen es für dieses Jahr. Der Wille zum Wandel ist jedoch vorhanden. Die deutsche Automobilindustrie zeigt trotz der Krise Veränderungsbereitschaft. Dies unterstreicht die Notwendigkeit für alle Akteure in der Wertschöpfungskette, einschließlich des Kfz-Ersatzteilhandels, sich den neuen Realitäten anzupassen und eigene Effizienzpotenziale zu heben.

Basis der Informationen ist der Wettbewerbsindex 2025 der Firma Alvarez & Marsal, für den 241 Topmanager aus Schlüsselindustrien befragt wurden.

Artikelbild mit KI erstellt

Hier klicken und Beitrag bewerten