Für neue Funktionen und Upgrades im Auto zahlen?
11. Juli 2023Wer Ist bereit ein monatliches Abonnement zu bezahlen, um etwa die Sitzheizung im Auto nutzen zu können? Viele Autobauer versuchen dies weitervoranzutreiben, jedoch mit wenig Erfolg. Laut der Automotive Software Survey 2022 wären jedoch 44 Prozent der Befragten bereit, für zusätzliche Fahrzeugfunktionen, -merkmale oder Upgrades nach dem Kauf zu bezahlen.
Die jüngsten Versuche, neue Funktionen für bestehende Fahrzeuge zu verkaufen, sind jedoch mit gemischten Ergebnissen verbunden. So verkauft Tesla nach wie vor erfolgreich seine vollständigen Selbstfahr-Funktionen für satte 15.000 Dollar. Dagegen ist BMW mit seinen Plänen, die Sitzheizung als monatliches Abonnement für 18 Dollar zu verkaufen, auf Zurückhaltung gestoßen.
Gesetzgeber in New Jersey erwägen sogar ein Verbot für Autohersteller, Abonnementgebühren für neue Funktionen zu erheben, wenn die Hardware bereits im Fahrzeug installiert ist. Denn in Zeiten steigender Verbraucherpreise sei es wichtig, sich vor Geschäftspraktiken zu schützen, die in erster Linie der Steigerung der Unternehmensgewinne dienen. Demnach bleibt also die Frage, warum Tesla seine Selbstfahrfunktionen erfolgreich verkauft, obwohl die Technologie in jedem Fahrzeug vorhanden ist.
Die öffentliche Wahrnehmung ist das A und O
Diese Diskrepanz könnte dadurch erklärt werden, wie die Öffentlichkeit verschiedene Autohersteller wahrnimmt. Tesla und andere Hersteller von Software Defined Electric Vehiclen bewerben ihre Fahrzeuge als Plattform für E-Mobilitätsdienste. Für etablierte Autohersteller wie zum Beispiel BMW sind diese Fahrzeuge in den Augen vieler Menschen traditionelle Mobilitätsgeräte, bei denen Abonnements und Zusatzleistungen nur als Taktik angesehen werden, um mehr Geld vom Kunden zu bekommen. Neue EV-Hersteller wurden noch nie als traditionelle Autohersteller gesehen.
Deshalb erwarten die Menschen von ihnen, dass sie ein wenig anders agieren und die Software in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen. Hinzu kommt, dass Marken wie Tesla tendenziell einen anderen Markt ansprechen. Das ist ein Markt, dem Abo-basierte Preise nicht fremd sind, da ein Großteil der Tech-Industrie auf diese Weise arbeitet.
Damit Automobilhersteller erfolgreich vom Hardware-Hersteller zum Besitzer einer digitalen Plattform werden können, müssen sie sich überlegen, wie sie kommunizieren und ihre Angebote bereitstellen. Anstatt sich auf das Fahrerlebnis zu konzentrieren, sollten sie sich auf die autonomen Funktionen konzentrieren. Anstatt sich auf die Motorleistung zu konzentrieren, sollten sie den Wert, die Sicherheit und den Komfort ihrer Mobilitätsplattformen klar vermitteln. Autohersteller, denen dies gelingt, werden in der Lage sein, einen Aufpreis zu verlangen, entweder im Voraus oder als Teil eines zusätzlichen Abonnements, so die Autoren der Studie.
Der Bereitstellungsmechanismus für diese Upgrades rückt in den Focus
Over-the-Air-Updates (OTA) können zwar bequemer sein als herkömmliche Update-Methoden, aber es besteht die Gefahr, dass sie das Nutzererlebnis beeinträchtigen, wenn sie nicht korrekt durchgeführt werden. Derzeit ersetzen OTA-Updates den Besuch eines Autohauses für die Wartung. Updates, die eine Stunde für die Ausführung benötigen, anstelle eines 4 bis 6-stündigen Besuchs beim Mechaniker sind attraktiv.
Die Verwendung der gleichen Technologie für die Bereitstellung von Fahrzeugfunktionen, die über das Infotainmentsystem erworben wurden, ist jedoch keine akzeptable Benutzererfahrung, wenn das Fahrzeug eine Stunde lang unbenutzbar ist, während das Update heruntergeladen und installiert wird. Auf die Frage, wie lange sie bereit wären, während eines OTA-Updates auf Fahrzeugfunktionen zu verzichten, antworteten 70 Prozent der Umfrageteilnehmer: „gar nicht“ oder „höchstens 10 Minuten“.
Künstliche Intelligenz als Retter in der Not
Deshalb sind die Automobilhersteller gefordert, eine neue Software-Update-Technologie einführen. Der Einsatz fortschrittlicher KI-basierter Tools werde es ihnen ermöglichen, Änderungen im Code während des Entwicklungsprozesses zu analysieren, um den Software-Lebenszyklus von der Entwicklung bis zur Auslieferung agil zu gestalten. Dies wiederum soll es ihnen ermöglichen, ihre Software jederzeit und überall nahtlos zu aktualisieren und den Nutzern Mobilitätsdienste zu bieten, die sich an ihre Bedürfnisse anpassen und immer besser werden.
Um den Übergang von Hardware-Anbietern zu einer digitalen Plattform zu schaffen, müssen die etablierten Automobilhersteller ihre Herausforderungen mit Hilfe von Technologie lösen und gleichzeitig die Probleme ihrer Kunden angehen. Wenn sich die öffentliche Wahrnehmung ändert, können die Hersteller ihren Wert als Anbieter von Mobilitätserfahrungen auf eine Weise kommunizieren, die wiederkehrende Preismodelle wie Abonnements unterstützt.
Foto: Autoren-Union Mobilität/BMW