Kaufprämie? Baut einfach gute Autos!
13. Mai 2020Kommentar Die Corona-Krise schüttelt die Wirtschaft durch. Die Bundesregierung verteilt Geld aus den (noch) prall gefüllten Kassen. Und jeder will sein Stückchen davon abhaben. Jetzt jammern die Fahrzeughersteller und wollen eine Kaufprämie. Bringt das denn was?
Solche Kaufanreize gab es ja schon mal. Damals, nach dem Bankencrash, musste ja eine Schlüsselindustrie gerettet werden. Genützt hatte es damals vor allem den Importeuren, nicht den deutschen Fahrzeugherstellern. In Zeiten europäischer Einigkeit sicher auch gut angelegtes Geld. Aber es ist kaum anzunehmen, dass es diesmal anders laufen würde. Liefe also eine Kaufprämie ins Leere?
Wer will teure Autos?
Wenn eine Rezession vor der Tür steht, werden weder Unternehmen noch Privatleute und die oftmals immer noch teureren Autos aus deutscher Produktion ausweichen. Sie kaufen sich dann vielleicht einen günstigen Stadtflitzer aus Frankreich oder Südkorea. Dazu werden Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen, die vielleicht ansonsten noch jahrelang ihren Dienst verrichtet hätten. Na klar, sie hätten vielleicht einen höheren CO2-Ausstoß. Aber auch ihre Produktion verschlingt Ressourcen.
Wie wäre es, wenn die deutschen Fahrzeughersteller jetzt daran arbeiten würden, die Autos zu bauen, die die Welt auch haben will? Noch immer stehen deutsche Automobile eher für schnelle spritschluckende Monster als für innovative und zukunftsorientierte Technologie.
Bürger wollen keine Kaufprämie
Und die Bürger sind auch nicht unbedingt für eine Kaufprämie. Laut aktuellem ARD Deutschlandtrend halten 63 Prozent der Deutschen nichts davon. Weitere 22 Prozent wollen sie nur für klimafreundliche Autos und ganze zwölf Prozent sind dafür. Die Bürger haben also schon entschieden. Gegen die Kaufprämie. Ob sich die Politik eher für das Geschrei der Fahrzeughersteller interessieren? Die Zeit wird es zeigen.
Anstatt Unternehmen zu stützen, die scheinbar nicht viel dafür tun, auch in der Zukunft noch ihre Ware unters Volk bringen zu können, könnte man das Geld ja auch für andere Dinge ausgeben. Derweil könnten die Fahrzeughersteller endlich die Autos bauen, die die Leute haben wollen. Vielleicht sollten sie mal nachfragen, welche das sind. Der Deutschlandtrend hat das getan.
Kaufprämie als Mini-Strohfeuer
Ein prominenter Vertreter der Ersatzteilbranche hat sich auch zu diesem Thema zu Wort gemeldet: Arnd Franz, Europa-Chef von LKQ. Im Interview mit der Automobilwoche sagte er, eine Abwrackprämie sei nur ein Mini-Strohfeuer. Er warnte zugleich vor kurzfristigen Beschäftigungsproblemen in freien Werkstätten.
Erstmal hat die Politik ja die Entscheidung zur Kaufprämie vertagt. Ob sie erst die Meinungsforscher befragen wollte?
Grafik: infratest dimap
[…] von Marc Odinius. Die Abwrackprämie nach der Bankenkrise wird viel kritisiert. Unser Autor beleuchtet die Fakten, die dahinter stehen. Er weiß, wovon er […]