Manfred Kaufhold: „Die freien Werkstätten sind mir ans Herz gewachsen!“
12. Februar 2020Manfred Kaufhold ist im automotive Aftermarket bekannter als ein bunter Hund. Für die freien Werkstätten hat er in seinem Leben eine Menge bewegt. Im Gespräch mit aftermarket-trends blickt er zurück.
amt: Wenn Sie nochmal Ihre berufliche Karriere starten würden, wäre das wieder im Automotivsektor?
Manfred Kaufhold: Meine gewünschte berufliche Karriere als Jahrgang 1941, begann 1960 nach Schule und Lehre zum Industriekaufmann. Zeitoffizier in der Luftwaffe der Bundeswehr. Ausbildung mit der Verwendung, Kampfpilot. Nach einem Unfall schulte ich um auf die Laufbahn „Presseoffizier“ und tauschte meine lange Verpflichtung gegen jährliche Wehrübungen im Ministerium in Bonn. In diesen berufsbegleitenden Wehrübungen nutzte ich alle Lehrgangsangebote die die Bundeswehr über Menschen-Führung, Rhetorik, Teambildung zu bieten hatte. Damit erreichte ich – ohne Abitur – den Dienstgrad Oberstleutnant d.R. im Ministerium der BW in Bonn-Haardthöhe.
1965 stieg ich dann als Vertriebsleiter in einen mittelständischen Produktionsbetrieb ein. Bearbeitete den DACH-Markt und führte 2 technische Produkte von der O-Serie bis zur Marktführerschaft. Seit dieser Zeit war der Handwerksbetrieb im Bau und später in der Kfz-Betrieb meine entscheidende Zielgruppe.
Inhabergeführte Werkstatt ist ein verlässlicher Partner
In vielen hundert Vorträgen vor Ort, in Innungen und Handwerkskammern lernte ich die inhabergeführten Handwerksbetriebe als harte, aber zuverlässigen Partner kennen und schätzen. Das führte mich 1973 zur Selbstständigkeit als Vertriebs- und Marketingberatung im mir sehr bekannten Hochbaumarkt für holländische Unternehmen im „kostengünstigen Bauen“ und durch Freunde aus dem Hause D+W und RAID in den Zubehör- Reparatur- und Tuningmarkt. Parallel hielt ich Vorlesungen über Marketing als Praktiker.
Meine Leidenschaft zum eigenem Auto führte über die Isetta (Knutschkugel) das Austin Helay (FROSCHAUGE), den RO 80 zu Porsche. Ununterbrochen bis heute. Mit 17, nach dem ersten Unfall mit Blechschaden (ohne Führerschein) am neuen Ponton Mercedes meines Vaters bei 18 km Laufleistung, lernte ich die Hilfsbereitschaft der Werkstattebene (Mercedes Bald-Siegen) kennen und schätzen.
Seit 1965 war ich vom ersten Porsche unserer Tierärztin im Siegerland infiziert. Mit 26 erwarb ich dann den 1. Porsche / Targa 911. Damit war der Grundstein für ein langes 911er Leben gelegt.2017 verkaufte ich den letzten und stieg (altersgerecht) bis heute auf den Cayenne um. Also, ich habe 1973 meine Leidenschaft zum Auto, meine Liebe zu Handwerksbetrieben, und die Ausbildung zum Journalisten zu meiner Leidenschaft gemacht.
amt: Was mögen Sie besonders an dieser Branche?
Manfred Kaufhold: Die Herausforderung im Wettbewerb der Kfz-Wartung, Tuning und Reparatur, um Kunden und Marktanteile. Auf der einen Seite die in der Nachkriegszeit gewachsene, mächtige, eitle und glitzernde Welt der Autoindustrie und deren Glaspaläste in Filialen und Vertragswerkstätten. Umworben von den vielen Motor-Journalisten und Lobbyisten. Glanz und Glamour bei Premieren etc. Mit zig Millionen Werbung in allen Kanälen.
Mutige Kfz-Meister
Auf der anderen Seite der mutige Kfz-Meister der nach gemeinsamer Ausbildung mit den Vertragskollegen als freier, markenunabhängiger Kfz-Meister die unsichere Selbstständigkeit als Unternehmer vorzieht. Meistens im ländlichen, einwohnerschwachen Gebiet. Diese Zielgruppe der 18.000 freien Werkstätten ist mir ans Herz gewachsen. Hier fühlte ich mich von Anfang an wohl. Das wurde und ist mein Markt.
Dazu die Zielgruppe der vor Jahren noch einige tausend umfassenden lokalen Autoteilehändler die alles anbieten konnten was ein normales Auto zu einem individuellen Gefährt aufwertet. Weit vor der Autoindustrie kamen Holzlenkräder, Breiträder- und -reifen, Sportstoßdämpfer, Abstandswarner, Mövenschiss-Folie, Dachkoffer etc. zum Autofahrer. Von Kfz-Meister in freien Werkstätten und einem „freundlichem“ TÜV geprüft und zugelassen. Unterstützt von einigen Millionen heißen Katalogen der Firmen D+W, Interad, RH und andere.
Übermacht der Werksvertreter
Versorgt wurden diese Teilehändler von den mächtigen lokalen „Werksvertretern“. Diese versorgten ihrerseits die umliegende wachsende Zahl der freien Werkstätten. Werksvertreter waren „kleine Könige“ über das vertretene Marken- und OE-Produkt im vertraglich geschütztem Gebiet. Sie bestimmten wer im Markt beliefert wurden.
Heute aufgegangen in die kleine Gruppe der verbliebenen großen Großhändler die alle Marken und alle Produkte vorhalten, mehrmals am Tag vor allem die freien Werkstätten beliefern und einen Rund um Service bieten . Freie Werkstätten unterscheiden sich in Kompetenz und Service damit nicht mehr von einer Vertragswerkstatt.
„Lufthoheit“ im freien Markt
Dieser Markt, mit den vielen tausend freien, inhabergeführten Werkstätten, dem Teilehandel und Großhandel und der Teileindustrie die im IAM aktiv sind habe ich meine und jetzt unsere Arbeit gewidmet. Zuerst als Redaktion Kaufhold, dann als eigener Fachverlag mit FREIE WERKSTATT und seit 30 Jahre als Marketinginitiative Mister ATZ gewidmet. Mit dem Familien-Verlag erreichen wir seit 1989 monatlich unabhängig über 14.000 Partner in Print und digital aus dem IAM. Das ist unsere Informations-Lufthoheit exclusiv für den freien Markt.
Mit Mr. ATZ werben wir Richtung der 40. Millionen Autofahrer für die freien Werkstätten als kompetente, serviceorientierte Fachwerkstatt zur Kundenzuführung, zur Qualifizierung aus Vertrauen. Über alle Tages- und Wochenzeitungen, in Kfz-Innungen, auf Messen und mit eigenen Kongressen und Foren. Mit digitalen Dienstleistungen für die Werkstattebene für das Social-Netzwerk. Unser Ziel ist: Autofahrer in die lokale freie Werkstatt zu führen.
Angst und Abneigung der Manager
amt: Wenn Sie so zurückschauen, was waren die spannendsten Phasen und Entwicklungen in Ihrem Berufsleben?
Manfred Kaufhold: Die erkennbare Angst und Abneigung von Managern und Verbandschefs zu Anfang mit mir als kritischem Journalisten ins Gespräch zu kommen, beziehungsweise einem Interview zustimmen. Nicht ohne Grund ernannte mich später der Spiegel in seiner Ausgabe 45/2001 zum „Robin Hood der Freien“, eine Frankfurter Wirtschaftszeitung später zum „Messias der Freien“.
Beispiel: Auf der Automechanika Ende der 80er Jahre, die ich zum ersten Mal besuchte, wurde mir an der Anmeldung nach Abgabe meiner Visitenkarte von hübschen und netten Hostessen gesagt „unsere Geschäftsführung kennt Sie nicht und wir brauchen keine neue Fachzeitung.“ Lediglich die Messeleitung stellte mir ein Pressebüro zur Verfügung. Das war was mich motivierte.
Manfred Kaufhold
Man brauchte kein neues Medium
Der Gesamtverband der Großhändler (damals VKW heute GVA) aus Ratingen ließ mir von seinem damaligen Geschäftsführer Herrn Eichler ausrichten „ Wir haben unsere Verbandszeitung und brauchen keine neue Zeitung“. Ähnlich ging es mir bei dem ZDK in Bonn. Die hatten sogar 2 Verbandszeitungen „kfz-Betrieb“ und „autohaus“.
Wie es heute in der Zusammenarbeit und Partnerschaft aussieht, wissen Sie sicherlich selbst. Marius Kaufhold ist aktiv im Junioren-AK des GVA und referiert vor Kfz-Innungen mit dem ZDK. Aktuell kommen Akteure im IAM ,von wenigen Ausnahmen abgesehen, alle gemeinsam klar.
amt: Wenn Sie dieser Branche den Rücken kehren, woran denken Sie besonders gern zurück? Und: was wird Ihnen am meisten fehlen?
Manfred Kaufhold: „Ich kehre nicht der Branche den Rücken“
Manfred Kaufhold: Ich kehre nicht der Branche den Rücken. Ich gehe nur in den Ruhestand. Ich lebe nach wie vor für in ihr und für den IAM in all seinen Facetten. Ich bleibe mit ihr über meine Nachfolger und Söhne Marius und Mike Kaufhold , meine Frau Marion Micheli- Kaufhold und meinem Team um Chefredakteurin Claudia Pfleging und Verlags-Geschäftsführer Joscha Dünwald verbunden. Jetzt habe ich aber Zeit für meine Hobbies (Golf- und e-Bike) und werde immer versuchen auf meinen Reisen in Deutschland zu Golfplätzen immer mal wieder, auch ohne Anmeldung, eine freie Werkstatt, eine Handelsfirma, Teileindustrie aus meinem Partner- und Freundeskreis zu besuchen. Darauf freue ich mich.