Tuning ist Emotionale Mobilität
7. Dezember 2023Der Trend zum individuellen Automobil ist weiterhin ungebrochen. Deshalb ist Tuning am eigenen Auto auch in Zeiten knapper Kassen ein Zusatzgeschäft für die Kfz-Werkstatt und den Teilehandel. Eine aktuelle Studie zeigt die Trends.
Als Tuning bezeichnet man das optische und technische Verändern eines Fahrzeuges. Im Rahmen der Motorshow Essen stellten BBE, VDAT, AvD, Automechanika Frankfurt, Premio, Vogtmann und der FSP-Partner Hundt die aktuelle Branchenstudie zum Tuningmarkt in Deutschland vor. Damit liegen umfassende und verlässliche Daten über diesem emotional geprägten Markt für Autotuning und -veredelung vor. Denn etwa 3 Millionen Autofahrer fahren ein individuell angepasstes Auto.
Wirtschaftsfaktor Tuning: 2 Milliarden Markt nur in der Nachrüstung
Im Rahmen dieser Studie wurden 1.000 deutsche Autofahrer, mehr als 100 Fahrer getunter Autos und mehr als 30 Hersteller zu ihrer Einstellung und konkreten Verhaltensweisen gefragt. 41 Prozent der befragten Autofahrenden erfreuen sich an getunten Autos. Auch führende Branchenplayer und deren Präsenz in Social Media sind darin umfassend analysiert. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Szene von Modellen der deutschen Hersteller BMW, Audi, VW und Mercedes geprägt wird.
Dabei werden etwa vier Milliarden Umsatz der Autohersteller alleine in Deutschland generiert. Neben der Produktion eigener Performancelinien der Fahrzeughersteller zeigt die Studie einen Tuningmarkt mit einem Volumen von über zwei Milliarden Euro alleine in Deutschland. Der höchste Anteil entfällt dabei auf Räder, Reifen und Fahrwerkskomponenten. Etwa 10.000 Menschen arbeiten in der Tuningbranche. Die Top-Player in der Branche erreichen viele Millionen Follower in sozialen Netzwerken. Und fast alle Teilbereiche beim Tuning werden positiv in der Perspektive gesehen.
Junge, online-affine und stark vernetzte Menschen bilden die Szene
„Die dahinterstehenden Menschen sind autobegeistert, wollen sich von der Masse abheben und lieben das stark über Onlinekanäle ausgelebte Gemeinschaftsgefühl“, so Gerd Heinemann, Geschäftsführer der BBE Automotive GmbH. Zum Thema Image der Tuningszene, heißt es in der Studie, das Tuning polarisiert, wird aber nicht als reines Randgruppenthema gesehen. Deshalb legen die Autoren der Studie besonderen Wert auf die Tatsache, dass dieser Markt zu über 95 Prozent von Personen geprägt wird, die sich ganz eindeutig von der Poser- oder Raser-Szene abgrenzen.
Hierzu gibt Harald Schmidtke, Geschäftsführer des VDAT e.V., zu verstehen: „Die Studie belegt eindeutig bekannte VDAT-Positionen. Das ist erstens der Wunsch nach automobiler Individualität, der unabhängig von der Art des Antriebs ist. Denn auch E-Mobilität hält Einzug in die Szene. Zum Zweiten zeigt das Produktranking, dass die optische Wahrnehmbarkeit einer Individualisierung der Zielgruppe wichtig ist. Drittens sollte die Randgruppe der Poser und Raser nicht mit der Tuningszene gleichgesetzt werden.“
Tuning ist ein kein Nischen-Thema
So geben 22 Prozent der deutschen Autofahrer an, sich dafür grundsätzlich zu interessieren. Konkrete Tuning- oder Kaufabsichten haben vier bis sieben Prozent. Und ist laut Studie mehr als ein Drittel davon überzeugt, dass Tuning zukünftig auch bei Elektroautos kommen wird. Die Veredelung von Elektroautos birgt also Geschäftspotential. Somit eignet sich auch in Zeiten knapper Kassen das Automobiltuning für Kfz-Werkstatt und Teilehandel als Zusatzsparte, die in verschiedenen Bereichen Vorteile schafft. Als Zusatzgeschäft bringt es der Kfz-Werkstatt zunächst einmal zusätzliche Erträge.
Aber Tuning bedeutet auch Kundenbindung auf einer sehr emotionalen Ebene und Auslastung von Strukturen, die ohnehin verfügbar sind. Last but not least ist Tuning auch ein starkes Differenzierungswerkzeug gegenüber dem lokalen Wettbewerb. Laut Tuningstudie 2023 wurden rund 4.000 Kfz-Werkstätten ausgemacht, die sich zumindest am Rande mit dem Thema „Tuning“ beschäftigen, davon 200 mit Spezialisierung. Zudem machte man 5.000 Beschäftigte als Tuning-Spezialisten in den Werkstätten aus.
Foto: MESSE ESSEN GmbH