Wird einer der großen Automobilhersteller vom Markt verschwinden?
7. Oktober 2019Ein düsteres Szenario mal der Prototypenhersteller Protolabs. Er hat in einer Studie die Innovationskraft der europäischen Automobilhersteller untersucht. Das Ergebnis: mehr als die Hälfte der Befragten in der Automobilbranche erwartet, dass einer der großen Automobilhersteller in den nächsten drei Jahren vom Markt verschwinden wird.
Umweltauflagen fressen Automobilhersteller
Der wichtigste Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit: Strengere Umweltauflagen in den kommenden 12 Monaten. 55 Prozent der Befragten sehen sie als drängendste Sorge für die nahe Zukunft. 52 Prozent sind der Ansicht, dass ein neuer Wettbewerber den Markt mit einer revolutionären Antriebstechnologie oder Fahrzeugart in den nächsten drei Jahren massiv verändern wird.
Die Umfrage, an der über 300 hochrangige Führungskräfte von Automobilherstellern und Großzulieferern wie Volkswagen, BMW, Mercedes, Daimler, Volvo, JLR, Lotus, Williams F1 und Magneti Marelli teilgenommen haben, zeigt auch den Übergang zur nächsten industriellen Revolution. 71 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich verstärkt den Bereichen Industrie 4.0 und Digitalisierung von Prozessen zuwenden müssen, um ihre Vormachtstellung zu behalten.
Ein Sturm braut sich zusammen
„In der Automobilbranche scheint sich ein regelrechter Sturm zusammenzubrauen, gefördert durch Handelskriege, der Brexit-Problematik und dem Wettlauf um die Elektrifizierung. Dies bedeutet eine Zeit extremer Veränderungen für die Automobilmarken sowie der gesamten Lieferkette“, sagt Bjoern Klaas, Vice President und Managing Director von Protolabs Europe.
„Aufgrund all dieser Herausforderungen ist es unerlässlich, dass die Industrie weiterhin in Forschung und Entwicklung und in gemeinsame Bemühungen investiert, Innovationen schnell auf den Markt zu bringen“, so Klaas weiter. „Die neue Studie hebt die vielen Veränderungen hervor, die in den nächsten drei Jahren zu erwarten sind. Dabei ist Innovation der ausschlaggebende Faktor für den zukünftigen Erfolg in der Automobilbranche.“
Schnell sein ist alles
Fast 70 Prozent der Befragten gaben an, dass sie noch nie unter solch einem großen Innovationsdruck gestanden haben wie heute. Zwei Drittel der Befragten sind zudem der Meinung, dass ihr Unternehmen ohne eine starke Forschungs- und Entwicklungsabteilung nicht mehr existieren könnte.
„Wir wissen, dass wir mit der Veröffentlichung der Studie eine starke Botschaft aussenden, die unterstreicht, welche Entwicklungen wir auch bei Protolabs erkennen“, so Klaas weiter. „Die Nachfrage nach unseren Services steigt zunehmend und gibt Unternehmen die Möglichkeit, innerhalb kürzester Zeit neue Teile zu entwickeln. Die schnelle Markteinführung ist in der Automobilbranche von entscheidender Bedeutung.“
Die richtige Innovationsstrategie?
Positiv zu vermerken ist, dass 69 Prozent der Befragten zufrieden damit sind, wie sie Innovationen umsetzen können. Drei Viertel gaben an, dass sie ihre Prozesse darauf ausgerichtet haben, Kundenwünsche bereits in einem frühen Stadium des Designprozesses zu berücksichtigen. Fast die Hälfte der Befragten sieht es als problematisch, ein erfolgloses Produkt einzustellen, ohne negative Auswirkungen zu erleiden, während 40 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass ihre Innovationsstrategie nicht genügend mit der Unternehmensvision korreliert.
„Es gibt vonseiten der Unternehmen eine echte Bereitschaft zur Innovation, das ist klar zu erkennen“, so Klaas. „Das Problem ist jedoch, dass es so viele Veränderungen im Automobilsektor gibt, dass selbst die größten Hersteller darum kämpfen, mit der Entwicklung Schritt zu halten.“
„Um die Herausforderungen bewältigen zu können, sollten sich Automobilhersteller auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und Know-how, das darüber hinausgeht, von externen Dienstleistern beziehen, um ihren Wettbewerbsvorteil nach wie vor halten zu können. Hier kann das Zurückgreifen auf externe Expertise ausschlaggebend dafür sein, um den entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu erhalten.“
Innovationskraft ist entscheidend
Geht es um die Innovationskraft von Unternehmen in Deutschland, ist vor allem Kommunikation eine Schlüsselmaßnahme. Von 33 Prozent der deutschen Befragten wird angegeben, dass sie eine unternehmensweite Innovationskultur verankert haben, jedoch sagten lediglich 19 Prozent der Befragten, dass der Innovationsaspekt vom Geschäftsführer vorangetrieben wird. Nur 16 Prozent gaben an, dass sie überlegen, ihr Geschäftsmodell vollständig zu überdenken.
Um ihren Innovationsgrad zu erhöhen, ergreifen deutsche Unternehmen allerdings bereits zahlreiche Maßnahmen. 58 Prozent der deutschen Befragten sagten, dass sie die Kommunikation zwischen Forschung und Entwicklung sowie Sales/Marketing/Vertrieb verbessern wollen. 32 Prozent gaben an, von der Innovationskraft von externen Anbietern und Dienstleistern zu profitieren.
Über die Studie
Die Studie von Protolabs wurde im Juli 2019 durchgeführt. 300 führende Automobilexperten aus Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien nahmen daran teil.
Die Befragten arbeiten in den Bereichen Geschäftsleitung, Forschung und Entwicklung, Engineering-Design, Technologie und Supply Chain Management und geben einen der zurzeit umfassendsten Einblicke in die Branche.
Innovation war ein Kernthema der Umfrage, die zeigt, dass Unternehmen unterschiedlich darauf vorbereitet sind, diesen Aspekt umzusetzen.