Was macht Elon Musk mit dem deutschen Aftermarket?
19. November 2019Bei der Preisverleihung zum Goldenen Lenkrad am 12.11.2019 verkündete Tesla-Chef Elon Musk, dass eine Giga-Factory des Unternehmens bei Berlin entstehen soll. Vanessa Hünnemeyer, Beraterin für Innovationen und Regionalentwicklung hat dazu einige Anmerkungen, was das letztlich für die deutschen Zulieferer bedeutet.
Elon Musk hatte vor einiger Zeit zu Wort gegeben, eine Gigafactory in Europa bauen zu wollen. Bei der von Barbara Schöneberger moderierten Gala im Axel-Springer-Haus in Berlin, gab der Tesla-Chef bekannt, die Fabrik in der Nähe des bisher nicht fertiggestellten Flughafens BER bauen zu wollen. Es ist wie ein Paukenschlag: Teslas Model Y, die SUV-Version des Model 3, sollen vor den Toren Berlins eine Heimat finden.
„Neue Mobilitätstrends, autonomes Fahren, Digitalisierung und Elektrifizierung befeuern die deskriptiven Entwicklungen der Branche. Schon länger kämpfen die etablierten Hersteller und Zulieferer mit den Veränderungen des Marktes. Seit der angestrebten Elektrowende wächst der Investitionsdruck, um die veränderten Produktanforderungen erfüllen zu können. Und jetzt kommt auch noch der führende amerikanische Hersteller von Elektroautos und will im deutschen sowie europäischen Markt kräftig mitmischen.“
Vanessa Hünnemeyer, Beraterin für Innovationen und Regionalentwicklung bei der Hünnemeyer Consulting GmbH
Als Beraterin für Innovationen und Regionalentwicklung betreut sie seit Juni 2018 Politik, Verwaltung und öffentliche Institutionen. Hier unterstützt sie die Akteure bei der Durchführung von Struktur- und Regionalanalysen, der Identifikation regionaler Handlungsfelder sowie der Entwicklung von Handlungsstrategien und begleitet Veränderungsprozesse.
Automobilindustrie bleibt eine Schlüsselindustrie – mit oder ohne Elon Musk
Laut Musk sollen in der neuen Fertigungsanlage unter anderem die Akkus für Elektroautos gefertigt werden. Darüber hinaus plant Tesla hierzulande die Produktion von zwei Fahrzeugtypen für den europäischen Markt. Auf der einen Seite bedeutet dies für den Automobilstandort Deutschland, dass die führende Rolle in dieser Branche noch nicht verspielt ist. Denn nicht zufällig hat sich Tesla diesen Standort ausgesucht. Für die Bundesrepublik bleibt die Automobilindustrie eine Schlüsselindustrie, an der etwa 1,8 Millionen Beschäftigte hängen. Rund 10.000 Arbeitsplätze wurden von Tesla nun in Aussicht gestellt. Auf der anderen Seite hat die ganze Branche den Wandel zu lange verschlafen. Denn nur schwerfällig ändern sich die Wertschöpfungsketten. Das geschieht zum Nachteil der Wirtschaft, der Industrie und der Kommunen, die am langsam versiegenden Tropf der großen Hersteller und Zulieferer hängen.
Neuausrichtung der Automobilbranche ist unausweichlich
„Der Strukturwandel zwingt die Akteure der Branche zu Anpassungen. Die Politik muss aber die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen. Dies kann etwa in Form von Umschulungs- und Weiterbildungsprogrammen oder finanzieller Unterstützung geschehen. Jedoch liegt es in der Verantwortung der Betriebe und deren Verantwortlichen, jetzt zu handeln und den Wandel aktiv mitzugestalten. Es bleibt zu hoffen, dass sich durch den amerikanischen Atem im Nacken der Branche nun der Veränderungsdruck bei Herstellern, Zulieferern und der Politik erhöht. Sonst scheint der Konkurrenzkampf schon vor Bau des neuen Werkes verloren“, erklärt Vanessa Hünnemeyer.
Der scheidende Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes, sieht in einer Ansiedlung von Tesla eine Stärkung des Automobilstandorts Deutschland. „Die Ankündigung von Elon Musk zeigt, wie wichtig der Automobilstandort Deutschland für den Hochlauf der Elektromobilität in Europa ist. Sollten die Pläne in einigen Jahren umgesetzt werden, bedeutet dies einen weiteren Schub für die Elektromobilität“, macht Mattes deutlich.
Foto: Hünnemeyer Consulting GmbH