Was der Containerstau für deutsche Unternehmen bedeuten kann
6. Juli 2021Dass die Coronakrise die Wirtschaft durcheinandergeschüttelt hat, ist nichts neues. Nun aber bekommt das Ganze eine zusätzliche Dimension. Denn wochenlang war der chinesische Hafen Yantian gesperrt. Von hier aus gehen vor allem Waren aus der Industriemetropole Shenzhen auf den Weg in die ganze Welt. Dass hier lange Stillstand herrschte, sorgt für Betriebsunterbrechungen weltweit.
Schiffe standen lange Zeit Schlange vor dem chinesischen Hafen Yantian. Nach der Blockade des Suezkanals sind mitten in der Coronapandemie erneut die fragilen Lieferketten durcheinander geraten. Weil einige Arbeiter an Covid 19 erkrankt waren, wurde der Hafen zwischen Ende Mai und Mitte Juni komplett gesperrt. Mit dramatischen Folgen für Unternehmen in der ganzen Welt. Betriebsunterbrechungen können die Folge sein.
Keine Strategie für Betriebsunterbrechungen
In einer aktuellen Studie hat das „Herchenbach Supply Chain Institut“ herausgefunden, dass nur 40 Prozent der befragten Unternehmen über eine Betriebskontinuitätsplanung, also eine gezielte Strategie für den Umgang mit Disruptionen in der Lieferkette verfügen. So lassen sich Betriebsunterbrechungen vermeiden. Dabei steigern laut Herchenbach präventive Maßnahmen nachhaltig die Performance der Supply Chain, wie die Studie ergab. Nur vier Prozent der Unternehmen mit Betriebskontinuitätsplanung bescheinigen ihrem Unternehmen eine niedrige Leistung bei der Bewältigung von Krisensituationen (vs. 41 Prozent ohne Betriebskontinuitätsplanung).
Für die Studie „Expect the Unexpected – Die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels bei der Gestaltung der Supply Chain“ hat das „Herchenbach Supply Chain Institut“ Entscheider aus ganz Europa mit langjähriger Praxiserfahrung im Supply Chain Management befragt und mit ausgewählten Studienteilnehmern vertiefende Interviews geführt. Herausgearbeitet wurden dabei fünf Erfolgsfaktoren zur Gestaltung einer resilienten Lieferkette.
Krisenmanagement hilft gegen Unterbrechungen
So favorisieren Unternehmen mit besonders gutem Krisenmanagement kurzfristig verfügbare modulare Lagerstrukturen (67 Prozent hohe Wirksamkeit) und vertraglich vereinbarte Lagerkapazitäten (56 Prozent hohe Wirksamkeit). Unternehmen mit besonders gutem Krisenmanagement setzen zudem auf lokales Sourcing (53 Prozent hohe Wirksamkeit) und Multi-Region-Sourcing (44 Prozent hohe Wirksamkeit).
In einer vernetzten und hoch-integrierten Welt sind die Auswirkungen von Pandemien, Handels- oder Zollkonflikten, Naturkatastrophen oder „simplen“ Verkehrsunterbrechungen wie in Yantian oder am Suezkanal auf die globalen Warenströme enorm. Disruptionen auf Lieferanten- und Kundenseite stellen Entscheider in der Logistik / Supply Chain vor große Herausforderungen. In dem zunehmend komplexen Umfeld wird die Veränderungsfähig- und -willigkeit zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor.
Eine Schlüsselrolle zur nachhaltigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen spielt dabei die Implementierung eines effektiven Sets an präventiven und reaktiven Risikomanagementmaßnahmen – wobei erstere entscheidend für frühzeitiges Handeln und das erfolgreiche Bewältigen der Disruptionen sind. Nur Unternehmen, die in der Lage sind, Widerstandskräfte (Resilienzen) gegen Marktstörungen aufzubauen, werden in der Lage sein, zukünftig am Markt zu bestehen.
Mit der vorliegenden Studie möchte das „Herchenbach Supply Chain Institute“ konkrete Handlungsempfehlungen und neue Denkanstöße zur Steigerung der strukturellen Supply Chain-Resilienz bieten.