Spediteure: die Stimmung ist gedämpft
12. März 2024Der Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure (ELVIS) AG sieht in seinem Marktreport die Gefahr von Kapazitätsengpässen und einer Transportpreisexplosion. Durch die sinkende Gesamtfahrleistung im Lkw-Verkehr herrsche ein Überangebot an Frachtraum bei sinkender Umsatzerwartung. Im Zuge dessen werden Fuhrparks abgebaut, die bei einer eventuellen Belebung des Marktes nicht mehr kurzfristig zur Verfügung stehen würden. Sollte die Frühjahrsbelebung demnach wider Erwarten stark ausfallen, drohen explodierende Preise am Spotmarkt sowie knappe Frachtkapazitäten.
„Ohne positive Signale von der europäischen Zentralbank in Form von sinkenden Zinsen oder eines Konjunkturpakets der deutschen Politik wird die Rezession weiter befeuert und für viele Unternehmen bedeutet das ein Sterben auf Raten“, sagt Nikolja Grabowski, Vorstand der ELVIS AG. Die ELVIS AG (Europäischer Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure) gilt als das größte Transportnetz Europas mit mehr als 100 Partnern an 176 Standorten in 20 Ländern, also ein internationales LKW-Komplettladungsnetzwerk und ein Schwergewicht der Spediteure.
Speditionsverbund sieht weiter gedämpfte Stimmung
Zwar setze eine Frühjahrsbelebung ein, aber diese werde deutlich hinter der der Vorjahre zurückbleiben. Die negativen Prognosen aus der deutschen Wirtschaft bremsten die Investitionsbereitschaft der Unternehmen weiter. Zudem habe sich die allgemeine Geschäftslage im Vergleich zum Januar 2023 weiterhin verschlechtert (ifo Geschäftsklima: -5,4 Prozent; ifo Geschäftslage: -7,8 Prozent; ifo Geschäftserwartungen: -2,8 Prozent). Auch die Umsatzzahlen im Onlinehandel gehen nach einer leichten Erholung im Frühjahr des vergangenen Jahres wieder zurück (-6,7 Prozent zu Dezember 2022).
„Die nach wie vor extrem angespannte wirtschaftliche Lage in Deutschland kombiniert mit den neuen Belastungen wie der Lkw-Maut schlägt sich auch in den Perspektiven der Logistikbranche nieder. Hier besteht dringend Handlungsbedarf“, warnt Grabowski.
Für den Bereich „Güterbeförderung im Straßenverkehr“ sieht der Marktreport eine kritische Entwicklung. Sowohl das ifo Geschäftsklima (-19,2 Prozent), die ifo Geschäftslage (-34 Prozent) und die ifo Geschäftserwartungen (-31,8 Prozent) haben sich im Vergleich zum Januar 2022 deutlich verschlechtert, heißt es dort. Auch hier spiegele sich die angespannte Lage der Speditionen wider.
Diversifizierung soll für mehr Auslastung der Spediteure sorgen
„Viele Speditionen werden diese Entwicklung nicht mitgehen können, wodurch die Zahl der Insolvenzen steigt und der verfügbare Laderaum noch knapper wird“, erklärt Grabowski. Besonders schwer treffe es die Unternehmen, die einen großen Anteil eigener Linien im Einsatz haben. Denn der große Fuhrpark wurde in den letzten Monaten zur Belastung. Der ELVIS-Report regt an, den Umfang der eigenen Flotte im Verhältnis zum Einsatz fester Sub-Unternehmer zu hinterfragen und gegebenenfalls nachzujustieren. Dazu empfiehlt man den Speditionen auch andere Branchen als die bislang bedienten in den Blick zu nehmen und sich gegebenenfalls international aufzustellen, um die Schwankungen in den eigenen Auslastungen zu reduzieren.
In der Marktanalyse des Speditionsverbunds zeigt sich auch etwas Licht am Ende des Tunnels. So finden die sinkenden Energiekosten im vergangenen Halbjahr inzwischen Ausdruck in den fallenden Großhandelsverkaufs- und Erzeugerpreisen. Die Verbraucherpreise steigen noch, aber deutlich langsamer. Auch beim Kraftstoff mache sich eine leichte Entspannung bemerkbar.
Foto: Scania