Bezahlbare E-Autos? Fehlanzeige
26. Juni 2024Die Neuzulassungen von Elektroautos gehen derzeit um über 30 Prozent zurück. In der Juni-Auswertung des KBA stellen 29.708 neu zugelassene Elektroautos gegenüber dem Mai des Vorjahres einen Rückgang um 30,6 Prozent dar. Wichtigster Grund: bezahlbare E-Autos sind Mangelware.
Autokaufplaner haben es nicht leicht und eine Vielzahl von Entscheidungen zu treffen. Laut aktuellem DAT Barometer herrschen bei der grundsätzlichen Wahl ob Neu- oder Gebrauchtwagen leichte Präferenzen für einen Neuwagen vor. Dies habe Auswirkungen auf die bevorzugte Motorart, heißt es dort. Während es bei 33 Prozent der Neuwagen-Kaufplaner durchaus rein batterieelektrisch sein darf, ist bei Gebrauchtwagen-Kaufplanern der Benziner für die Hälfte das Mittel der Wahl.
Die Elektromobilität kommt unter den privaten Pkw-Kaufplanern nur langsam in die Gänge. Die Gründe dafür seien laut DAT vielfältig. Knapp ein Drittel (32 Prozent) bestätigte, dass die Neuanschaffung eines Verbrenners zu einem etwas schlechten Gewissen führen würde. Nach dem Auslaufen der E-Prämie haben die Hersteller eigene Prämien ausgelobt oder die Preise gesenkt. Dies führte nur bei 40 Prozent der Pkw-Kaufplaner dazu, sich intensiver als sonst mit der E-Mobilität zu beschäftigen. Beklagt wird von knapp zwei Drittel aller Befragten (65 Prozent), dass derzeit bezahlbare E-Autos auf dem Neuwagenmarkt fehlten.
Bezahlbare E-Autos sind Mangelware
Wenn in der Autobranche über Gebrauchtwagen gesprochen wird, dann blickt man zunehmend auch auf BEV. Als konkrete Kaufoption sind diese aus Sicht der Endverbraucher allerdings noch weniger attraktiv, was man auch an den geringen KBA-Stückzahlen sieht. Dennoch steigt das Interesse. Allerdings sollten nicht älter als 12 Monate sein. Konnten sich vor vier Jahren gerade einmal 30 Prozent der Kaufplaner einen BEV-Jahreswagen in der Anschaffung vorstellen, so sind es zwischenzeitlich bereits knapp über die Hälfte (51 Prozent).
Die Strategie vieler Hersteller geht dabei in Richtung GW-Leasing für junge BEV. Fragt man die Kaufplaner, wie viel günstiger das GW-Leasing für ein BEV im Vergleich zum Neuwagenleasing sein sollte, so erwarten sie eine Differenz von 30 Prozent. Grundsätzlich tendieren die Befragten beim Thema BEV aber nach wie vor (bei Mehrfachnennungen) klar mit 59 Prozent zu einem BEV-Neuwagen. Insgesamt lassen aber vor allem die momentan noch hohen Preise und eventuell eine veraltete Technologie zu erwerben, die Endverbraucher zögern.
Kaufentscheidung von hohen Preisen und Ladesituation beeinflusst
Wie kommt der BEV-Markt aber in Fahrt? Bevor man die Ladeinfrastruktur und deren mangelnden Ausbau bemüht, bleibt ein wesentlicher Faktor unbestritten: Den meisten Autokaufplanern (65 Prozent) fehlen bezahlbare E-Autos. Erst danach kommt die Ladeinfrastruktur. Und diese sollte bestenfalls zuhause vorhanden sein. Immerhin 60 Prozent aller Befragten sagen: „Solange ich zuhause nicht laden kann, kommt ein E-Auto, egal ob neu oder gebraucht, grundsätzlich nicht infrage.“
Die Wahl des Antriebs hängt von der Fahrzeugart ab
Unter den Pkw-Kaufplanern würden aktuell etwas mehr zu einem Neu- (46 Prozent) als zu einem Gebrauchtwagen (39 Prozent) tendieren. Sehr deutlich unterscheiden sich die beiden Zielgruppen allerdings bei der Wahl der Antriebsart. Für die Hälfte der potenziellen Gebrauchtwagenkäufer wäre ein Benziner die erste Wahl, gefolgt von 18 Prozent, die sich für einen Diesel entscheiden würden. Ein BEV-Antrieb käme nur für neun Prozent in Frage. Anders sieht es bei den Kaufplanern aus, die einen Neuwagen in Erwägung ziehen. Bei einem Drittel würde die Wahl auf einen BEV fallen, knapp dahinter folgen mit 26 Prozent Benziner. Weitere 24 Prozent würden einen PHEV bevorzugen. Über bezahlbare E-Autos spricht man hierbei aber nicht.
Die Transformation der Mobilität ist weltweit in vollem Gange. Verbraucher befürchten jedoch noch weiter steigende (Fahrzeug-)Preise, sind angesichts des technologischen Wandels verunsichert und ändern derzeit ihre Einstellung vor allem gegenüber chinesischen Fabrikaten. Das sind drei der Kernpunkte der internationalen Online-Befragung, die Consors Finanz in 16 Ländern unter 15.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgemacht hat.
Elektrifiziert in die Zukunft oder weiter so?
Ein neues Auto anzuschaffen in einer Zeit, in der die Mobilität im Umbruch begriffen ist, erfordert mehr Überlegungen und Entscheidungen als früher. Nicht nur sind rein wirtschaftliche Abwägungen wichtiger geworden, es sind auch neue Aspekte hinzugekommen: Soll es noch einmal ein Verbrenner werden oder doch ein E-Auto? Die Transformation zur E-Mobilität und damit die Elektrifizierung der Antriebe sorgt laut Studie für zusätzliche Verunsicherung, und das obwohl weltweit E-Fahrzeuge erstmals ganz oben auf der Liste der Kaufabsichten stehen (32 Prozent vor Benzinern mit 30 Prozent). Vor allem in Europa wird die E-Technologie höchst skeptisch betrachtet: So sind 51 Prozent der Deutschen davon überzeugt, dass das E-Auto nicht den Verbrenner in vollem Umfang ersetzen wird (im 16-Länder-Vergleich sind es 46 Prozent). In der Türkei (22 Prozent), Mexiko (29 Prozent), China (35 Prozent) und den USA (38 Prozent) hat man hingegen deutlich mehr Vertrauen in die Elektromobilität.
Auch sehen 67 Prozent im 16-Länder-Durchschnitt das E-Fahrzeug als Inbegriff des technologischen Fortschritts, in Deutschland hingegen nur 52 Prozent. Aber auch bei E-Fahrzeugen bleibt der Preis das große Thema: Knapp die Hälfte aller Befragten finden Elektroautos zu teuer. In China sind es gleichwohl lediglich 13 Prozent. Deutlich nachgeordnet sind Bedenken bezüglich Ladeinfrastruktur, Reichweite oder Ladekosten. Deshalb wünschen sich 76 Prozent aller Studienteilnehmer (67 Prozent Deutschland) staatlich geförderte finanzielle Anreize für den Kauf von Stromern.
Foto: Autoren-Union Mobilität/ADAC