Batteriecheck soll Sicherheit geben

Batteriecheck soll Sicherheit geben

7. August 2024 0 Von Jürgen Rinn

Mehr als 1,5 Millionen Elektroautos rollen mittlerweile über die deutschen Straßen. Damit entsteht allmählich auch ein Markt für gebrauchte Elektrofahrzeuge, der lange Zeit ein Nischendasein führte. Das macht es zunehmend einfacher, einen passenden Stromer als Gebrauchtwagen zu finden. Allerdings begegnet die Mehrheit der Autofahrer dem Elektroauto wegen begrenzter Reichweite, hohen Anschaffungskosten, unzureichender Infrastruktur und langen Ladezeiten mit Skepsis. Ein Batteriecheck macht den gebrauchten Stromer berechenbarer.

Batteriecheck gibt Klarheit

Beim Kauf eines Elektroautos ist darüber hinaus ein gründlicher Batteriecheck dringend zu empfehlen. „Die Batterie ist das Herzstück des Elektroautos, sie allein macht oft ein Drittel des Fahrzeugwerts aus“, erklärt Michael Tziatzios, Leiter Gebrauchtwagen-Management bei der DEKRA Automobil GmbH. Ein nicht von der Garantie gedeckter Austausch hat in der Regel Kosten im fünfstelligen Bereich zur Folge. „Stellen Sie sicher, dass die Batterie in einem guten Zustand ist und eine ausreichende Kapazität besitzt. Davon hängen Lebensdauer und Reichweite ab,“ so sein Fazit.“ DEKRA hat dafür einen patentierten Batteriecheck entwickelt, der mithilfe KI-basierter Berechnungen innerhalb von 15 Minuten präzise über den „State of Health“ des Akkus Auskunft geben soll.

Batteriezustand auch bei Flotten wichtig

Die Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) entwickelt eine Analysemöglichkeit, um ausschließlich anhand von Telematikdaten die generelle Entwicklung des Gesundheitszustands (State of Health, SoH) der Akkus von rein batterieelektrischen Fahrzeugen in Abhängigkeit vom Nutzungs- und Ladeverhalten festzustellen. Dadurch wird es möglich, standortunabhängig und nur auf Basis sogenannter ConnectedCar-Informationen mehr Transparenz rund um die Akkus und deren Gesundheitszustand zu erhalten. Der Batteriecheck erfolgt also over the air. Im Fokus steht dabei, aus einzelnen Fahrzeugen grundsätzliche Erkenntnisse bezogen auf Fahrzeugflotten zu erhalten.

„Unser Ziel ist es, eine neutrale, ortsunabhängige, markenübergreifende und jederzeit verfügbare SoH-Identifikation zu etablieren. Das geht nur dank einer intelligenten Analyse der Daten, die jedes E-Fahrzeug an den Hersteller versendet, wenn der Kunde diesem explizit zustimmt. Diese Daten werden uns auf Basis der hochinnovativen Plattform unserer Beteiligungsgesellschaft High Mobility über eine Schnittstelle zur anonymisierten Auswertung bereitgestellt“, erklärt Dr. Thilo Wagner, DAT Geschäftsführer.

Hochschule begleitet Batteriecheck

Den wissenschaftlichen Anstoß und die Begleitung dieses Projekts erfolgt u. a. durch das Institut für Nachhaltige Energietechnik und Mobilität (INEM) an der Hochschule Esslingen. Dort wurde vor allem die Grundlagenforschung zur Batteriedegradation vorangetrieben. Darauf aufbauend werden je nach Modell und Batteriezelltechnologie spezifische Degradationsverläufe anhand der Connected-Car-Daten in Zusammenarbeit mit weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen analysiert. Mit Volkswagen ist ein weiterer wichtiger Industriepartner ins Projekt eingestiegen.

„Für den erfolgreichen Markthochlauf der Elektromobilität und weitere technologische Entwicklungsschritte bei Fahrzeugen spielt die Batteriegesundheit in Abhängigkeit des Ladeverhaltens eine entscheidende Rolle. Das gemeinsame Projekt ist wichtig, um in Ergänzung unserer eigenen Erkenntnisse zum Batterie-SoH auch die neutrale Einschätzung der DAT berücksichtigen zu können.“
Lukas Mares, Head of After Sales & VW Brand Data Strategy

Ermittlung der Langstreckentauglichkeit von Elektroautos durch den ADAC

Fehlende Langstreckentauglichkeit wird noch immer häufig als Nachteil von Elektroautos aufgeführt. Die bevorstehende Urlaubssaison hat der ADAC zum Anlass genommen und über 80 E-Fahrzeuge auf ihre Reisetauglichkeit untersucht. Für die Auswertung hat der Automobilclub die in seinem Ecotest ermittelte Reichweite zu Grunde gelegt. Sie fließt mit 90 Prozent in die Berechnung ein, da Reisende spätestens mit einem Rest-Akkustand von etwa zehn Prozent die Ladesäule ansteuern. Dazu wurde die Reichweite addiert, die unter Idealbedingungen während einer 20-minütigen Pause am Schnelllader nachgeladen werden kann. Das ergibt die ermittelte „Gesamtreichweite“.

Kaufinteressierte sollten beim Erwerb eines Elektroautos nicht nur auf die Batteriegröße, sondern auch auf den Stromverbrauch und die Ladedauer achten, empfiehlt der ADAC. Außerdem sollte das Fahrzeug nach Möglichkeit eine Akku-Vortemperierung bieten – im Idealfall automatisch über das Navigationssystem und manuell aktivierbar. Ein richtig temperierter Akku ist beim Schnellladen unter kalten Bedingungen für eine möglichst hohe Ladeleistung entscheidend. Ein zusätzlicher Batteriecheck empfiehlt sich ebenfalls.

Foto: Autoren-Union Mobilität/ADAC/Ralph Wagner

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