Kunden wollen E-Autos mit Alltagstauglichkeit

Kunden wollen E-Autos mit Alltagstauglichkeit

15. Mai 2024 0 Von Jürgen Rinn

Käufer von E-Autos lassen sich in Wellen einteilen. War die erste Welle der Early Adopter geprägt von Umweltgedanken und Technologie-Affinität, kommt jetzt die zweite Welle der E-Auto-Käufer. Sie wollen E-Autos mit hoher Alltagstauglichkeit.

Bis Ende 2023 schrieben Elektroautos in Deutschland mit einem Anstieg auf knapp 18 Prozent der Neuzulassungen eine Wachstumsgeschichte. Dann kam die Streichung der E-Auto Förderung und eine Wende, die nicht im Einklang mit dem Versprechen der Ampel steht, Deutschland zu einem „Leitmarkt für Elektromobilität“ zu machen. Die Absatzzahlen der E-Mobilität schwächelten zuletzt. Der Anteil der Elektroautos an den Neuzulassungen bricht in den ersten drei Monaten 2024 auf 12 Prozent ein. Im gleichen Zeitraum legen Hybride um 20 Prozent sowie Benziner und Diesel um jeweils vier Prozent zu.

„Die Stagnation bei den neu zugelassenen BEV zeigt einmal mehr, dass vor allem die privaten Kundinnen und Kunden verunsichert sind, ob ein Wechsel hin zur rein batterieelektrischen Mobilität zurzeit sinnvoll ist“, bewertet ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn als Sprecher des Fabrikatshandels in Deutschland die Lage. „Das Angebot bildet zurzeit nicht die Nachfrage nach preiswerten E-Fahrzeugen ab. Plug-in-Hybride sind wieder im Aufwind, weil die neuen Generationen mit deutlich mehr elektrischer Reichweite wieder in den Fokus der Flottenbetreiber und gewerblichen Nutzer geraten.“

E-Autos müssen Alltagstauglichkeit beweisen

Neue Modelle rund um einen 20.000 Euro Verkaufspreis könnten im Bereich der elektrischen Einstiegsmobilität neue Nutzer vom Batteriefahrzeug überzeugen, auch da gegenüber Gebrauchtwagen bei vielen Käufern Skepsis besteht. Ein konkurrenzfähiges E-Fahrzeug wäre etwa als Zweitwagen attraktiv. Doch das Rennen um die erschwinglichen Einstiegsmodelle ist schwierig, da die Batterie weiterhin ein erheblicher Kostenpunkt ist und als solcher bestehen bleibt. Deshalb müssen Elektroautos jetzt ihre Alltagstauglichkeit beweisen, lautet das Fazit der puls Marktforschung GmbH.

Vor diesem Hintergrund wollte die Nürnberger Marktforschung puls von 1.005 Autokäufern wissen, wie es mit den Elektroautos in Deutschland weitergeht? Die positive Nachricht zuerst: Laut puls Studie sprechen für Elektroautos aus Sicht der aktuellen Nutzer gewichtige Argumente: Keine CO2 Emissionen (39 Prozent), preisgünstiges Laden (31 Prozent), günstiger Unterhalt (28 Prozent), Fahrkomfort/ Fahrleistung (18 Prozent) sowie die Dokumentation eines modernen und nachhaltigen Lebensstils (13 Prozent).

Zwei Wellen in der puls Trendstudie zum Interesse an Elektroautos

Wenn es um die zukünftigen Nutzer von E-Autos in Deutschland geht, zeichnet sich laut puls Studie ab, dass auf die Technologie- und Öko Freaks der ersten Welle eine 2. Kundenwelle folgt, bei denen Alltagstauglichkeit und preislich attraktive Angebote im Vordergrund stehen. In Zahlen ausgedrückt kommen E-Autos für 19 Prozent der Autokäufer (1.Welle) in D „ohne Wenn und Aber“ in Frage. Weitere 46 Prozent (2. Welle) zeigen an E-Autos Interesse, wenn sie dafür überzeugende Argumente erhalten. Zum Wunsch nach überzeugender Alltagstauglichkeit passend führen Nutzungsangebote mit verschiedenen Laufzeiten mit 32 Prozent und mehrtägige Probefahrten mit 31 Prozent die Liste der Verkaufsförderungsmaßnahmen für E-Autos an. Es folgen Ladegutscheine und das Angebot von Bedarfsanalysen, bei denen geprüft wird, ob Elektroautos überhaupt zum Fahrprofil des jeweiligen Auto-Interessenten passen.

Knapp die Hälfte hat Interesse an E- Autos, wenn die Argumente stimmen

Weil für die zweite Welle der E-Auto Interessenten wohl eher sachliche Argumente zählen empfiehlt puls Geschäftsführer Dr. Konrad Weßner, Auto-Interessenten via einer neutralen Bedarfsanalyse selbst herausfinden zu lassen, ob und welche E-Autos zu Ihnen passen. Auf dieser Grundlage sollten seiner Meinung nach „niederschwellige“ Leasingangebote mit verschiedenen Laufzeiten angeboten werden. Um die Kraft der Weiterempfehlung zu nutzen ist es darüber hinaus empfehlenswert, aktuelle E-Autonutzer zu Statements zur Alltagstauglichkeit ihrer Elektroautos einzuladen.

Markt für gebrauchte Elektroautos kommt langsam in Bewegung

Mehr als 1,5 Millionen Elektroautos rollen mittlerweile über die deutschen Straßen. Damit entsteht allmählich auch ein Markt für gebrauchte Elektrofahrzeuge, der lange Zeit ein Nischendasein führte. Das macht es zunehmend einfacher, einen passenden Stromer als Gebrauchtwagen zu finden. „Beim Kauf eines gebrauchten Elektroautos gelten weitgehend die gleichen Regeln wie beim gebrauchten Verbrenner“, erklärt Michael Tziatzios, Leiter Gebrauchtwagen-Management bei der DEKRA Automobil GmbH. Er empfiehlt als Mindeststandard eine frische HU, besser aber einen fachmännischen Gebrauchtwagen-Check, der die Bereiche Technik, Karosserie und elektronische Systeme abdeckt. Nicht fehlen dürfen zudem eine Prüfung von Zahl der Vorbesitzer, Serviceheft und Werkstattrechnungen, eine Probefahrt sowie ein schriftlicher Vertrag mit Angaben zu Laufleistung und Vorschäden.

Beim Kauf eines Elektroautos sei darüber hinaus ein gründlicher Batteriecheck dringend zu empfehlen. „Die Batterie ist das Herzstück des Elektroautos, sie allein macht oft ein Drittel des Fahrzeugwerts aus“, betont Tziatzios. Ein nicht von der Garantie gedeckter Austausch hat in der Regel Kosten im fünfstelligen Bereich zur Folge. „Stellen Sie sicher, dass die Batterie in einem guten Zustand ist und eine ausreichende Kapazität besitzt. Davon hängen Lebensdauer und Reichweite ab,“ so sein Rat.

Foto: DEKRA

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