Das Interesse am Auto wächst immer noch
18. Januar 2021Die Zahl der in Deutschland zugelassenen Autos ist in den vergangenen zehn Jahren um 6,0 auf 48 Millionen gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs von 14 Prozent und ist ein neuer Höchststand. Das Interesse am Auto ist also ungebrochen. Die Menschen brauchen und wollen das Auto. Über 80 Prozent der Deutschen wollen nicht auf eigenes Auto verzichten, und 92 Prozent halten ihren Wagen immer in Top-Zustand. Die Corona-Krise hat diesen Trend eher noch verstärkt.
Dieses langfristige Wachstum war selbst von Experten nicht erwartet worden. In den „Shell Pkw-Szenarien bis 2040“, die 2014 von der Shell Deutschland Oil GmbH und der Prognos AG erstellt wurden, hieß es noch: „Der Gesamt-Pkw-Bestand aller Haltergruppen steigt von heute (2014) 44,2 Mio. auf gut 45,2 Millionen in den Jahren 2022/2023 und sinkt anschließend auf 42,7 Millionen Pkw im Jahr 2040.“ Die damaligen Zielwerte für 2022/2023 wurden also weitaus früher erreicht und übertroffen.
„Diese Entwicklung ist umso erstaunlicher, da seit Jahren immer wieder behauptet wird, die Menschen in Deutschland würden sich vom Auto eher abwenden. Das Gegenteil ist der Fall, das zeigt der Faktencheck. Immer mehr Menschen in Deutschland entscheiden sich für das eigene Auto.“
Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA)
Frauen: großes Interesse am Auto
So besitzen heute deutlich mehr Frauen ein eigenes Auto also noch vor zehn Jahren. Das zeigen die Daten der amtlichen Zulassungsstatistik. Waren 2010 rund 13,5 Millionen Frauen als Pkw-Halterin gemeldet, so sind es heute 16,3, also fast drei Millionen mehr in nur zehn Jahren. Damit stieg der Anteil der Frauen an der Gesamtzahl der privaten Autohalter innerhalb der letzten zehn Jahre von 35 Prozent auf 38 Prozent. Entsprechend hat der Anteil männlicher Privatpersonen abgenommen.
Die höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen erhöht den Wunsch und den Bedarf nach individueller Mobilität mit dem eigenen Pkw. Das Mobilitätsverhalten ändert sich im Alter wenig: Wer bereits in jungen Jahren Auto fährt, tut das bis ins hohe Alter. Die Generation Frauen, die jetzt die 60 überschreitet, ist die erste, seit ihrem 18. Lebensjahr in großer Zahl einen eigenen Führerschein hat. Hinzu kommt, dass aufgrund des demographischen Wandels der Anteil älterer Menschen bei den Autobesitzern zunimmt. Es gibt derzeit keine Anzeichen, dass sich dieser Trend rasch umkehrt. Schon 2014 hatte die Studie prognostiziert, dass bis zum Jahr 2040 immer mehr Frauen ein eigenes Auto haben werden.
Aktuelle Studien verdeutlichen das Interesse am Auto
„Der weiterhin sehr starke Wunsch nach dem eigenen Auto wird auch durch die Pkw-Neuzulassungszahlen in Deutschland bestätigt: Nach einem Corona-bedingten Markteinbruch bis zur Mitte des Jahres 2020 kamen in den drei Monaten September, Oktober und November insgesamt rund 830.000 neue Pkw auf die Straße. Das liegt sogar leicht über dem Volumen des Vorjahresniveaus“, betont Hildegard Müller.
Laut AutoScout 24 ist für die meisten Deutschen das eigene Auto nicht nur unentbehrlich und wird höchst ungern verliehen: Bei der Neuanschaffung ist die hohe Wertschätzung ebenfalls messbar. So planen 56 Prozent der Deutschen, mehr Geld für Qualitäts-, Sicherheits- oder Umweltaspekte bei einem neuen Fahrzeug ausgeben.
Dazu passe, dass die Käufer in Deutschland bereit sind, mehr Geld für ihren Neuwagen auszugeben. Wie eng die „Beziehung“ zwischen dem Pkw-Halter und seinem eigenen Auto ist, hat man vor kurzem bei der DAT untersucht. Das Ergebnis widerlegt die oft formulierte These, wonach den Menschen das eigene Auto weniger wichtig sei. Das Gegenteil ist der Fall. Für 92 Prozent aller Fahrzeugbesitzer müsse der Wagen immer in einwandfreiem technischem Zustand sein.
Corona-Pandemie und ihre Folgen verändern das Mobilitätsverhalten
Auch der 2020 EY Mobility Consumer Index kommt in einer Befragung von mehr als 3.300 Konsumenten in neun Ländern (China, Deutschland, Indien, Italien, Singapore, Süd-Korea, Schweden, Großbritannien und USA) zu dem Ergebnis, dass das eigene Auto der neue Trend ist. Fast ein Drittel derjenigen, die kein eigenes Auto besitzen, beabsichtigt den Autokauf in den nächsten sechs Monaten. Und von diesen würden sich wiederum fast 30 Prozent für ein Elektroauto (BEV oder Hybrid) entscheiden. Als Hauptgründe für die Kaufbereitschaft geben die Menschen die Folgen der COVID-19 Pandemie an.
Natürlich verändern auch die Corona-Pandemie und ihre Folgen das Mobilitätsverhalten der Menschen und verstärken das Interesse am eigenen Auto. Einer Umfrage von McKinsey zufolge halten nur 12 Prozent der Deutschen die öffentlichen Verkehrsmittel derzeit für ein sicheres Umfeld. Das eigene Auto liegt mit 80 Prozent mit großem Vorspring an der Spitze. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt der große Online-Automarkt AutoScout24: Vier von fünf Deutschen (82 Prozent) würden aufgrund von Corona derzeit sogar unter keinen Umständen auf das eigene Auto verzichten wollen – die Mehrheit möchte es derzeit noch nicht einmal verleihen. Dies geht aus einer großangelegten Umfrage unter knapp 6.000 Nutzern und Nutzerinnen von AutoScout24 in Deutschland, Österreich, Italien, Belgien und den Niederlanden hervor. Demnach wird das eigene Auto aufgrund der Pandemie als das sicherste Verkehrsmittel erachtet, um sich vor einer Infektion zu schützen – ein europaweiter Trend also.
Hierzu merkt VDA-Präsidentin Hildegard Müller an: „Die Ergebnisse aller Studien beweisen, dass wir eine Diskussion zur Mobilität der Zukunft brauchen, die sich an den Lebenswirklichkeiten und den Bedarfen der Menschen orientiert. In Städten gilt dies genauso wie in den ländlichen Räumen. Die Konzepte für eine Mobilität der Zukunft müssen die verschiedenen Interessen und Perspektiven berücksichtigen − nur so lässt sich auch ein Erfolg bei der Erfüllung der Klimaschutzziele erreichen.“
Foto: Auto-Medienportal.Net/CKD