Der Umweltbonus wirkt
20. August 2020Wer ein Elektro-Fahrzeug kauft, kann einen Umweltbonus bekommen. Bei einem Betrag von bis zu 9.000 Euro schrumpft da der Anschaffungspreis erheblich. Vor allem Kompakt- und Luxusfahrzeuge profitieren von der Förderung. Und damit in erster Linie ausländische Hersteller. Das hat eine aktuelle Studie ergeben.
Die Unternehmenberatung Kearney hat nach Bekanntgabe des Konjunkturpakets mit dem Umweltbonus im Juli 2020 insgesamt 7.300 Personen befragt. Untersucht wurde die Kauf- oder Leasingabsicht eines neuen Fahrzeugs. 500 der Teilnehmer wollten tatsächlich ein Auto kaufen und haben ihre Entscheidung im Detail erläutert.
Umweltbonus beeinflusst Kaufabsicht
21 Prozent der Befragten wollen bis Ende 2021 ein Hybrid- oder Elektroauto kaufen. Von den Befragten, die ein E-Auto kaufen möchten, entscheidet sich über die Hälfte aufgrund des Umweltbonus dafür. Die aktuellen Kaufanreize funktionieren vor allem im Kompakt- und Luxussegment.
„Rund sieben Prozent der Kunden, die planen, demnächst ein Auto zu kaufen, wollen ein Auto mit rein elektrischem Antrieb. Hinzu kommen nochmal 14 Prozent Hybrid-Fahrzeuge. Für Kompakt- und Luxusfahrzeuge sind die aktuellen Kaufanreize besonders entscheidend. Fahrzeuge im Mittelklasse-Segment können hingegen kaum von der Konjunkturspritze profitieren. Das ist kritisch, weil der Erfolg der deutschen Autobauer stark auch von diesem Segment abhängig ist.“
Marcus M. Weber, Experte für E-Mobilität und Partner bei Kearney
Das Maßnahmenpaket der Bundesregierung umfasst einen Umweltbonus von bis zu 9.000 Euro und einen reduzierten geldwerten Vorteil für die Versteuerung von Dienstfahrzeugen. Kearney hat 7.300 Personen
Kaufanreize wirken
Besonders für rein batteriebetriebene Autos scheint der Kaufanreiz zu wirken. 52 Prozent dieser Befragten geben an, dass sie sich aufgrund der finanziellen Unterstützung (Umweltbonus) dazu entschlossen haben, ein solches Auto zu kaufen.
Bei den rein batteriebetriebenen E-Autos unterscheidet sich die Kaufmotivation je nach Preisklasse deutlich. Im Preisbereich bis 40.000 Euro, in dem die maximale Förderung greift, ist diese mit 57 Prozent auch der mit Abstand wichtigste Kaufgrund. Im Bereich bis 65.000 Euro ist das nur für 25 Prozent der Befragten wichtig. Kostet das Elektroauto mehr als 65.000 Euro, also als Oberklassefahrzeug gilt, nimmt die Bedeutung der Kaufanreize wieder deutlich zu (50 Prozent).
E-Autos verurachen wenig Begeisterung
Nur sechs Prozent der Befragten entscheiden sich aufgrund eines attraktiven Modells für ein rein batteriebetriebenes E-Auto. „Erfolgreiche BEV-Modelle müssen die Kunden emotional begeistern, dass diese auch bereit sind, für anspruchsvolle technische Lösungen einen entsprechenden Preis zu bezahlen. Nur dann ist die Profitabilität aus dem Abverkauf von E-Fahrzeugen ohne Kaufprämien langfristig gesichert“, so Weber.
Für die deutschen Premiumhersteller entscheidet dies nicht zuletzt über ihre Zukunft, denn wenn Autos nur als gesichtslose Fortbewegungsmittel wahrgenommen werden, sinkt die Bereitschaft der Käufer, höhere Preise zu akzeptieren.