Deutsche Autofahrer: lieber besitzen als teilen

Deutsche Autofahrer: lieber besitzen als teilen

29. August 2024 0 Von Dr. Frauke Hewer

Deutsche Autofahrer wollen ihr Auto nicht teilen. Car Sharing ist nicht beliebt. Das geht aus einer aktuellen Umfrage hervor. Auch Auto-Abos sind nicht sehr beliebt. Herausgefunden hat das die Beratungsfirma BearingPoint.

Flexibler, bezahlbarer, bequemer: Obwohl die Deutschen die Vorteile moderner Mobilitätslösungen schätzen, setzen viele weiterhin auf Besitz statt Sharing, also Teilen. Das zeigt eine repräsentative Erhebung der Management- und Technologieberatung BearingPoint. Die Studie untersucht unter anderem, inwiefern digitale Angebote wie abonnementbasiertes Autoleasing das Mobilitätsverhalten der Deutschen verändern und wie sich Flottenanbieter zukünftig im Markt anpassen müssen. Das Ergebnis: Wer generationenübergreifend überzeugen will, muss jetzt sein Portfolio erweitern und auf effektive Kommunikationsmaßnahmen setzen.

Abo könnte Leasing ablösen

Die Mobilitätslandschaft in Deutschland befindet sich im Wandel: Innovative Angebote wie abonnementbasiertes Autoleasing haben das Potenzial, bis 2030 das klassische Leasing zu ersetzen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen BearingPoint-Studie. Moderne Mobilitätslösungen überzeugen bei den Nutzern vor allem durch Flexibilität, vergleichsweise niedrige Kosten und Bequemlichkeit. Trotz der vielen Vorteile von Angeboten wie Sharing, Ride-Hailing und Last-Mile-Diensten bleibt der Besitz eines eigenen Fahrzeugs aber weiterhin relevant – und zwar über alle Altersklassen hinweg. 84 Prozent der Befragten bevorzugen es demnach, ein Fahrzeug zu besitzen, statt es zu leasen.

„Anbieter müssen technologische Fortschritte mit Eigentumsoptionen in Einklang bringen, um den Bedürfnissen der Verbraucher gerecht zu werden. Die Anpassung an die zunehmend alternde Bevölkerung und die sich wandelnde Mobilitätslandschaft erfordern einen kulturellen Wandel innerhalb der Branche. Um Barrieren zu überwinden und Ängste und Vorurteile abzubauen, sind ein effektives Change Management und solide Kommunikationsstrategien von zentraler Bedeutung.“

Nina London, Partnerin bei BearingPoint und Expertin für die Energie- und Mobilitätswende

„Die Umstellung auf abonnementbasiertes Autoleasing bedeutet dabei einen erheblichen Wandel in der Automobilindustrie. Entscheidende Faktoren für Nutzende sind Flexibilität, Erschwinglichkeit und Komfort beim Zugang zu Fahrzeugen. Bis 2030 könnte abonnementbasiertes Leasing zu einer überzeugenden Alternative zum herkömmlichen Leasing werden – und zwar nicht nur für einzelne Nutzer, sondern auch für Flottenmanagementstrategien“, so Nina London weiter.

Einmal Leasing, immer Leasing

Ausschlaggebend für die Entscheidung für oder gegen ein abonnementbasiertes Leasingmodell scheint vor allem der Erfahrungsschatz der Nutzer zu sein. Die Studie zeigt, dass sich Personen, die schon einmal auf diese Weise geleast haben, etwa doppelt so offen für ein abonnementbasiertes Leasingmodell zeigen als jene, die noch nie Kontakt mit einem Leasinganbieter hatten. Wer schon Erfahrung im Abo-Leasing hat, schätzt außerdem den Preis im Vergleich zum Kauf und traditionellem Leasing realistischer ein.Darüber hinaus offenbart die Studie, dass Personen, die häufig digitale Mobilitätsangebote nutzen, auch einen hohen Anspruch an technische Innovationen in der Mobilität haben.

Zielgruppe Best-Ager

Bedingt durch den demografischen Wandel in Deutschland steigt die Nachfrage nach Mobilitätslösungen für ältere Menschen. Ältere Generationen zögern jedoch oft, neue Fahrzeug- oder Dienstleistungsangebote anzunehmen. Über 50 Prozent der Umfrageteilnehmer geben an, dass sich ihr Mobilitätsverhalten durch die Digitalisierung überhaupt nicht verändert hat. Diese Personen sind im Schnitt zehn Jahre älter als Menschen, die diese Frage mit Ja beantworten. Um ältere Menschen besser zu erreichen, sind vermehrte Veränderungs- und Kommunikationsbemühungen erforderlich, um die Akzeptanz neuer Mobilitätslösungen sicherzustellen. Hier bieten sich Chancen für die Industrie, innovative Lösungen für diese wachsende Bevölkerungsgruppe zu entwickeln.

Darüber hinaus sind 53 Prozent der Befragten der Meinung, dass in ihrer Wohngegend weiterhin ein Auto notwendig ist. Grund ist oft der mangelnde Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel. 43 Prozent der Umfrageteilnehmer geben an, sich mit den vorhandenen öffentlichen Verkehrsmitteln nicht ausreichend mobil zu fühlen. In eher ländlich geprägten Bundesländern wie dem Saarland oder Rheinland-Pfalz sind es sogar noch mehr.

Es wird weniger Auto gefahren

Zwischen 2004 und 2022 sank die durchschnittlich pro Jahr gefahrene Kilometerzahl pro Auto in Deutschland von 16.500 auf 12.670 Kilometer. Trotz eines Anstiegs der zugelassenen Fahrzeuge von 41,73 Millionen im Jahr 2010 auf 48,76 Millionen im Jahr 2023 ist die individuelle Pkw-Nutzung gesunken.

Digitalisierung und Remote-Arbeit haben das Mobilitätsverhalten vieler Nutzer verändert. Personen, die im Home Office arbeiten und daher keine Arbeitswege zurücklegen müssen, nutzen das Auto im Schnitt weniger (43 Prozent) als Menschen, die nicht von zu Hause aus arbeiten können (60 Prozent). Darüber hinaus steigen Personen, die im Home Office arbeiten, häufiger auf das Fahrrad um als andere.

„Um erfolgreich zu sein, müssen Mobilitätsanbieter ihre Kunden in den Mittelpunkt stellen und künftig nahtlose, integrierte Plattformen schaffen, die verschiedene Transportmodi vereinen“, resümiert Nina London.

Über die Studie

Die Studie „German Mobility Outlook“ untersucht die aktuelle Entwicklung des Flottenmarktes und besteht aus insgesamt drei Teilen. Bei dem Teil der Studie, dessen Ergebnisse in dieser Pressemitteilung zusammengefasst werden, handelt es sich um eine Konsumentenbefragung zum Thema Nutzerpräferenzen. Für die Studie wurden im Auftrag von BearingPoint 1.340 Personen durch das Marktforschungsinstitut Innofact befragt. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die Bevölkerung ab 18 Jahren in Deutschland.

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