Die Zukunft des Handels ist nicht nur digital
17. September 2020Dass 2020 DAS Jahr des Online-Handels wird, ist unbestritten. Dennoch scheint sich aktuell ein Trend herauszukristallisieren, der zum Nachdenken anregt. Danach wäre die Zukunft des Handels nicht nur digital.
Herausgefunden hat man dies mit dem „Trendmonitor Deutschland“ des Marktforschers Nordlight Research. Untersucht wurde explizit das Online-Shopping. Profitieren können demnach die großen Verkaufsplattformen im Internet, aber auch das Onlinegeschäft der klassischen Filialisten. Die Zukunft des Handels erscheint derweil hybrid, nicht nur digital.
Zukunft des Handels: hybrid?
Über 1.000 Bundesbürger ab 14 Jahren aus Haushalten mit Internetanschluss wurden repräsentativ zu ihrem Online-Einkaufsverhalten und zu ihren Einstellungen zum Onlineshopping befragt. Dabei wurden auch Entwicklungsvergleiche zwischen Ende 2019 und 2020 (nach Corona-Lockdown) angestellt.
Wo kaufen die Deutschen im Internet?
Aktuell kaufen demnach rund drei Viertel der Bundesbürger (72 Prozent) mindestens einmal pro Monat im Internet ein. 2019 waren es nur 67 Prozent. Jeder fünfte Verbraucher kauft sogar mindestens einmal pro Woche online ein. 40 Prozent der Bundesbürger geben zudem an, heute häufiger online einzukaufen als noch vor ein oder zwei Jahren; lediglich bei sieben Prozent gab es hier kein Wachstum.
Als Online-Einkaufsplattformen nutzen die Deutschen derzeit am häufigsten: Amazon.de, (77%; Vergleichswert 2019: 79%), Ebay.de (43%; 2019: 42%) und Otto.de (23%; 2019: 25%). Jeder vierte Verbraucher nutzt zudem auch die Onlineshops einzelner Markenhersteller und 15 Prozent auch regionale Online-Marktplätze.
Der Trend zeigt nicht nur in Richtung online
Generell hat jeder fünfte Verbraucher (21%; 2019: 22%) vor, in Zukunft zumindest noch etwas häufiger online einzukaufen als im stationären Laden. Umgekehrt wollen aber auch 18 Prozent (2019: 15%) in Zukunft zumindest wieder etwas häufiger in klassischen Geschäften und weniger online einkaufen – bemerkenswerterweise nicht zuletzt auch die jüngeren Verbraucher. Zu den Produktgruppen, die aktuell besonders häufig online eingekauft werden, zählen vor allem Kleidung & Schuhe (48%; 2019: 48%), Bücher & Hörbücher (37%; 2019: 30%), Medikamente (32%; 2019: 26%) und Elektronik-Kleingeräte & Computer (30%; 2019: 31%). Lebensmittel (Trocken- oder Frischeprodukte) werden im Alltag demgegenüber erst vergleichsweise selten regelmäßig online eingekauft, allerdings mit steigender Tendenz (6%; 2019: 4%).
In der Zukunft des Handels werden Kunden noch häufiger online statt im Geschäft einkaufen wollen die Verbraucher vor allem Medien wie Filme, Musik, Games (28%), Bahn- und Flugtickets (27%), Reisen und Hotels (26%), Eventkarten (25%), Bücher und Hörbücher (22%) sowie Elektronik-Kleingeräte und Computer (22%). Der Online-Handel mit Lebensmitteln hat hingegen auch zukünftig keine besonders großen Zuwächse zu erwarten (6%). Einzelne Produktgruppen will zumindest ein Teil der Verbraucher zukünftig auch wieder häufiger im Geschäft statt online einkaufen (so etwa Kosmetikprodukte, Parfüm, Schmuck oder Uhren).
Dem Online-Shopping generell zugeneigt zeigen sich längst nicht mehr nur jüngere oder generell internetaffine Zielgruppen. Online-Shoppen ist längst massenkompatibel geworden. Zugleich zeigt sich auch – und dies auch jenseits des „Re-Openings“ nach dem Corona-Lockdown – eine Tendenz zur Rückkehr in klassische Geschäfte.
Ältere Kunden sind kritischer: auch online
Bei der allgemeinen Kaufzufriedenheit liegen der Onlinehandel (63% Top-Nutzerurteile; 2019: 61%) und der stationäre Handel (66% Top-Nutzerurteile; 2019: 66%) in etwa gleichauf. Im Zufriedenheitsranking der unterschiedlichen Online-Einkaufsplattformen zeigen sich allerdings sehr deutliche Unterschiede (Spannweite der Top-Nutzerurteile zwischen 50 und 80 Prozent).
Zudem streuen die Top-Zufriedenheitsurteile sehr deutlich über verschiedene Aspekte des Online-Einkaufs: so etwa in puncto Sortimentsbreite (66% Top-Nutzerurteile), Schnelligkeit der Lieferung (54%), Produktqualität (45%), Preis (41%), Produktberatung/Produktbewertungen (30%) und Kommunikationsmöglichkeiten mit dem Händler (30%). Ältere Verbraucher zeigen sich beim Online-Einkauf insgesamt anspruchsvoller und kritischer als jüngere.
„Der Onlinehandel hat – in enger werdenden Grenzen – auch für die Zukunft weitere Wachstumspotenziale. Zugleich nimmt der Wettbewerb im E-Commerce deutlich zu. Der Onlinehandel sollte daher an seiner Servicequalität und speziell auch an den Kommunikationsmöglichkeiten der Kunden mit den Anbietern arbeiten, während Filialisten mit attraktiven Verkaufswege-Mixes punkten können und ihre originären Servicestärken ausspielen sollten.“
Rafael Jaron, Geschäftsführer bei Nordlight Research
Studie Trendmonitor Deutschland
Der komplette «Trendmonitor Deutschland» zum aktuellen Schwerpunktthema «Online-Shopping 2020: Trends und Potenziale» – mit umfangreichen weiteren Ergebnissen und Differenzierungen nach verschiedenen Zielgruppen, Anbietern und Produktsegmenten sowie Vergleichen mit dem stationären Handel und Entwicklungsvergleichen mit dem Vorjahr – kann über Nordlight Research bezogen werden. Darüber hinaus bietet der «Trendmonitor Deutschland» ein regelmäßiges Basistracking mit Trendanalysen in folgenden Produktfeldern: Smart Home, Smart Mobility / E-Mobility, Haushaltsrobotik, VR / AR, Telekommunikation, Medienkonsum, Social Media, Entertainment & Gaming, Banking & Insurance, Food, Health & Wellness sowie Travel und Mode & Beauty. Bekanntheit, Interesse, Kaufbereitschaft und Nutzung von Trendprodukten und Trendtechnologien werden hier seit Ende 2017 quartalsweise analysiert und nach zahlreichen soziodemographischen und psychographischen Merkmalen differenziert. Weitere Informationen: www.trendmonitor-deutschland.de