Digitale Auto-Cockpits: hoher Nutzen, hohes Risiko
6. August 2024Digitale Auto-Cockpits und Displays im Fahrzeug revolutionieren das Fahrerlebnis mit Funktionen wie Parkplatzsuche, Echtzeit-Verkehrsinformationen oder Entertainment-Angeboten. Für eine Mehrheit der Autobesitzer erleichtern diese digitale Funktionen das Fahren. Aber gut jeder Zweite sieht die Systeme als eher ablenkend an. Denn die Straßenverkehrsordnung erlaubt nur einen kurzen Blick auf die Displays, wie eine TÜV-Verband Umfrage ergab.
Von den Autofahrenden wird der Nutzen digitaler Funktionen überwiegend positiv bewertet. So stimmen 72 Prozent der Aussage zu, dass digitale Fahrfunktionen ihnen das Fahren erleichtern. Besonders beliebt seien diese Funktionen bei den Millennials. Hier liegt die Zustimmung bei 75 Prozent, so das Fazit. Dagegen empfinden in der älteren Baby-Boomer-Generation nur 66 Prozent digitale Funktionen als nützlich. Das hat eine aktuelle Ipsos-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 2.500 Personen ab 16 Jahren ergeben.
Digitale Auto-Cockpits seit 2017 in der Straßenverkehrsordnung geregelt
„Digitale Darstellungen und Funktionen bieten Autofahrern handfeste Vorteile, insbesondere bei der Navigation und der Bewältigung der Fahraufgabe“, erklärt Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband. Die Anzeige minutengenauer Staumeldungen, freier Parkplätze, Tankstellen oder Zapfsäulen sowie die Erweiterung des Sichtfeldes und die Kontrolle der Fahrzeugumgebung erleichtere das Fahren und verringere unnötigen Verkehr.
Zu den Vorteilen gehören auch Personalisierungsoptionen aller Anzeige- und Multimediafunktionen. Hochauflösende Displays sorgen für klare und deutliche Anzeigen, die auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen gut lesbar sind. Darüber hinaus ermöglichen sie eine bessere Integration von Fahrassistenzsystemen, Infotainmentsystemen und externen Geräten wie Smartphones und Tablets, die dem Fahrer zusätzlichen Komfort bieten.
Digitale Fahrzeugfunktionen: nützlich oder nur Ablenkung?
Digitale Auto-Cockpits bergen laut Goebelt die Gefahr, Autofahrer mit Informationen zu überfrachten und diese vom Verkehrsgeschehen abzulenken. Laut den Ergebnissen der Umfrage empfinden 40 Prozent der Autobesitzer die Bedienung der digitalen Funktionen als sehr kompliziert. Die Schwierigkeiten nehmen mit dem Alter zu. Während lediglich 28 Prozent aller 16- bis 24-Jährigen über Probleme mit der Bedienung klagen, sind es bei den über 66-Jährigen immerhin 44 Prozent. Gut die Hälfte der Autobesitzer (53 Prozent) gibt an, dass die Bedienung digitaler Auto-Cockpits sie während der Fahrt zu sehr ablenkt.
„Digitale Funktionen sind heute so präsent, dass die Fahrer kaum an deren Nutzung vorbeikommen“, sagt Goebelt. „Während einer Autofahrt kann die Ablenkung von der Fahraufgabe durch die Bedienung der Systeme aber sehr gefährlich sein.“ Laut der TÜV Mobility Studie teilen viele diese Einschätzung. Ablenkungen, wie zum Beispiel die Handy-Nutzung am Steuer, werden von fast allen als Sicherheitsrisiko (94 Prozent) angesehen. Davon halten 51 Prozent Ablenkung für sehr gefährlich und 43 Prozent für eher gefährlich.
„Im Idealfall werden zentrale Handy-Funktionen in das digitale Cockpit integriert und sind so einfach zu bedienen, dass sie die Fahrer so wenig wie möglich ablenken,“ merkt Goebelt an. Bei vielen neueren Fahrzeugmodellen sind Knöpfe und Tasten zugunsten flacher Displays aus den Cockpits gewichen. „Die Hersteller sind gefordert, auf intuitive Designkonzepte zu setzen, die eine einfache und schnelle Bedienung ermöglichen“, sagt Goebelt und fügt hinzu: „Die Verwendung von Sprachsteuerung und haptischem Feedback kann helfen, die Notwendigkeit visueller Interaktion zu reduzieren und damit die Ablenkung zu minimieren.“
Foto: Autoren-Union Mobilität/Porsche