TÜV-Verband überzeugt von der Partikelmessung

TÜV-Verband überzeugt von der Partikelmessung

29. Februar 2024 0 Von Dr. Frauke Hewer

Seit der Einführung des neuen Messverfahrens bei der Partikelmessung im Juli 2023 werden in Deutschland bei der Abgasuntersuchung (AU) die Partikelanzahlkonzentrationen gemessen. Diese Methode, auch als PN-Messung bekannt, betrifft insbesondere Fahrzeuge mit Dieselmotoren ab der Emissionsklasse Euro 6/VI. Eine kürzlich durchgeführte Auswertung von 950.809 Fahrzeugen der Schadstoffklasse Euro 6/VI im Zeitraum vom 1. August bis zum 30. Oktober 2023 hat interessante Ergebnisse hervorgebracht.

Die neue Messmethode hat sich laut TÜV-Verband als äußerst wirksam erwiesen. Kraftfahrzeuge mit zu hohen Schadstoffemissionen werden sicher erkannt. Von den untersuchten Fahrzeugen haben 32.285 im ersten Anlauf die Prüfung nicht bestanden, was einer Durchfallquote von 3,4 Prozent entspricht. Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer regelmäßigen Modernisierung der Abgasuntersuchung, um mit den technologischen Fortschritten Schritt zu halten.

TÜV-Verband will Ausweitung der Partikelmessung

 „Die Ergebnisse zeigen die Wirksamkeit des Verfahrens und unterstreichen die Notwendigkeit einer regelmäßigen Modernisierung der Abgasuntersuchung an den Stand der Fahrzeugtechnik. Wer bei der AU durchfällt, muss mit dem Fahrzeug umgehend in die Werkstatt, um den Mangel zu beheben.“

Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug & Mobilität beim TÜV-Verband

Der TÜV-Verband setzt sich dafür ein, die Messung der Partikelanzahlkonzentration nicht länger auf Euro 6/VI-Dieselfahrzeuge zu beschränken. Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug & Mobilität beim TÜV-Verband, betont die Notwendigkeit, die Messung auf weitere Fahrzeugtypen auszuweiten. Konkret empfiehlt er die Einbeziehung von Kraftfahrzeugen der Emissionsklasse Euro 5b sowie von Benzinern mit Direkteinspritzung ab Klasse 6.

Strenge Grenzwerte

Bereits im Rahmen der EU-Abgastypgenehmigung gelten für Fahrzeuge ab der Emissionsklasse Euro 6/VI strenge Grenzwerte für die Partikelanzahl. Diese Werte sind in der Regel nur durch den Einbau eines effizienten Partikelfilters erreichbar. Die vorhandene Messtechnik ermöglicht es, die einwandfreie Funktion dieser Filter sicherzustellen. Fahrzeuge mit defekten oder manipulierten Filtersystemen werden als “Groß-Verschmutzer” eingestuft. Sie sind maßgeblich für einen erheblichen Anteil der schädlichen Emissionen im Verkehrssektor verantwortlich.

Seit 1985 ist die Abgasuntersuchung (ASU) für alle mehrspurigen Kraftfahrzeuge in Deutschland verpflichtend. Seit 2010 ist sie zudem Teil der Hauptuntersuchung (HU). Die AU überwacht die Emissionen aller Fahrzeuge in der EU und stellt sicher, dass sie keine übermäßigen Mengen an schädlichen Gasen wie Kohlenmonoxid (CO) bei Benzinern und Rußpartikeln bei Dieselfahrzeugen ausstoßen. Feinstpartikel aus Verbrennungsmotoren bilden stabile Aerosole in der Atmosphäre, die das Sonnenlicht absorbieren und so die Atmosphäre aufheizen. Die AU trägt zur Einhaltung der Umweltvorschriften und zur Minimierung der Umwelt- und Klimaauswirkungen des Straßenverkehrs bei.

Fahrverbote vermeiden

Eine modernisierte Abgasuntersuchung kann nach Aussage des TÜV-Verbands dazu beitragen, mögliche Fahrverbote für Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren zu vermeiden, insbesondere wenn die in der EU geltenden Immissionsgrenzwerte angehoben werden sollten. Damit setzen wir einen wichtigen Schritt in Richtung saubererer Luft und effizienterer Abgasuntersuchungen.

Die Einführung der Partikelmessung (PN-Messung) bei der Abgasuntersuchung (AU) für Diesel-Fahrzeuge der Schadstoffklasse Euro 6/VI im Juli 2023 hat bereits erste Ergebnisse geliefert. Der TÜV-Verband, DEKRA, KÜS, ZDK und der ASA-Verband ziehen eine Zwischenbilanz und beleuchten die Wirksamkeit dieses neuen Messverfahrens.

Durchfallquote steigt mit der Laufleistung

Die Auswertung von fast einer Million Fahrzeugen zeigt interessante Zusammenhänge. Mit steigender Laufleistung der Fahrzeuge nimmt die Durchfallquote bei der Abgasuntersuchung zu:

  • Bei Fahrzeugen mit einer Laufleistung bis 50.000 Kilometern liegt die Durchfallquote bei 2,8 Prozent.
  • In der Gruppe von 50.000 bis 160.000 Kilometern beträgt die Durchfallquote 3,3 Prozent.
  • Bei Fahrzeugen mit mehr als 160.000 Kilometern sind es sogar 4,7 Prozent.

Interessanterweise sind nur 0,72 Prozent der untersuchten Fahrzeuge aufgrund von im On-Board-Diagnose (OBD)-System gespeicherten Fehlercodes und Fehlfunktionen durchgefallen. Bis Ende 2017 konnte die Abgasuntersuchung allein als OBD-AU durchgeführt werden. Damals wurde beim Auslesen der OBD festgestellt, ob die Eigendiagnose abgeschlossen war. War dies der Fall, konnte auf die Endrohrmessung verzichtet werden.

Richard Goebelt betont, dass die Untersuchung erneut den Mehrwert einer Kombination aus Endrohrmessung und Auslesen der OBD belegt, um Defekte oder Manipulationen der Abgasreinigung sicher nachzuweisen. Die PN-Messung ist aus Sicht des TÜV Verbands ein wichtiger Schritt zur Reduzierung schädlicher Emissionen und zur Sicherstellung der Umweltverträglichkeit unserer Fahrzeuge. Es bleibt spannend zu sehen, wie sich diese Methode weiterentwickeln wird.

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