Gestörte Lieferketten: MEYLE trotzt der Herausforderung
4. März 2022Sponsored Post Die Lieferketten sind weltweit nachhaltig gestört. Wir haben mit Julia Thomschke von MEYLE darüber gesprochen, welche Auswirkungen diese Entwicklung auf den automotive Aftermarket hat. Sie ist beim Hamburger Ersatzteilspezialisten zuständig für das Supply Chain Management. Bei MEYLE selbst ist man auch in der aktuellen Krise weiterhin lieferfähig.
amt: Die Lieferketten sind im Jahr 2021 ordentlich durcheinander geraten. Inwieweit betrifft dies aus Ihrer Sicht die Player im automotive Aftermarket?
Julia Thomschke: Von den derzeitigen Problemen, die uns jetzt schon seit über einem Jahr begleiten, sind alle im automotive Aftermarket betroffen. Das gilt sowohl für unsere Kunden als auch für unsere Lieferanten. Damit sind auch wir bei MEYLE direkt oder indirekt von gestörten Lieferketten beeinflusst. Das ist eine große Herausforderung für uns, und selbstverständlich für den gesamten Markt, und das weltweit. Unsere Kunden sind daran gewöhnt, dass wir ihnen ein hohes Lieferniveau bieten und das ist in der letzten Zeit zunehmend schwieriger geworden.
Gestörte Lieferketten kompensieren
Allerdings können wir diese Probleme sehr gut kompensieren, weil wir selbst produzieren. Unsere eigene Produktion in der Türkei sorgt dafür, dass wir weiterhin gut liefern können. Da diese Teile nicht aus Ostasien kommen, sind die Wege wesentlich besser zu planen und zu bewältigen. Das sorgt dafür, dass unsere Kunden nach wie vor fristgerecht ihre Lieferungen erhalten.
amt: Mit welchen Problemen sehen Sie sich konfrontiert?
Julia Thomschke: Aktuell kommen viele Vorprodukte noch später in Europa an, als sie dies sowieso schon tun würden. Die Corona-Pandemie und die Containerknappheit konfrontieren uns mit Unwägbarkeiten, die sich nur schwer kompensieren und vor allem planen lassen. Wir sind sehr froh, dass unsere Produktionsstätte uns sehr viel Sicherheit gibt.
Geschlossene Häfen, Ever Given Blockade… fordern flexible Lösungen
amt: Als im Frühjahr 2021 das Schiff im Suezkanal feststeckte, wurden die ohnehin bereits strapazierten Lieferketten schon auf eine harte Probe gestellt, die in den meisten Fällen nicht bestanden wurde. Immer wieder geschlossene Häfen aufgrund der Pandemie potenzierten dann das Ganze noch. Container stauten sich an manchen Punkten, während sie an anderen Stellen nicht verfügbar waren. Diese Störungen dauern bis jetzt an und verursachen empfindliche Verzögerungen im weltweiten Warenverkehr.
amt: Inwieweit sind Sie bei MEYLE von den so gestörten Lieferketten betroffen?
Julia Thomschke: Auch wir bemerken vermehrt verspätete Anlieferungen. Unsere Waren kommen später bei uns an und manchmal auch nur Teilsendungen. Wir versuchen, das so gut wie möglich abzufedern. Wir haben einerseits einen Puffer-Bestand aufgebaut, um weiterhin lieferfähig zu sein. Andererseits haben wir alternative Transport-Dienstleister ins Boot geholt, um flexibler und unabhängiger zu sein.
Löcher stopfen ist Alltag
Julia Thomschke: Trotz allem sind gerade wir hier im Supply Chain Management extrem gefordert. Wir müssen manches „Loch“ vorausahnen und dann möglichst gut stopfen. Auch unsere Logistik hat seit dem Beginn der Corona-Pandemie Enormes geleistet. Das alles tun wir, um unseren Kunden weiterhin den Service zu bieten, den sie kennen. Problematisch waren für uns zum Beispiel die knappen Container, um bspw. unsere produzierte Ware zu den Kunden zu transportieren.
amt: Welche Auswirkungen hat die Containerknappheit denn auf Ihren Warenfluss?
Julia Thomschke: Wir haben bei MEYLE viel Land- und Seeverkehr. Dadurch kämpfen wir mit einigen Verspätungen. Wir haben versucht, manche Transporte vom Schiff auf die Schiene zu verlagern. Das hat aber nur leidlich funktioniert. Wir schauen uns jetzt unsere Lieferketten immer sehr genau an und suchen dann für jeden Fall die passende Lösung. Wir sind mit unseren Spediteuren im engen Austausch, um möglichst flexible Lösungen zu finden und stellen uns insgesamt breiter auf. So sind wir autark und unabhängig von äußeren Umständen, wie der Containerknappheit. Unsere Strategie: Wir streuen unser Risiko und bleiben dadurch lieferfähig.
Verpackungen sind bisher kein Problem
amt: Verpackungen sind ebenfalls knapp. Wie reagieren Sie auf stetig steigende Preise für Verpackungen?
Julia Thomschke: Von anderen am Markt hören wir, dass es im Bereich der Verpackungen Probleme gibt. Zum Glück beeinträchtigt diese aktuelle Situation nicht unsere Lieferfähigkeit. Wo es geht, versuchen wir ohnehin, Verpackungen zu reduzieren umso nachhaltig wie möglich zu agieren.
amt: Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um jetzt und auch in Zukunft lieferfähig zu sein und auch zu bleiben?
Julia Thomschke: Wir stimmen uns in jedem Fall wie auch bereits in der Vergangenheit intensiv mit unseren Kunden ab. Das machen wir so vorausschauend wie möglich. Wir bestellen rechtzeitiger als früher und bringen alle Prozesse früher in Gang. Durch den vertrauensvollen Austausch mit unseren Kunden und Produktionspartnern gelingt es uns auch jetzt in dieser massiven Krise, in den meisten Fällen lieferfähig zu bleiben.
Vorausschauend agieren
Julia Thomschke: Probleme versuchen wir zu antizipieren und so für den bestmöglichen Warenfluss zu sorgen. Damit fahren wir sehr gut. Und das hat dazu geführt, dass wir in den vergangenen zwei Jahren unsere Lieferfähigkeit stabil halten konnten.
amt: Können Sie sagen, wie lange uns die Lieferkettenproblematik noch beschäftigen wird?
Julia Thomschke: Leider ist meine Glaskugel etwas trübe. Aber wir gehen davon aus, dass das laufende Jahr 2022 noch sehr schwierig bleiben wird. Für 2023 hoffen wir auf eine Entspannung der Lage.