Lagerlogistik in der Pandemie: höhere Kosten und Sicherheitsbestände

Der Rohstoffmangel prägt derzeit die Weltmärkte. Und Chipmangel sowie Lieferkettenprobleme führen zu einer völlig neuen Herausforderung. Das bedeutet neue Anforderungen an die Lagerlogistik. Produktion und Handel sind mit den gewaltigen Auswirkungen brüchiger Lieferketten konfrontiert. Und die Pandemie hält die Welt weiter in Atem. Die Gewissheiten der vergangenen Jahrzehnte wurden von einer neuen Normalität der Ungewissheit verdrängt. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Schnelligkeit und Qualität.

Um angesichts großer Herausforderungen die Handlungsfähigkeit des eigenen Unternehmens zu sichern, brauchen Entscheider einen weiten Blick und gleichzeitig genaue Orientierung. Wie haben sich die wichtigsten Kennzahlen in der Lagerlogistik im vergangenen Jahr verändert? Diese Frage beantwortet die neue Studie „Warehouse-KPIs“ des „Herchenbach Supply Chain Instituts“.  Entwickelt wurde die Studie vor dem Hintergrund der andauernden Pandemie und immer neuer Disruptionen in der Supply Chain. Im Zentrum steht die Frage, wie sich wesentliche Kennzahlen der Lagerlogistik im vergangenen Jahr verändert haben. Befragt wurden Entscheider aus Schlüsselbranchen, vor allem aber Experten aus dem Bereich Transport und Logistik. Im Ländervergleich werden die teilweise unterschiedlichen Entwicklungen in Deutschland, Großbritannien und Frankreich herausgearbeitet.

Höhere Kosten für die Hälfte der Unternehmen

Insgesamt 37 Prozent der Unternehmen haben angesichts brüchiger Lieferketten und Rohstoffknappheit im vergangenen Jahr ihren Sicherheitsbestand im Lager erhöht. Das ist ein Ergebnis der neuen Studie. Gleichzeitig musste fast die Hälfte der Unternehmen mehr pro m³ Lagerraum zahlen. Bei 52 Prozent der Unternehmen sind die Kosten für Lagerlogistik in Prozent des Unternehmensumsatzes im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Nur bei 16 Prozent waren sie niedriger als im Vorjahr. Das ist das Ergebnis der Studie. Dazu wurden Entscheider aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland zu wesentlichen KPIs ihrer Lagerlogistik befragt.

Raumkosten sind in Deutschland besonders hoch

In Deutschland waren mehr als die Hälfte der Unternehmen von Erhöhungen betroffen, allerdings war auch die Anzahl der Unternehmen mit vergleichsweise niedrigeren Logistikkosten höher. Bei 51 Prozent der deutschen Unternehmen haben sich nach der Studie die Logistikkosten in Prozent des Unternehmensumsatzes im vergangenen Jahr erhöht. Mit 19 Prozent war der Anteil der Unternehmen, die vergleichsweise niedrigere Logistikkosten verzeichneten, in der Länderbetrachtung besonders hoch. 30 Prozent sehen keine Veränderung.

Zwar sehen auch deutsche Unternehmen in den Personalkosten die größten Kostentreiber, allerdings bewerten sie nur 36 Prozent als hohen bis sehr hohen Kostenfaktor. Das ist der niedrigste Wert im Ländervergleich. Der Anteil der Personalkosten macht in Deutschland 23 Prozent der gesamten Lagerlogistik aus. Dafür ist in Deutschland der Anteil der Raumkosten an den Lagerlogistikkosten mit 26 Prozent besonders hoch, deutlich höher als in Frankreich (21%) oder Großbritannien (22%).

Logistikkosten sind im vergangenen Jahr enorm gestiegen

Die Logistikkosten in Prozent des Gesamtumsatzes sind im vergangenen Jahr für mehr als die Hälfte der Unternehmen gestiegen. Umsatzeinbußen durch die Coronakrise bei gleichbleibenden bis steigenden Kosten spielen dabei eine Rolle. Gleichzeitig machen die befragten Unternehmen vor allem das Personal als hohen bis sehr hohen Kostentreiber aus. Lagerlogistiker bewerten Personal aber auch als maßgeblichen Faktor hinsichtlich Effizienz und Qualität. Sie investieren bewusst in Mitarbeiter mit dem passenden Potential in einem Markt, wo sich der Fachkräftemangel bereits abzeichnet. Innovative und flexible Lagerlösungen können dagegen kurz- und mittelfristig zu Einsparpotentialen führen, gerade mit Blick auf den Anteil der Raumkosten.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Volkswagen