Klassik-Studie 2023: Young- und Oldtimer als Wirtschaftsfaktor
11. April 2024In der Welt der Autoliebhaber geht die Anziehungskraft von Oldtimern über die reine Fortbewegung hinaus. Außerdem verkörpert sie ein kulturelles Erbe, ein Symbol für Handwerkskunst und eine Investitionsmöglichkeit. Hierzu taucht die Classic-Studie 2023 in ihrer fünften Auflage tief in die wirtschaftliche Landschaft rund um Oldtimer ein, beleuchtet deren Bedeutung auf dem heutigen Markt und ihre mögliche Entwicklung in der Zukunft. Rund eine Million Oldtimer haben einen Gesamtwert von 31 Milliarden Euro. 40 Prozent aller Fahrzeuge liegen unter 10.000 Euro.
Die Classic-Studie 2023 soll eine umfassende Analyse des deutschen Oldtimer-Marktes bieten. Sie stützt sich dabei auf Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA). Mit einem Gesamtwert von über 31 Milliarden Euro dominieren Oldtimer im Alter von über 30 Jahren den Markt. Daneben gibt es rund 800.000 Youngtimer im Alter von 25 bis 29 Jahren, was auf zukünftige Klassiker hindeutet. Jedes Fahrzeug verursacht pro Jahr etwa 1.300 bis 1.600 Euro an Reparaturkosten, hinzu kommen bei Oldtimern teilweise teure Restaurierungen. Etwa 10.000 Mitarbeiter haben einen Arbeitsplatz bei den Werkstätten, die auch Classic-Cars reparieren. Hinzu kommen jeweils 50 spezialisierte Teile- und Fahrzeughändler.
Wirtschaftliche Bedeutung: Man muss den Markt verstehen
Abgesehen von ihrer kulturellen Anziehungskraft sind Oldtimer also auch eine bedeutende wirtschaftliche Kraft. Die Studie hebt hervor, dass sich allein das Reparatur- und Wartungsvolumen für Oldtimer auf stolze 3,8 Milliarden Euro beläuft. Außerdem ist das steigende Interesse an Oldtimern nicht nur auf erfahrene Enthusiasten beschränkt. Und es kommen neue Fahrer auf den Markt, die die jüngeren Fahrzeuge ins Rampenlicht rücken und ihren Marktwert steigern. Immerhin wollen 90 Prozent der befragten Autofahrer ein Auto besitzen und es genießen. Und 76 Prozent sehen Oldtimer als Kulturgut an. Fast zwei Drittel der Befragten können als Oldtimer-Fans bezeichnet werden. Nur ein knappes Viertel steht dem Oldtimer skeptisch gegenüber, 14 Prozent sind neutral. Über 70 Prozent freuen sich immerhin, einen Oldtimer auf der Straße zu sehen und 37 Prozent interessieren sich dafür. Der Umweltschutz nimmt in der Bewertung nur eine geringe Rolle ein. Die durchschnittliche Fahrleistung eines Oldtimers mit H-Kennzeichen liegt bei 1.600 km pro Jahr, das sind 0,2 Prozent der gesamten PKW-Fahrleistung in Deutschland.
Emotionale und rationale Bedeutung ist ein wichtiger Faktor
Der Erfolg der Classic-Studie 2023 ist auf die Zusammenarbeit mit der Automobilindustrie zurückzuführen. Partnerschaften mit führenden Verbänden und Unternehmen wie ZDK, VDA und Bosch haben die Studie mit wertvollen Erkenntnissen bereichert. Gerd Heinemann, Geschäftsführer der BBE Automotive GmbH, unterstreicht die doppelte Bedeutung von Oldtimern. Sie sind nicht nur ein wirtschaftlicher Motor, der ein kulturelles Erbe bewahrt und pflegt, sondern wecken bei den Liebhabern auch starke emotionale Bindungen. Und diese Mischung unterstreicht die anhaltende Attraktivität von Oldtimern. „Der Einstieg in die Young- und Oldtimerszene kann durchaus erschwinglich sein und das Hobby Oldtimer ist nicht nur etwas für gut Betuchte“, so Gerd Heinemann, Geschäftsführer von BBE Automotive.
Wie die Classic-Studie 2023 zeigt, sind Oldtimer nicht nur Relikte der Vergangenheit, sondern dynamische Werte, die die automobile Landschaft der Gegenwart und Zukunft prägen. Das größte Problem der Branche bleibt aber nach wie vor, geeignete Fachkräfte für Arbeiten an Old- und Youngtimern zu finden. Neben erfolgreichen Wegen zur Personalrekrutierung werden in der Studie auch weitere Problemfelder, wie z.B. die Online- und Social Media-Präsenz von Unternehmen, beschrieben. „Hier besteht noch Handlungsbedarf“, betont Matthias Kemmer, Vorsitzender des ZDK-Oldtimerausschusses und merkt an: „Viele Betriebe verfügen über großes Know-how rund um die Fahrzeuge, kommunizieren aber zu wenig in Richtung Nachwuchs.“ Außerdem sei es für Oldtimerbetriebe sinnvoll, mit Spezialisten und Fahrzeugclubs zu kooperieren und sich ein Netzwerk aufzubauen.
Foto: Auto-Medienportal.Net/BBE Automotive