Logistik wird teurer. Ein Grund: Geisterbaustellen
10. Dezember 2019Ein Logisitk-Verein macht darauf aufmerksam, dass Baustellen und Staus dafür sorgen, dass Logistik-Kosten steigen. Die Logistikwirtschaft leide seit Jahren darunter, heißt es in einer Pressemitteilung.
Alleine im November 2019 gab es nach Angaben des Vereins „Die Transportbotschafter“ deutschlandweit 517 Autobahnbaustellen – 37 mehr als im Vorjahresmonat. Basis dafür waren Zahlen des ADAC. Am stärksten sei aktuell die A 7 betroffen. Hinzu komme, dass 5.000 Brücken auf dem Fernstraßennetz dringend sanierungsbedürftig sind.
Logistik leidet unter Staus
„Das macht allen Verkehrsteilnehmern zu schaffen, besonders aber der Transportbranche, die täglich Termine und Lieferfristen halten muss. Transportunternehmen verplempern täglich nicht nur kostbare Zeit und Sprit, auch der Fahrzeugverschleiß steigt.
Jens Thiermann, Vorsitzender des Vereins „Die Transportbotschafter“
Alleine im Nadelöhr Hamburg stünden täglich etwa 18.000 Fahrzeuge im Stau, sagt der Verein. „Eine Stunde im Stau hin und zurück kostet unsere Unternehmer pro Fahrzeug zusätzlich 200 Euro”, sagt Thomas Rackow, Geschäftsführer des Unternehmensverbandes Logistik Schleswig-Holstein.
Direkt betroffen seien auch die Berufskraftfahrer. Nicht nur, dass sie täglich dem Risiko ausgesetzt sind, staubedingt ihre Lenkzeit zu überziehen. Wer nicht jeden Stau auf dem Ausdruck seines Fahrtenschreibers akribisch dokumentiert, den bittet der Staat am Ende auch noch zur Kasse. Für die meisten Fahrer vergeht inzwischen kein Tag mehr ohne Stau.
Ein Schaden von 15 Mrd. Euro jährlich?
Verkehrsexperte Prof. Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen geht davon aus, dass 20 Prozent der Staus in Deutschland durch Baustellen verursacht werden. „Der dadurch entstehende volkswirtschaftliche Schaden beträgt aufs Jahr gerechnet rund 15 Mrd. Euro”, konstatiert er. Ein großes Ärgernis stellen ihm zufolge die sogenannten Geisterbaustellen dar. „Um keine Vertragsstrafen zu kassieren, richten Bauunternehmen häufig Baustellen ein, gearbeitet wird dort aufgrund von Arbeitskräftemangel aber dann wochenlang nicht“, stellt er fest. Staus in Geisterbaustellen sind unnötig und vermeidbar.
Zwar investiert der Bund gerade massiv in die Verkehrsinfrastruktur, zahllose Baustellen sind aber die Folge. Transportunternehmen leiden laut dem Logistik-Verein doppelt. Ist die im Baustellenstau verbrachte Zeit zu lang, müssen Fahrer eine Pause oder Tagesruhezeit einlegen – häufig auf einem der total überfüllten Rastplätze. Laut Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) fehlen derzeit deutschlandweit rund 40.000 Lkw-Stellplätze. Termine können platzen, Auftraggeber abspringen.
Schiene ist keine Alternative für die Logistik
Es sei aber nicht so einfach, auf die Schiene auszuweichen. Denn das Gleisnetz ist ebenfalls marode und wird derzeit aufwendig saniert. Die Folge sind auch hier zahlreiche Baustellen mit daraus folgenden Kapazitätsverlusten und Pünktlichkeitsproblemen. „Der Lkw wird in Deutschland immer als Stauverursacher Nummer Eins stigmatisiert, dabei sind Transportunternehmer die größten Leidtragenden der aktuellen Baustellenwut in Deutschland”, sagt Transportbotschafter Thiermann.
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