Moderne IT in Familienunternehmen? Fehlanzeige
17. Februar 2020Dass moderne IT eine Schlüsseltechnologie für die Zukunft darstellt, ist nichts Neues. Erschreckend ist, dass weniger als fünf Prozent der Familienunternehmen bisher auf künstliche Intelligenz und weniger als ein Fünftel Big Data nutzen. Das hat eine Studie der WHU Otto Beisheim School ergeben.
Sie förderte auch zutage, dass 55 Prozent der deutschen Familienunternehmen sich auf die Herausforderungen der Digitalen Transformation vorbereitet fühlen. Aber nur eine Minderheit nutzt faktisch bereits Technologien wie Cloud Computing (38 Prozent), Big Data (19 Prozent) oder Anwendungen für künstliche Intelligenz (5 Prozent). Die Studie hat untersucht, welche digitalen und IT-Technologien deutsche Familienunternehmen heute in der Realität einsetzen. Gefördert hat die wissenschaftliche Untersuchung die Beratungsgesellschaft Andersch.
Big Data ist in Familienunternehmen kein Thema
Die wichtigsten Ergebnisse lassen wahrscheinlich IT-Freaks erschauern: Weniger als ein Drittel der Familienunternehmen nutzen Business-Intelligence- (31 Prozent) und Big Data (19 Prozent) Anwendungen. Industrie 4.0-Technologien kommen nur bei 13 Prozent zum Einsatz. Darüber hinaus sind künstliche Intelligenz und Blockchain nur vereinzelt im Einsatz. Die Studie teilt die Technologien in vier verschiedene Kategorien ein: Basis-IT, fortgeschrittene IT, moderne IT und Zukunftstechnologie.
„Erschreckend ist, dass selbst in der Anwendung der Basis-IT nur knappe Mehrheiten diese Anwendungen überhaupt im Einsatz haben.“
Professorin Nadine Kammerlander, Leiterin des Lehrstuhls Familienunternehmen an der WHU
So nutzen 66 Prozent der Unternehmen ein ERP-System zur Steuerung von Geschäftsprozessen und Lieferanten, 55 Prozent versenden Rechnungen elektronisch, 52 Prozent nutzen Soziale Netzwerke und die Hälfte (50 Prozent) haben ein digitales System für das Management von Kundenbeziehungen eingeführt.
Fortgeschrittene IT bei weniger als der Hälfte der Familienunternehmen im Einsatz
In der von der WHU als ‚Fortgeschrittene IT‘ kategorisierte Anwendungen kommen die Folgenden zum Einsatz: 47 Prozent setzen Web Analytics zur Analyse der Nutzer ihrer Websites ein, 39 Prozent nutzen digitale Weiterbildung, 38 Prozent Cloud Computing und 31 Prozent Business-Intelligence-Anwendungen.
„50 Prozent der Unternehmen haben uns mitgeteilt, dass sie über die Anwendungsmöglichkeiten und das Leistungspotenzial moderner Informationstechnologie schon Bescheid wissen. Als große Hürde wurde aber genannt, dass insbesondere das Fehlen technologischer Schnittstellen zwischen existierenden Anwendungen und neuen Technologien in der Praxis die Einsatzmöglichkeit limitieren würde. Ebenso wurden als Schwierigkeiten Anschaffungs- und Einführungskosten und fehlendes Spezial-Wissen beschrieben.“
Professorin Nadine Kammerlander, Leiterin des Lehrstuhls Familienunternehmen an der WHU
Schaut man sich moderne IT-Anwendungen und Zukunftstechnologien an, verringert sich die Zahl der Unternehmen, die diese auch anwenden noch einmal deutlich. Weniger als ein Drittel (31 Prozent) haben ein digitales Wissensmanagement eingeführt, Big Data 19 Prozent, eine vorausschauende Instandhaltung (‚Predictive Maintenance‘) haben 18 Prozent im Einsatz und Anwendungen, die man im Allgemeinen mit der modernen Industrie 4.0 in Zusammenhang bringt, haben gerade einmal 13 Prozent im aktiven Gebrauch. Tools, die Virtuelle Realität einsetzen, nutzen neun Prozent, fünf Prozent Künstliche Intelligenz und die Zukunftstechnologie Blockchain kommt faktisch nur bei drei Prozent der befragten Unternehmen zum Einsatz.
IT-mäßig hängen Familienunternehmen hinterher
Nadine Kammerlander sagt: „Zusammenfassend kann man sagen: All das, was heute im öffentlichen Diskurs nahezu omnipräsent erscheint, haben deutsche Familienunternehmen nur in einer – teils prozentual einstelligen – Minderheit im Einsatz. Wegweisende Technologien wie Blockchain oder KI sind sogar Einzelfälle. Viele Familienunternehmen agieren hier ganz nach ihrer DNA: Erst wenn sie vom Einsatz einer Technologie vollends überzeugt sind und glauben, dass sich diese auch rechnet, investieren sie. Das ist eine durchaus legitime Strategie. Allerdings führt das gleichzeitig dazu, dass sie keine Erfahrungen mit den neuen Trends und Technologien abseits von Vorträgen und der Presselektüre sammeln können. Die Minderheit, die heute bereits neue Technologien nutzt und ausprobiert, wird in der Zukunft eher dazu fähig sein, notwendige Veränderungen schneller, gezielter und effizienter herbeizuführen. Die Mehrheit der Familienunternehmen könnte im schlimmsten Fall die möglichen Wettbewerbsvorteile der Zukunft schon heute aufgeben.“
Über die Studie:
Die Studie ‚Digitale Transformation im Mittelstand und in Familienunternehmen‘ wurde durchgeführt am Lehrstuhl für Familienunternehmen der WHU Otto Beisheim School of Management unter der Leitung von Prof. Dr. Nadine Kammerlander und mit Unterstützung der Beratungsgesellschaft ANDERSCH. Die Untersuchung geht der Frage nach, wie der aktuelle Status der Digitalen Transformation heute in diesem Unternehmenssegment zu bewerten ist. Dazu wurden 1.444 Unternehmen befragt, davon 689 Unternehmen in mehrheitlichem Familienbesitz und 755 im Nicht-Familienbesitz. 92 Prozent der Antwortgeber sind Führungskräfte, davon 53 Prozent Mitglieder der Geschäftsführung/des Vorstands und 34 Prozent der/die jeweils Vorsitzende dieses Gremiums.
Auszüge aus der Untersuchung sind auf Anfrage hier erhältlich.
[…] dies nicht so sein muss, kann man hier am Beispiel festmachen. Bei dem Familienunternehmen legt man großen Wert auf Kundenorientierung, Leistungsbereitschaft und Kontinuität, was sich […]