Abwrackprämie: alles Fake-News?
19. Mai 2020Gastbeitrag von Marc Odinius. Die Abwrackprämie nach der Bankenkrise wird viel kritisiert. Unser Autor beleuchtet die Fakten, die dahinter stehen. Er weiß, wovon er spricht, denn sein Geschäft sind Fahrzeugdaten.
amt: Warum beschäftigen Sie sich mit der Abwrackprämie?
Marc Odinius: Die Fakenews über die Abwrackprämie sind vielfältig. Hauptsächlich wird jedoch in Frage gestellt, ob sie wirklich etwas gebracht hat – einerseits in Sachen Umweltschutz und andererseits ob sie wirklich zu mehr Fahrzeugkäufen geführt hat. In Zeiten der Corona-Krise sollten wir uns hierzu strikt an die Fakten halten.
amt: War die Abwrackprämie wirklich umweltfreundlich?
Marc Odinius: Faktisch sind neue Fahrzeuge den zu ersetzenden Altfahrzeugen technologisch 8-10 Jahre voraus. Im Jahr 2009 senkte sich der durchschnittliche CO2 Ausstoß im Privatmarkt gegenüber dem Vorjahr von durchschnittlich 153 auf 144 Gramm. Das war der stärkste Rückgang, den wir in den vergangenen 20 Jahren verzeichnen konnten. Das heißt, Fahrzeuge, die durch die Abwrackprämie ersetzt wurden, waren wesentlich umweltfreundlicher, weil kleiner als üblich. Der weitaus wichtigere Wert ist jedoch, dass die ersetzten Altfahrzeuge, im Schnitt ca. 170 Gramm ausstießen. Damit lag die Differenz bei 26 Gramm pro Fahrzeug und Kilometer. Somit hat die Abwrackprämie zum einen dazu beigetragen die aktuellen Werte bei Neufahrzeugen wesentlich zu drücken. Zum anderen – und das ist noch viel wichtiger – wurden mehr als 1 Mio. Fahrzeuge mit einem hohen Ausstoß an CO2 ersetzt.
amt: Wurden Fahrzeugkäufe durch die Abwrackprämie nur vorgezogen?
Marc Odinius: Die folgende Tabelle zeigt eindeutig, dass die Abwrackprämie besser gewirkt hat als viele noch heute glauben, denn die zusätzlichen 1,1 Mio. Fahrzeuge im Privatmarkt waren keinem Vorzieheffekt geschuldet. Wie zu erkennen ist, war das Zulassungsniveau im Jahr davor und danach fast identisch. Dies legt den Schluss nahe, dass die Kaufanreize tatsächlich den gewünschten Effekt erzielen konnten, nämlich den Absatz an Neufahrzeugen zu erhöhen. Zudem zeigt sich hier nochmal, dass überwiegend kleinere und umweltfreundlichere Fahrzeuge gekauft wurden.
Ich plädiere dafür die Fakten sprechen zu lassen, ob für oder gegen eine Abwrackprämie. Es sollten möglichst viele Fakten auf den Tisch, und nicht ignoriert werden, weil sie nicht ins Bild passen. Das gilt für die Abwrackprämie aber auch für andere Maßnahmen, die uns helfen können, die Krise mit klarem Verstand zu bewältigen.
Über Marc Odinius
Marc A. Odinius ist Geschäftsführer der Dataforce Verlagsgesellschaft für Business Informationen mbH. Er studierte Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt BWL in Lüneburg. Seine berufliche Karriere begann Odinius im Bereich Marketingstatistik eines Konsumgüterherstellers, der einer der größten Flottenbetreiber Deutschlands ist. Als er 1998 als Produktmanager zu Dataforce wechselte, war Dataforce gerade geründet und zählte zwei Mitarbeiter.
Quelle: Dataforce