Gewerbliche Arbeitnehmer: Überstunden sind Alltag
2. September 2019Dass im Büro Überstunden zum Alltag gehören, ist nichts neues. Eine aktuelle Studie hat jedoch ergeben, dass auch gewerbliche Arbeitnehmer regelmäßig Überstunden leisten. Fast zwei Drittel der Befragten sehen dies als Stressauslöser in ihrem Job.
Der „Blue-Collar-Kompass 02/2019“ des Recruiters mobileJob hat sich intensiv mit dem Thema Gesundheit beschäftigt. Ein wichtiger Faktor dabei war die Frage nach den Überstunden. Befragt wurden 1.000 Arbeitnehmer ohne akademische Ausbildung. Fast drei Viertel der gewerblichen Arbeitnehmer (74 Prozent) arbeiten demnach mehr als ihr Arbeitsvertrag vorsieht. Bei 23 Prozent von ihnen sind es zwischen zwei und vier, 13 Prozent zwischen vier und sechs und 15 Prozent mehr als sechs Stunden wöchentlich an.
Überstunden können ein Gesundheitsrisiko sein
Bei mobileJob sieht man dies als alarmierend an, weil fast zwei Drittel der Befragten gewerblichen Arbeitnehmer überdurchschnittliches Arbeitsaufkommen und Überstunden als Stressauslöser im Job ausmachen. „Nichtakademische Tätigkeiten sind in der Regel körperlich fordernder als Jobs, die Akademiker ausfüllen. Das bedeutet: Mehrarbeit wirkt sich hier nachhaltiger auf den Körper und die Motivation der Mitarbeiter aus als bei Bürotätigkeiten. Nicht umsonst fühlen sich neun von zehn Arbeitnehmern im Job gestresst“, so mobileJob-Geschäftsführer Steffen Manes. Die genauen Zahlen dazu: 89 Prozent der in der mobileJob-Studie befragten Nichtakademiker verspüren regelmäßig beruflich bedingten Stress – 35 Prozent sogar immer oder oft.
Ein Viertel der Frauen erhält keinen Ausgleich für Überstunden
Immerhin wird Mehrarbeit überwiegend von Arbeitgebern kompensiert. 57 Prozent derjenigen, die Überstunden leisten, feiern diese durch Freizeit wieder ab. Weitere 23 Prozent bekommen sie vergütet. Bei mehr als einem Fünftel (21 Prozent) sind die Überstunden allerdings mit dem Gehalt bereits abgegolten. Überdurchschnittlich ist in diesem Kontext der Anteil der Frauen, von denen 24 Prozent für ihre Überstunden nicht kompensiert bekommen, während der diesbezügliche Anteil bei den Männern bei geringeren 18 Prozent liegt.
Insgesamt arbeiten die meisten Arbeitnehmer (46 Prozent) im Blue-Collar-Arbeitsmarkt tarifgerecht zwischen 38 und 40 Stunden in der Woche. Nur 13 Prozent arbeiten mehr als 40 Stunden und 18 Prozent weniger als 30, also im „Teilzeit-Korridor“. Dazu passt: 85 Prozent der Befragten üben auch nur einen Job aus, während 12 Prozent noch Zeit für einen zweiten Job finden. 3 Prozent arbeiten zeitgleich in drei oder mehr Arbeitsverhältnissen.
„Der nichtakademische Arbeitsmarkt hat sich längst zu einem Kandidatenmarkt entwickelt. Wer sich etwa die offiziellen Statistiken anschaut, sieht: Nichtakademische Profile weisen die längsten Vakanzzeiten auf. Arbeitgeber, die gefragten Mitarbeitern mehr zumuten als eigentlich im Arbeitsvertrag vereinbart, könnten sie an den Wettbewerb verlieren. Sie sollten daher vor allem die Entwicklung der Mehrarbeit in ihrer Belegschaft im Auge behalten“, so Steffen Manes.
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