Macht das Homeoffice unkreativ?
4. August 2022Das Arbeiten im Homeoffice ist seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in vielen Unternehmen an der Tagesordnung. Jetzt lässt eine neue Studie aufhorchen. Danach meinen 71 Prozent der Chefs, dass die Mitarbeiter zu Hause weniger kreativ sind. Gleichzeitig will die Mehrheit dennoch am mobilen Arbeiten festhalten. Ein Widerspruch?
Die Studie mit dem Titel „Die Zukunft des Arbeitens“ hat gezeigt: Nicht einmal ein Drittel der deutschen Unternehmen hat die Umstellung auf Homeoffice und mobiles Arbeiten ohne Probleme bewältigt: Nur 27 Prozent der Chefs und Chefinnen geben diese Antwort. Das Deutsche Innovationsinstitut für Nachhaltigkeit und Digitalisierung (DIND) hat dazu im Auftrag eines Telefonunternehmens 2767 Firmen befragt.
Ist mobiles Arbeiten weniger effektiv?
Die Studie beleuchtet auch die Gründe für die problematische Einschätzung von Belegschaften im Homeoffice: Nur eine Minderheit von 14 Prozent der befragten Chefinnen und Chefs bewertet deren Arbeit als produktiver, wenn sie nicht im Büro tätig sind. Dagegen schätzen 44 Prozent der Teilnehmer die Effektivität bei mobilen Arbeitsformen niedriger ein. Sogar 71 Prozent beklagen eine geringere Kreativität bei Teams, die über verschiedene Orte verteilt sind. Produkt- und Prozessinnovationen werden so erschwert.
„Weniger Kreativität im Homeoffice bedroht die Innovationskraft des deutschen Mittelstands und damit unser wichtigstes Asset. Wir sind auf die Ideen unserer Menschen angewiesen, um unseren Wohlstand langfristig zu sichern.“
DIND-Geschäftsführer Marc Wittbrock
Unternehmerinnen und Unternehmer reagieren allerdings bereits auf diese Herausforderungen durch neue Formen des Arbeitens: Laut Befragung planen gut drei Viertel der Befragten in den nächsten ein bis zwei Jahren konkrete Investitionen in ihre IT-Ausstattung, die für Mobile Work unerlässlich ist. Unter den genannten Lösungen finden sich vor allem der verstärkte Einsatz von Cloud-Technologie sowie von Programmen, die die Kommunikation und Kollaboration von vernetzten Teams untereinander erleichtern.
Unternehmen wollen weiter Homeoffice anbieten
So sollen die negativen Folgen von Homeoffice aufgefangen werden, an dem 86 Prozent der befragten Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer festhalten wollen: Sie fürchten angesichts des herrschenden Fachkräftemangels offenbar, andernfalls im Wettbewerb um junge Talente zurückzufallen.
„Der deutsche Mittelstand hat die Bedeutung der digitalen Transformation für seine internationale Wettbewerbsfähigkeit verstanden, wie die Studie belegt“, sagt Karsten Pradel, Direktor B2B bei O2 Telefónica. „Um mittelfristig die Profitabilität zu steigern und Kosten einzusparen, sind jetzt stärkere Investitionen in Digitalisierungskompetenz und technische Ausrüstung nötig“, so Pradel weiter.