Supply Chain Management: Resilienzsteigerung nötig
19. Mai 2023Das „Herchenbach Supply Chain Institute“ hat eine umfassende Studie zur Resilienzsteigerung im Supply Chain Management durchgeführt. Die Untersuchung konzentrierte sich auf die größten Herausforderungen und wie sich die Risikobewertung aufgrund aktueller Krisen verändert hat. Zudem wurden wirksame Maßnahmen identifiziert und untersucht, welche davon von Unternehmen tatsächlich umgesetzt werden.
Unternehmen erkennen zunehmend die Bedeutung der Resilienzsteigerung
Laut der Studie sind Unternehmen heute deutlich sensibler für Fragen rund um die Sicherheit ihrer Lieferkette. 76 Prozent der Befragten sind von der Wirksamkeit regelmäßiger Stresstests überzeugt, im Vergleich zu 60 Prozent vor zwei Jahren. Immer mehr Unternehmen entwickeln Strategien zur Vermeidung von Lieferkettenbrüchen. Rund 50 Prozent haben mittlerweile eine Kontinuitätsplanung implementiert, verglichen mit 40 Prozent vor zwei Jahren.
Die Ergebnisse stammen aus der Studie „Lieferketten: Unter Druck sicher – Kostenoptimiertes Supply Chain Management zur Resilienzsteigerung“, die vom „Herchenbach Supply Chain Institute“ durchgeführt wurde. Die Befragung umfasste Entscheidungsträger aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien in den Schlüsselindustrien Transport und Logistik. Die vollständige Studie kann kostenlos heruntergeladen werden.
Preis versus Schnelligkeit und Sicherheit der Lieferkette
Eine zentrale Frage ist, welche Maßnahmen Unternehmen ergreifen, um eine Resilienzsteigerung ihrer Lieferketten zu erreichen. Bei 38 Prozent der Befragten steht der Preis im Supply Chain Management im Vordergrund. Schnelligkeit und Sicherheit werden von jeweils 27 Prozent als prioritär betrachtet. Erst danach kommen Bemühungen um eine nachhaltige Lieferkette. Es gibt jedoch deutliche Unterschiede zwischen den Ländern. In Großbritannien hat der Preis mit 56 Prozent einen höheren Stellenwert, während in Deutschland die Sicherheit mit 37 Prozent die höchste Priorität hat.
Die wirksamsten Maßnahmen und deren Umsetzung
Die Studie zeigt, dass die Erweiterung der Lieferantenbasis mit einer Wirksamkeit von 80 Prozent als der effektivste Ansatz angesehen wird. Ebenso viele Befragte sehen eine hohe oder mittlere Wirksamkeit bei der Lieferantensuche im eigenen Land und der IT-basierten Überwachung der Lieferkette für mehr Transparenz. 71 Prozent halten zudem eine Erhöhung der Lagerbestände für sinnvoll.
Die tatsächlich umgesetzten Maßnahmen zur Resilienzsteigerung weichen jedoch von den als wirksam erachteten ab. 38 Prozent der Unternehmen suchen bereits Lieferanten im eigenen Land, während weitere 36 Prozent dies planen. 35 Prozent haben eine IT-gestützte Überwachung ihres Lieferantennetzwerks implementiert, um eine transparente Lieferkette zu gewährleisten, und 28 Prozent planen dies. Bezüglich des Mindestbestands bei Lieferanten haben 34 Prozent vertragliche Regelungen getroffen und weitere 37 Prozent planen dies.
Veränderungen im Risikopotenzial in den letzten zwei Jahren
Die Fragen der aktuellen Studie orientieren sich an der Umfrage des Instituts aus dem Jahr 2021. Damals wurden Unternehmen befragt, welche Maßnahmen sie angesichts der Corona-Pandemie und gestörter Lieferketten in ihrem Supply Chain Management einsetzen und als besonders wirksam erachten. Die neue Studie zeigt, wie sich das Risikopotenzial für gestörte Lieferketten nach der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine verändert hat und welche Herausforderungen Unternehmen in Bezug auf eine sichere Lieferkette wahrnehmen. Gleichzeitig werden die wirksamsten Maßnahmen im Vergleich beider Studien der letzten zwei Jahre aufgezeigt.
Aktuelle Einschätzungen von Unternehmen
Die Ergebnisse zeigen, dass bereits vor zwei Jahren viele Unternehmen den Einsatz von IT zur Sicherung ihrer Lieferkette als wichtig erachteten. Allerdings schätzten damals weniger als die Hälfte der Unternehmen die Wirksamkeit dieser Maßnahme für die Resilienzsteigerung als hoch oder zumindest mittel ein. Dies hat sich deutlich geändert, da inzwischen 79 Prozent der Befragten von der Wirksamkeit überzeugt sind. Im Gegensatz dazu hat das sogenannte Dual Sourcing an Bedeutung verloren. Obwohl diese Maßnahme eine höhere Liefersicherheit bietet, geht sie mit höheren Kosten einher.
Handlungsempfehlungen in drei Themenfeldern
Das „Herchenbach Supply Chain Institute“ hat Möglichkeiten zur Resilienzsteigerung in drei Themenfeldern untersucht: vom Lieferanten zum Unternehmen, innerhalb des Unternehmens und vom Unternehmen zum Kunden. Neben der Einschätzung der Entscheidungsträger zur Wirksamkeit der wichtigsten Maßnahmen enthält die Studie auch Handlungsempfehlungen für die Gestaltung einer krisensicheren Lieferkette.