Jeder dritte E-Autofahrer wechselt wieder zum Verbrenner zurück
30. Oktober 2024Der BEV-Funke zündet weiter nicht. Der Umstieg der Bundesbürger auf Elektroautos ist nach dem Wegfall der staatlichen Kaufprämie Ende 2023 extrem ins Stocken geraten. Nur 3,9 Prozent aller Fahrzeugwechsel von Juli bis September 2024 stiegen Privatpersonen, die bislang ein Auto mit Verbrennungsmotor hatten, auf einen Pkw mit reinem Elektroantrieb um, wurden also E-Autofahrer. Das ist das Ergebnis des E-Barometers der HUK-Coburg-Versicherung.
Von rund 4.200 repräsentativ befragten Bundesbürgern empfindet fast die Hälfte (47 Prozent) reine E-Autos als „weniger gut” oder „gar nicht gut”. Und knapp ein Drittel (29 Prozent) wollen sich erst dann ein reines Elektroauto anschaffen, wenn gesetzlich nur noch solche Fahrzeuge zugelassen werden dürfen. Immerhin aber wäre jeder Dritte auch bereit, über zehn Prozent mehr für ein reines E-Auto zu zahlen als für das gleiche Auto mit Verbrennungsmotor.
E-Autofahrer bleiben rar
Bei älteren Fahrern zeichnen sich die größten Vorbehalte ab. Nur 2,9 Prozent beträgt aktuell der Anteil von Elektroautos am Gesamtbestand der Autos in privater Hand. Für die Entwicklung dieser Quote entwickelte HUK einen Dynamik-Faktor, dessen deutlicher Rückgang im bisherigen Jahresverlauf signalisiert: 2024 wird die E-Quote wahrscheinlich nur so schwach zunehmen wie seit vier Jahren nicht mehr. Alles insgesamt denkbar ungünstige Voraussetzungen für den Hochlauf der E-Mobilität in Deutschland und damit mehr E-Autofahrer.
Der Funke springt beim Elektroauto einfach nicht so recht herüber. Die Elektromobilität kommt bei den Endverbrauchern nur langsam in die Gänge. Wenn es um E-Autos geht, herrscht bei den Endverbrauchern grundsätzlich noch viel Skepsis und Unsicherheit. Dies zeigt sich aber nicht nur bei der Anschaffung, sondern auch bei der Sicht der Pkw-Halter auf den Umgang mit E-Autos, etwa wenn es um Werkstattbesuche geht. Die repräsentative Befragung für das DAT Barometer zeigt beispielsweise, dass mehr als die Hälfte der Pkw-Halter glaubt, dass nur spezialisierte Werkstätten E-Autos reparieren können. Über die Hälfte hat die Befürchtung, dass Werkstattbesuche und vor allem Unfallreparaturen teurer werden. Da ist es kein Wunder, dass es kaum E-Autofahrer gibt.
Kaum jemand glaubt an veränderten Servicebedarf bei BEV
Beim Thema Elektromobilität und Werkstatt geht lediglich ein Drittel der repräsentativ befragten Pkw-Halter grundsätzlich von einem veränderten Servicebedarf aus. Egal, ob sie ein E-Auto besitzen oder nicht, denken ein Drittel (33%), dass Werkstattbesuche mit einem BEV seltener als bei einem Pkw mit Verbrennungsmotor werden. Dagegen schätzen 30 Prozent die Aufenthalte als kürzer ein. Zudem glaubt mehr als die Hälfte (51%), dass Werkstattbesuche mit E-Autos teurer werden. Und auch bei Unfallreparaturen meinen 58 Prozent der Pkw-Halter, dass eine höhere Rechnung drohen wird.
Außerdem befürchten Pkw-Halter höhere Kosten bei Versicherungen für E-Autos.
Dabei hält sich die Angst, dass Endverbraucher bei der Entsorgung eines BEV nochmal „zahlen“ müssen, seit Jahren auf konstant hohem Niveau. So befürchtet die Mehrheit der Pkw-Halter (62 %), dass sie für die Entsorgung von E-Autos, etwa nach einem Unfall oder ab einem gewissen Alter, wenn die Verschrottung ansteht, zur Kasse gebeten werden. Dies könnte beispielsweise auch in Form einer höheren Versicherungsprämie geschehen. Konkret nach den Versicherungen gefragt, denken über die Hälfte (54%), dass diese für E-Autos in Zukunft deutlich teurer werden. Gut 23 Prozent glauben das nicht, und weitere 23 Prozent können oder wollen hierzu keine Angaben machen.
Gebrauchtwagenmarkt entsteht, Hybrid-Fahrer werden aber nur selten E-Auto-Käufer
Auch das Verhalten der Privatpersonen, die bereits Elektroautos gefahren haben, kann durch das neue HUK-E-Barometer beobachtet werden. Eine wichtige Erkenntnis ist dabei, dass im laufenden Jahr 2024 mehr als ein Drittel bisheriger E-Autofahrer beim Fahrzeugwechsel wieder zurück zum Verbrennungsmotor gingen (34 %). Denn bis Ende 2022 galt weitgehend das Motto „Ein-mal Elektro-Auto – immer Elektro-Auto.” Die „Treuequote” der E-Fahrer lag in dieser Zeit stets bei rund 80 Prozent. Von denjenigen E-Fahrern, die auf einen Neuwagen umstiegen, blieben vor 2023 sogar durchgehend mehr als 90 Prozent dem Elektroantrieb treu.
Ebenfalls überraschend ist die geringe Wechselquote von Hybrid-Lenkern zu Elektro-Fahrzeugen. Diese lag seit 2020 noch nie über 20 Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf 2024 fiel sie auf durchschnittlich elf Prozent. Unterschiede gibt es auch beim Interesse an E-Autos zwischen vormaligen Benzin- und Diesel-Fahrern. So liegt seit mehr als drei Jahren die Elektro-Umstiegsquote von Diesel-Fahrern durchgehend über dem Wert der Benzin-Fahrer.