Kann künstliche Intelligenz auch Inspektion?
20. September 2019Künstliche Intelligenz durchdringt unser Leben mehr und mehr. Auf der IAA hat ein Unternehmen aus Israel jetzt ein System vorgestellt, das die Fahrzeug-Inspektion auf der Basis von künstlicher Intelligenz erledigen soll. Noch steckt es in den Kinderschuhen. Aber eine Reifeninspektion funktioniert schon.
Anbieter dieses Systems ist Uveye Ltd., ein Entwickler von auf künstlicher Intelligenz (KI) basierten Lösungen für die Automatisierung der externen Fahrzeuginspektion. Auf der IAA hat die Firma erstmals ihr neues Reifeninspektionssystem Artemis in Europa gezeigt. Artemis ist laut Uveye sowohl für Nfz- als auch für Pkw-Flotten geeignet. Ziel soll die Verbesserung von Effizienz und Genauigkeit der Reifeninspektion sowie der Fahrzeugsicherheit sein.
Künstliche Intelligenz scannt Reifen – und mehr
Das System kommt ist bereits bei Kavim, einem israelischen Busunternehmen, im Einsatz. Neben Artemis bietet Uveye seine digitalen Inspektionslösungen in Form von zwei weiteren Modulen an: Den Unterboden-Scanner „Helios“ gibt es als stationäre und mobile Version und mit „Atlas“ wird die Oberseite des Fahrzeugs im 360-Grad-Verfahren untersucht. Weitere Features sind in der Entwicklung, die die externe Fahrzeuginspektion noch weiter verbessern sollen.
Die drei aktuell im Markt befindlichen Module von Uveye nutzen Künstliche Intelligenz und Deep Learning und können einzeln oder kombiniert verwendet werden. Sie können die externe Inspektion über die gesamte Lebensdauer eines Fahrzeugs und die komplette automobile Wertschöpfungskette hinweg automatisieren. Das geht von der Zulieferung von Teilen und Komponenten ans Band über den Check während der Produktion bis zur Fahrzeugendabnahme und Gebrauchtwagenkontrolle.
Bei 30 km/h entspannt über die Inspektions-Straße fahren
Bei bis zu 30 km/h im Drive-through-Verfahren kann das System Fehler automatisch erkennen. Bisher beherrscht es die Erkennung von Öllecks über Beulen und Kratzer an der Karosserie bis hin zu Schäden an Reifen, Bremsen, Fahrwerk oder dem Auspuff. Und dies bis zu einer minimalen Größe von einem Millimeter. Der Rundum-Scan des Fahrzeugäußeren dauert lediglich wenige Sekunden und liefert laut Unternehmensangaben innerhalb kürzester Zeit äußerst exakte und aussagekräftige Ergebnisse. Dafür nutzt Uveye proprietäre Hard- und Software in Form von hochauflösenden Kameras, Sensor-Fusionstechnologie und KI-basierten Bildverarbeitungsalgorithmen.
Der mobile Unterboden-Scanner Helios, den Uveye ebenfalls auf der IAA zeigt, nutzt die Flächenscan-Technologie und verfügt über fünf hochauflösende Kameras. Innerhalb von Sekunden-Bruchteilen machen diese mehrere 1000 Bilder und senden die Daten in die Cloud, wo diese miteinander verknüpft und mit einer Datenbank abgeglichen werden. Je nach der vom Kunden gewählten Konfiguration liefert das System ein lebensechtes Bild des Unterbodens, das eine automatische Markierung der potenziellen Problemstellen enthält. Der Bediener kann manuell weitere Markierungen vornehmen, Bemerkungen hinzufügen und den Schweregrad des Defekts aus einer Vorschlagsliste auswählen.
Volvo will die künstliche Intelligenz für die Inspektion
Das 2016 gegründete israelische Start-up entwickelte seine Technologien ursprünglich für die Sicherheitsindustrie, ist aber mittlerweile mit rund 20 relevanten Unternehmen aus der Automobilindustrie für verschiedene Anwendungszwecke im Gespräch. Erst kürzlich erhielt das Unternehmen frisches Kapital – unter anderem von Volvo Cars und Toyota Tsusho – in Höhe von 31 Mio. US-Dollar. Beide Unternehmen haben sich an Uveye nicht nur finanziell beteiligt, sondern werden die Technologien des Startups auch aktiv nutzen. So will Volvo Cars das Inspektionssystem von Uveye international in seinen Fertigungsstandorten, bei seinen Händlern und im Aftermarket einsetzen. Auch Toyota Tsusho wird das Uveye-System in seinem Gebrauchtwagennetz einführen, unter anderem soll damit der gesamte japanische Markt abgedeckt werden. Neben Volvo Cars und Toyota Tsusho kooperiert Uveye auch mit Skoda, Daimler und weiteren führenden Fahrzeugherstellern. Mit Daimler führt Uveye aktuell zwei Machbarkeitsstudien durch. In Deutschland wird Uveye in diesem Jahr einen Standort eröffnen.
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