Nachhaltige Reifen sollen Standard werden
11. Januar 2022Glaubt man Reifenhersteller Michelin, werden Reifen in Zukunft vollkommen nachhaltig sein. Bis 2050 will Michelin dieses Ziel erreichen.
Dazu hat das Unternehmen einen Fünf-Punkte-Plan aufgestellt, der die Basis für das weitere Vorgehen bilden soll.
5 Punkte für nachhaltige Reifen
- Ab 2030 will man Reifen zu 40 und ab dem Jahr 2050 zu 100 Prozent aus vollständig biologisch erzeugten oder recyceltem Material herstellen.
- Ab 2050 will Michelin Reifen CO2-neutral produzieren.
- Dazu möchte man eine effiziente Logistik für Reifen aufbauen und setzt dabei auf alternative Transportmittel (ohne diese näher zu spezifizieren).
- Reifen sollen optimiert werden: Michelin will den Rollwiderstand reduzieren und ihre Lebensdauer erhöhen. Gleichzeitig sollen die modernen Reifen weniger Abrieb haben und smart vernetzt werden.
- Gleichzeitig strebt man bei Michelin strukturierte Recycling-Prozesse an. So möchte das Unternehmen Reifen zu Ressourcen machen. Gemeinsam mit Bridgestone strebt Michelin eine Branchen-Initiative dazu an.
Klimanotstand verhindern
Mit der Entwicklung eines 100-prozentig nachhaltigen Reifens will Michelin dem Klimanotstand entgegenwirken. Dabei betrachtet der Konzern den gesamten Lebenszyklus eines Reifens und bringt für jeden Bereich seine gesamte Innovationskraft ein.
„Der Klimanotstand ist da. Nachhaltigkeit ist kein Selbstzweck, sondern business-relevant. Ökonomie und Ökologie müssen im Einklang stehen – das erwarten auch unsere Kunden von uns. Wir gestalten die Mobilität nachhaltiger und richten sie an den Bedürfnissen der Zukunft und unserer Kunden aus: mit umweltfreundlicheren, vernetzten Reifen. Der zu 100 Prozent nachhaltige Reifen ist eine große Herausforderung für die gesamte Michelin Gruppe. Das spornt uns an, neue Technologien zu entwickeln und auch unsere Arbeitsweise zu ändern. Unser Ziel ist klar: Michelin will die Mobilität mit kontinuierlicher Innovationsarbeit immer sicherer, zugänglicher, effizienter und vor allem umweltfreundlicher machen.“
Anish K. Taneja, CEO der Michelin Region Nordeuropa
Nachhaltigere Materialien für nachhaltige Reifen
Reifen enthalten immer häufiger biologisch hergestellte oder recycelte Materialien wie etwa Naturkautschuk, Harze auf biologischer Basis oder recycelten Kunststoff. Der Reifenspezialist arbeitet daran, diesen Anteil stetig zu erhöhen, ist deshalb an einer Reihe von Forschungsprojekten beteiligt und kooperiert dabei mit Start-ups, Laboren und Universitäten. Michelin hat sich verpflichtet, dass in den hergestellten Reifen von 2030 an 40 Prozent nachhaltige Materialien zum Einsatz kommen. 2050 soll dieser Anteil 100 Prozent erreichen. Damit soll das Ziel nachhaltige Reifen dann erreicht sein.
Bei der Reifenherstellung hat Michelin sich das Ziel gesetzt, den ökologischen Fußabdruck aller Produktionsstätten zu verringern, und das in Bezug auf den Verbrauch von Lösungsmitteln und Energie, die entstehenden Abfälle, die CO2-Emissionen und den Wasserverbrauch. Seit 2005 hat die Gruppe ihre Verbräuche bereits halbiert. Bis 2050 sollen Michelin Werke vollständig klimaneutral produzieren und ihren Wasserbedarf unabhängig von öffentlichen Wassernetzen decken. Außerdem will Michelin bis dahin vollständig auf den Einsatz von Lösungsmitteln in der Reifenherstellung verzichten.
Segeln mit den Reifen
Weniger, aber dafür besser und anders – so lautet das Motto von Michelin im Bereich Reifenlogistik. Hier verpflichtet sich die Gruppe, Transporte merklich zu reduzieren und dafür auf eine effizientere Logistik mit alternativen Transportmöglichkeiten zu setzen. So will Michelin die bei der Logistik anfallenden CO2-Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 2018 um 15 Prozent senken.
Bei den Transportmitteln sollen Elektro- und wasserstoffbetriebene Fahrzeuge sowie Segelfrachter zum Einsatz kommen. So hat die Gruppe beispielsweise eine erste Partnerschaft mit Neoline, einem Betreiber von Windkraftschiffen, angekündigt. Neoline soll den CO2-freien Transport zwischen den beiden kanadischen Städten Halifax und Saint-Nazaire übernehmen.
Ökobilanz mit Effizienz verbessern
75 bis 90 Prozent der Umweltbelastung durch einen Reifen fallen bei seiner Nutzung an. Hier liegen die großen Hebel, um die Ökobilanz eines Reifens massiv zu verbessern. Und diese Hebel will Michelin nutzen, etwa durch eine weitere Reduzierung des Rollwiderstands. Michelin hat den Rollwiderstand seiner Reifen in den vergangenen 30 Jahren durch jährliche Leistungssteigerungen von ein bis zwei Prozent drastisch verbessert. Ein geringerer Rollwiderstand hat einen geringeren Kraftstoffverbrauch zur Folge und erhöht die Reichweite von Elektroautos.
Ein weiterer Aspekt ist die nachhaltige Leistung eines Michelin Reifens durch seine konsequente Nutzung bis zur Verschleißgrenze. Michelin macht in diesem Bereich kontinuierlich Fortschritte und arbeitet daran, dass die Perfomance eines Reifens über den kompletten Lebenszyklus konstant hoch bleibt: ob neu oder gefahren. Würden alle Reifen bis zu ihrer Verschleißgrenze genutzt, würden in Europa jährlich 128 Millionen Reifen weniger verbraucht, was einer Einsparung von 6,6 Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr entspricht.
Weniger Verschleiß = mehr Nachhaltigkeit
Michelin investiert seit vielen Jahren auch in die Reduzierung von Verschleißpartikeln der Reifen. Die Gruppe hat sich verpflichtet, die Gesamtemissionen von Partikeln in seinen neuen Produktreihen weiter zu reduzieren. Seit 2015 hat Michelin den Reifenabrieb bereits um fünf Prozent gesenkt. Darüber hinaus arbeitet das Unternehmen an der Umsetzung der europäischen Vorschriften für den Reifenabrieb mit und beteiligt sich über Gremienarbeit an der Ausarbeitung von entsprechenden Prüfmethoden.
Und schließlich haben auch digitale Technologien und die Entwicklung vernetzter Reifen eine positive Auswirkung auf die Öko-Bilanz eines Reifens, etwa durch die digitale Erfassung von Nutzungsparametern, die Druck- und Temperaturüberwachung der Reifen oder RFID-Chips zur Verfolgung während ihrer gesamten Lebensdauer.