Vernetzung ist die Zukunft des Autos

Vernetzung ist die Zukunft des Autos

3. März 2020 0 Von Jürgen Rinn

Der Begriff „Mobilitätswende“ ist derzeit in aller Munde. Sie wird Umwälzungen nicht nur auf der Straße, sondern auch gesellschaftlicher Art mit sich bringen. Bei den Fahrzeugen werden fortschreitende Digitalisierung und Vernetzung das Autofahren verändern. Das 5G-Netz wird dabei eine Schlüsselrolle für die Entwicklung der digitalen Wirtschaft und Gesellschaft Europas einnehmen.

Vernetzung wird die Mobilität prägen

So soll „Connectivity“, also Vernetzung, die persönliche Mobilität im Auto prägen und dafür sorgen, dass Komfort und Sicherheit zunehmen. Demnach werden Autos zukünftig immer mehr Kontakt zu ihrer Umgebung bekommen. Somit steht Vernetzung für einen wachsenden Informationsfluss zwischen Auto und Fahrer, Auto und anderen Verkehrsteilnehmern, Auto und Verkehrsinfrastruktur, wie Ampeln, Verkehrszeichen und so weiter, sowie Auto und Online-Diensten. Dabei können vernetzte Autos ihre Fahrer vor Gefahren warnen, im besten Fall sogar solchen, die sich erst abzeichnen. Zudem können sich Autos auch untereinander, von Fahrzeug zu Fahrzeug, auf Risiken aufmerksam machen.

Vernetzung bietet Vorteile bei der Sicherheit

Als ein aktuell bereits mögliches Beispiel für einen sinnvollen Service, den Datenaustausch möglich macht, können die Telematik-Tarife gelten, bei denen Autofahrer für ein besonders sicherheitsorientiertes Verhalten am Steuer mit finanziellen Boni honoriert werden. Dazu werden Daten zur Fahrweise bewertet. Bei der HUK-COBURG erhält der Fahrer per App zusätzlich zu jeder Fahrt ein Feedback auf sein Handy.

Eine weitere zukünftige Leistung des Autos könnte beispielsweise auch darin bestehen, dass es sich bei einer Funktionseinschränkung selbst einen Termin in der Werkstatt macht. In Bezug auf denkbare Dienstleistungen, die durch die fortschreitende Vernetzung der Fahrzeuge möglich werden, sehen Experten fast nur durch die verfügbare Technik Grenzen gesetzt. So ist für die Fortentwicklung des Automobils zu rollenden Computern, die „nebenbei“ ebenfalls Mobilität ermöglichen, nicht zuletzt ein leistungsstarkes Mobilfunknetz notwendig. Hier soll das sogenannte 5G-Netz nicht nur autonome, selbstfahrende Autos ermöglichen, sondern auch die Vernetzung von Autos – Stichwort: Connected Cars – erheblich verbessern.

Fortentwicklung vom 4G- zum 5G-Netz ist einen Riesenschritt

Diese Technologie werde die ständige Kommunikation schneller und effektiver machen, betonen Fachleute. Demnach soll allein die Fortentwicklung vom 4G- zum 5G-Netz einen Riesenschritt bedeuten, weil die fünfte Generation des Mobilfunks (5G) die Übertragungsgeschwindigkeit im Vergleich zum Vorgänger rund 20-mal schneller macht. Ferner sollen damit Datenraten bis zu 10 Gbit/s möglich werden. Als weiteren wichtigen Fortschritt des 5G-Netzes für die Vernetzung von Autos heben Experten die sogenannte Latenzzeit (Reaktionszeit) hervor, die bis unter eine Millisekunde sinken soll. Das ist besonders für autonome Autos von Bedeutung, um Zusammenstöße oder Unfälle auszuschließen.

Doch die EU-Kommission setze noch auf veraltete W-LAN-Technologie für die Kommunikation zwischen vernetzten Autos, beklagen Teile der Branche. Damit würden in Europa die Weichen falsch gestellt, kritisieren etwa BMW und Telekom. Auch Unternehmen wie Volkswagen und Toyota favorisieren den neuen Funkstandard, besonders auch mit Blick auf das autonome Fahren in der EU. Immerhin konnten sich die Mitgliedstaaten der Gemeinschaft inzwischen auf ein gemeinsames Instrumentarium für mehr Sicherheit im 5G-Mobilfunknetz verständigen. Dazu trug offenbar wesentlich die Erkenntnis bei, dass 5G ohne Zweifel eine Schlüsselrolle für die Entwicklung der digitalen Wirtschaft und Gesellschaft Europas in der Zukunft einnehmen wird.

Vernetzung im Auto durch stärkere Integration des Smartphones

Die zunehmende Vernetzung von Autos wird jedoch durch die derzeit noch anhaltenden Querelen um 5G nicht aufzuhalten sein, darin sind sich die Fachleute einig. Denn die Vernetzung bringt nicht nur Verbesserungen bei Verkehrssicherheit und Verkehrsfluss, Klima und Umwelt mit sich, sondern bedeutet auch mehr Komfort für die Fahrzeuglenker, indem diese zum Beispiel noch ausführlicher als jetzt schon über den Zustand und die Funktionstüchtigkeit ihres Fahrzeugs informiert werden. So kann ein digitaler Assistent anzeigen, wenn in naher Zukunft der Austausch eines wichtigen Bauteils, etwa der Batterie, erforderlich wird – gleich kombiniert mit einem Tipp, wo das benötigte Teil gerade im Angebot ist.

Die Vernetzung im Auto soll sich zudem in Richtung einer stärkeren Integration des Smartphones entwickeln, sodass über dessen Verbindung mit dem Entertainmentsystem an Bord den Fahrern auch alle Funktionen ihrer Handys zur Verfügung stehen. Und das Internet wird Einzug in die Autos halten: Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom halten schon jetzt 51 Prozent der Bundesbürger einen Internetzugang im Fahrzeug für ein wichtiges Kriterium beim Autokauf. Und 63 Prozent der Befragten legen demnach Wert darauf, dass das Cockpit ihres Fahrzeugs mit ihrem Smartphone vernetzt werden kann. Prognosen zufolge sollen denn auch bis zum Jahr 2030 alle neuen Fahrzeuge vernetzt sein.

Der Konsument muss am Ende entscheiden, was er in sein Auto holt

Deshalb begrüßen Verkehrsexperten vor diesem Hintergrund die Fortschritte im Bereich Sicherheit, die durch die zunehmende Vernetzung möglich werden. Durch den wachsenden Informationsfluss im Auto könnte aber auch zu viel Ablenkung für den Fahrer entstehen. Zudem fordert etwa der ADAC, dass jeder Autobesitzer selbst entscheiden können soll, wieviel „Connectivity“ in sein Fahrzeug kommt. Darüber hinaus ist für den Automobilclub bei der neuen Technik entscheidend, dass die Verbraucher die Hoheit über ihre Daten haben. Sie sollten frei darüber entscheiden können, wie mit den Informationen, die von und in ihrem Auto erhoben werden, umgegangen wird. Auf die Frage hin, was für diese Wahlfreiheit nötig wäre, erklärt ADAC Experte Stefan Gerwens: „Die Autokonzerne sollten auch Dritten Zugriff auf Daten aus dem Auto ermöglichen. Zum Beispiel auf Messwerte wie eine erkennbare Reifenunwucht oder den Ölstand, auf einen bevorstehenden Wartungstermin. Der Wettbewerb muss offenbleiben. Der Hersteller darf nicht der einzige sein, der Zugang zum Kunden hat.“

Foto: GOSLAR INSTITUT

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