Auto-Ersatzteile werden immer teurer
12. Oktober 2021Der Designschutz sichert Autoherstellern ein Monopol auf sichtbare Karosserie-Ersatzteile. Und die langen kräftig zu, wie neue Zahlen der Versicherer abermals belegen. Wann der Preisanstieg für Auto-Ersatzteile beendet sein wird, ist derzeit nicht abzusehen.
Rückleuchten, Motorhauben und Windschutzscheiben sind in den vergangenen zwölf Monaten erneut deutlich teurer geworden. Das zeigt eine Auswertung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
„Die Preise von Pkw-Ersatzteilen stiegen von August 2020 bis August 2021 im Schnitt um über sechs Prozent, ein Kühlergrill kostet sogar fast neun Prozent mehr.“
stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach
Mit dem erneuten Preisanstieg setzt sich eine Entwicklung fort, die der GDV seit 2013 beobachtet: Die Kosten für Pkw-Ersatzteile steigen schneller als die Inflationsrate: Während der Verbraucherpreis-Index seit Januar 2013 um 13 Prozent gestiegen ist, erhöhten sich die Ersatzteilpreise der Autohersteller um fast 44 Prozent. Kofferraumklappen wurden in diesem Zeitraum 60 Prozent, Rückleuchten sogar 67 Prozent teurer.
Autohersteller haben Quasi-Monopol für sichtbare Auto-Ersatzteile
Möglich wird der seit Jahren hohe Preisanstieg durch ein Quasi-Monopol der Hersteller. Der sogenannte Designschutz schützt aktuell nicht nur das Design eines Autos, sondern aller sichtbaren Karosserie-Ersatzteile wie Kotflügel, Motorhauben, Außenspiegel oder Türen. „Autofahrer und Werkstätten können viele Ersatzteile nur vom Hersteller des Autos kaufen, es gibt auf diesem Markt keinen freien und fairen Wettbewerb“, macht Käfer-Rohrbach deutlich. Eine bereits beschlossene Gesetzesänderung sieht zwar eine Änderung vor, schreibt die bestehenden Rechte der Autohersteller aber bis ins Jahr 2045 fest.
Bei den Versicherern schlagen die höheren Ersatzteilpreise zu steigenden Reparaturkosten nach Unfällen durch. Im vergangenen Jahr kostete ein Pkw-Sachschaden die Kfz-Haftpflichtversicherer im Durchschnitt circa 3.100 Euro, rund fünf Prozent mehr als im Jahr zuvor. 2013 hatte dieser Wert noch bei 2.400 Euro gelegen.
Interview mit Anja Käfer-Rohrbach
Dazu drei Fragen an die stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach.
amt: Wie haben sich die Preise für Auto-Ersatzteile verändert?
Anja Käfer-Rohrbach: „Ersatzteile werden immer teurer. Wir beobachten den Markt seit 2013 und stellen eine regelmäßige Verteuerung fest. Vor allem Rückleuchten, Motorhauben und Windschutzscheiben werden immer teurer. So hat auch die aktuelle Untersuchung gezeigt, dass die Preise gegenüber dem vergangenen Jahr um rund sechs Prozent gestiegen sind.“
amt: Warum steigen die Preise für Ersatzteile so?
Anja Käfer-Rohrbach: „Die Autohersteller haben ein Quasi-Monopol für alle sichtbaren Ersatzteile. Sprich die Autofahrer und Werkstätten können nur Originalteile bestellen. Und dementsprechend können die Autohersteller fast nach belieben die eigenen Preise durchsetzen. Das treibt natürlich die Reparaturkosten. Wir stellen fest, dass in den letzten acht Jahren der durchschnittliche Schaden um fast 30 Prozent teurer geworden ist.“
amt: Was könnte dem Preisanstieg entgegenwirken?
Anja Käfer-Rohrbach: „Das Quasi-Monopol der Autohersteller wurde vom Gesetzgeber bereits abgeschafft. Aber es gibt eben eine lange Übergangsfrist. Die bestehenden Rechte sind bis ins Jahr 2045 festgeschrieben. Ein freier Wettbewerb ist also erst in einem Vierteljahrhundert möglich.“
Für die Untersuchung hat die GDV die Ersatzteilpreise für 34 Fahrzeugtypen mehrerer Hersteller vom Kleinwagen bis zum Oberklassemodell zugrunde gelegt. Für jedes Auto wurden die Preise von bis zu 20 Ersatzteilen erhoben, die nach Unfällen häufig ausgetauscht werden müssen.
Foto: Auto-Medienportal.Net/ZDK/Pro Motor