Logistik optimieren: mit dem Picking Lab von Fraunhofer
16. November 2021Das Picking oder einfacher „Kommissionieren“ ist ein wichtiger Prozess in jedem Lager. Denn hier können Fehler schnell zu teuren Retouren führen. Aber: welche Kommissioniertechnologie ist für welches Unternehmen geeignet? Das kann man jetzt am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) herausfinden.
Im „Picking Lab“ können Verantwortliche aus Forschung und Industrie jetzt verschiedene Kommissioniertechnologien und Warehouse-Management-Systeme (WMS) testen und vergleichen lassen. Datenbrillen, Pick-by-Voice oder doch die klassische Pickliste mit Scanner? Es gibt viele Möglichkeiten, Kommissioniertätigkeiten durchzuführen.
Standardisierte Testbedingungen im Picking Lab
Häufig wissen Unternehmen nicht, welche Technologie sich am besten für ihr Lager eignet. Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer IML haben deshalb im Rahmen des „Leistungszentrums Logistik und IT“ ein Picking Lab aufgebaut, in dem sich die verschiedenen Varianten testen lassen. Dafür haben sie Fachbodenregale mit verschiedenen Behältern installiert, um realitätsgetreue und standardisierte Testbedingungen zu schaffen.
„In unserem Picking Lab können typische intralogistische Bereiche wie E-Commerce, Kleinteilekommissionierung oder Lastenhandhabung simuliert werden. Wir untersuchen und bewerten die Technologien nach ergonomischen Kriterien und objektiven Leistungskriterien in einem Person-zur-Ware-Kommissioniersetting.“
Dr. Veronika Kretschmer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer IML
Was ist besser? Datenbrille oder Pickliste?
Im Rahmen des Picking Labs arbeitet das Institut mit verschiedenen Unternehmen zusammen: Zu den Partnern zählen der WMS-Anbieter Logistics Reply GmbH, der WMS- und Pick-by-Voice-Anbieter proLogistik GmbH + Co KG, der ePaper- und Pick-by-Light-Anbieter Crosscan GmbH sowie der Anbieter von Lager- und Betriebseinrichtungen BITO-Lagertechnik Bittmann GmbH, der ein ähnliches Testzentrum errichtet hat.
Das Motto des Picking Labs lautet „Technology, Transfer and Training“ und verdeutlicht die drei Ziele, die die Forscherinnen und Forscher damit verfolgen. Sie vergleichen dafür beispielsweise klassische Kommissioniertechnologien wie Picklisten, Scanner und Geräte zur mobilen Datenerfassung (MDE) mit modernen wie Datenbrillen, Voice-Systemen oder der Pick-by-Light-Technik.
Doch lieber mit dem Exoskelett?
Auch mechanische Assistenzsysteme wie Exoskelette, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter körperlich entlasten und nicht von der eigentlichen Tätigkeit ablenken sollen, werden herstellerunabhängig im Picking Lab getestet. Die Beteiligten planen, in Zusammenarbeit mit der TU Dortmund ein Bewertungsmodell für die unterschiedlichen Kommissioniertechnologien zu erstellen. Daneben evaluieren sie verschiedene Warehouse-Management-Systeme.
Die Ergebnisse der Studien sollen direkt in die Forschung einfließen. Dafür kooperiert das Fraunhofer IML mit dem Lehrstuhl für Förder- und Lagerwesen der TU Dortmund sowie verschiedenen Forschungsinstituten der Region.
Eigenentwicklungen testen im Picking Lab
Die Unternehmen profitieren ebenfalls vom Picking Lab und den Forschungsergebnissen: Sie können die Entwicklungen der Forschungspartner oder auch Eigenentwicklungen testen und erhalten so eine Entscheidungsgrundlage für die passende Hard- und Software in ihrem Kommissionierlager. Anhand der Ergebnisse können die Unternehmen die Technologien auch gemeinsam mit dem Fraunhofer IML weiterentwickeln. Zudem können die Firmen im Picking Lab Besuchertage oder Workshops vor Ort durchführen oder ihre Produkte ausstellen, um Neukunden zu gewinnen.
Das Projekt läuft im Rahmen des Leistungszentrums Logistik und IT und soll am Fraunhofer IML verstetigt werden. An einer Teilnahme interessierte Unternehmen können sich per E-Mail an veronika.kretschmer@iml.fraunhofer.de wenden. Eine Beteiligung mit Warengütern ist noch bis zum 15. November 2021 möglich.