Automobil-Zulieferer: es wird eng
3. September 2019Schon seit einiger Zeit wird vor der Abkühlung der Wirtschaft gewarnt. Auch für die Automobil-Zulieferer sieht es nicht rosig aus. Die Pkw Produktion ist weltweit im ersten Halbjahr 2019 um fünf Prozent zurückgegangen. Dazu kommt, dass für dieses Jahr eine durchschnittliche EBIT-Marge von nur etwa sechs Prozent erwartet wird. Das ist der niedrigste Wert seit 2012. Diese Ergebnisse liefert eine neue Studie von Roland Berger und Lazard.
Die Untersuchung „Global Automotive Supplier Study 2019“ hat Kennzahlen von über 600 Zulieferern weltweit ausgewertet. „Grund für diese negative Entwicklung sind vor allem der schwache Pkw-Absatz in China und die allgemeine konjunkturelle Abkühlung. Hinzu kommen strukturelle Veränderungen im Rahmen des Wandels hin zur Elektromobilität„, erklärt Felix Mogge, Partner bei Roland Berger. „Internationale Handelskonflikte und die laufenden Sparprogramme der Hersteller verstärken den Trend.“
China wächst schwächer
China war in den vergangenen Jahren der Wachstumsmotor der globalen Automobilindustrie. Der Handelskonflikt mit den USA hat die Rahmenbedingungen inzwischen deutlich verändert. So sanken die Automobilverkäufe in China im ersten Halbjahr 2019 zweistellig gegenüber der Vorjahresperiode. „Die Wachstumsprognosen waren gut und viele Zulieferer haben weitere Kapazitäten aufgebaut“, sagt Felix Mogge. „Jetzt bleiben bei manchen Zulieferern 60 bis 70 Prozent der neuen Kapazitäten ungenutzt.“
Banken werden restriktiver
Die Zulieferer sollten sich jetzt einen ausreichenden finanziellen Spielraum sichern, der auf lange Sicht trägt. Denn auch der Zugang zu Kapital könnte durch die negative Marktlage schwieriger werden. „Viele Equity-Investoren bevorzugen andere Sektoren als die zyklische Automobilindustrie. Gleichzeitig werden Banken restriktiver mit der Vergabe von Kreditfinanzierung – dies trifft insbesondere kleinere Zulieferer in Produktbereichen, die künftig strukturell unter Druck kommen werden“ sagt Christof Söndermann, Managing Director bei Lazard. Daneben ist die Zahl der M&A-Transaktionen im Zuliefersektor im laufenden Jahr rückläufig. Gerade chinesische Unternehmen, die in den vergangenen Jahren eine wichtige Käufergruppe darstellten, seien mittlerweile deutlich weniger aktiv.
Hoher Investitionsdruck für Automobil-Zulieferer
Finanziellen Spielraum benötigen Zulieferer auch aufgrund der sich weiter verstärkenden Trends in der Automobilindustrie: Digitalisierung, neue Mobilitätskonzepte, autonomes Fahren und E-Mobilität setzen die gesamte Branche unter Investitionsdruck – von den OEMs bis zu den Automobil-Zulieferern. Bei vielen dieser Projekte ist es schwierig zu prognostizieren, wann und ob die Investitionen Profit abwerfen. Gleichzeitig versuchen Autohersteller ihre Kosten zu senken, unter anderem mit Sparprogrammen im Einkauf, die wiederum die Zulieferer treffen.
Das sorgt für einen schwierigen Spagat bei den etablierten Zulieferern. Sie müssen das angestammte Geschäft weiter profitabel führen und dürfen gleichzeitig keine Wachstumstrends verpassen. In diesem Kontext haben große und finanziell solide aufgestellte Unternehmen eine tendenziell bessere Ausgangsposition. Für viele kleinere Unternehmen wird der Wandel hingegen sehr anspruchsvoll.
Individuelle Strategien gefragt
Der Studie zufolge gibt es jedoch kein allgemeingültiges Patentrezept, für die Zulieferer. Jedes Unternehmen muss auf Basis der eigenen Situation und Marktposition die passende strategische Herangehensweise finden.. Generell müssen viele Zulieferer flexibler werden, um mit den schnellen technologischen Entwicklungen Schritt zu halten. „Sie brauchen vor allem agile Strukturen und Vorgehensweisen in ihrer Organisation – und sollten auch verstärkt Kooperationen prüfen“, rät Roland Berger-Partner Mogge.
Ebenso wichtig ist konsequentes und aktives Portfoliomanagement. „Zulieferer müssen entscheiden, ob sie in langfristig stagnierenden Bereichen die Marktführerschaft erlangen bzw. verteidigen können. Wenn dem so ist, sollte das Geschäft ausgebaut sowie konsequent auf Ertragssteigerung und Cash-Flow-Maximierung ausgerichtet werden; Andernfalls sollte der Exit in Betracht gezogen werden“ meint Christof Söndermann von Lazard. „Das freigesetze Kapital sollte in Bereiche investiert werden, in denen profitables Wachstum realistisch ist.“
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