Freudenberg will die Brennstoffzelle für den Bus

Freudenberg will die Brennstoffzelle für den Bus

4. September 2019 2 Von Dr. Frauke Hewer

Automobilzulieferer Freudenberg und Fernbusanbieter Flixbus wollen gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit im Fernbusverkehr sorgen. Deshalb wollen die beiden Unternehmen gemeinsam Reisebusse mit Brenstoffzellen-Antrieb entwickeln. Freudenberg hat bereits 2018 einen Brennstoffzellen-Hersteller übernommen. So bereitet sich der Zulieferer auf eine nachhaltigere Zukunft vor. Und auch Flixbus will nicht nur außen grün sein.

Nachhaltiger reisen

Dazu Fabian Stenger, Geschäftsführer FlixBus DACH: „Wir wollen die Zukunft der Mobilität mitgestalten. Die moderne FlixBus- und FlixTrain-Flotte ist bereits überaus umweltfreundlich. Dennoch fragen wir uns immerfort, wie wir das Reisen noch nachhaltiger gestalten und den CO2-Ausstoß pro Kopf noch weiter reduzieren können. Nach drei erfolgreich gestarteten E-Fernbussen, wollen wir daher nun gemeinsam mit Freudenberg den ersten Fernbus mit Brennstoffzellenantrieb entwickeln und einen weiteren Meilenstein in der Mobilitätsgeschichte setzen.“

Vor dem Hintergrund immer schärferer CO2-Grenzwerte arbeitet Freudenberg Sealing Technologies seit Jahrzehnten daran, Autos und Nutzfahrzeuge mit dichtungstechnischen Innovationen sparsamer zu machen. Parallel dazu ist die Freudenberg-Gruppe bei der Erforschung alternativer Antriebskonzepte bereits Mitte der 1990er Jahre in die Entwicklung technisch anspruchsvoller Komponenten für Brennstoffzellen und Batterien eingestiegen und hat unter anderem serienreife Gas-Diffusions-Lagen (GDL) sowie Dichtungen für den Brennstoffzellen-Stack entwickelt.

Freudenberg erfindet sich neu

Anfang 2018 hat Freudenberg Sealing Technologies einen Brennstoffzellenhersteller akquiriert. Zum gleichen Zeitpunkt erwarb das Unternehmen durch seine Beteiligung am US-amerikanischen Batterieherstellers XALT Energy auch in der Batterietechnik wichtige technologische Expertise. Mittlerweile hält Freudenberg Sealing Technologies an XALT Energy die Mehrheit.

Auf diese Weise hat sich das Unternehmen im Bereich der alternativen beziehungsweise elektrischen Antriebe mit den beiden Zukunftstechnologien Batterie und Brennstoffzelle eine herausragende Position im Markt verschafft. Die Kombination dieser beiden Technologien für saubere, leistungsfähige und wirtschaftliche Antriebe soll laut Freudenberg Sealing Technologies künftig in die breite Serienanwendung kommen. Wichtig sind diese Schritte für Freudenberg, da viele der aktuellen Produkte in elektrisch angetriebenen Fahrzeugen nicht mehr vorkommen werden.

Freudenberg auf dem Weg in die Zukunft

Für die Mobilität der Zukunft will Freudenberg den Herstellern von Bussen, Bahnen, Lkw und Schiffen – komplette elektrische Energiesysteme aus einer Hand anbieten. Von kompletten Batterie- bis hin zu hocheffizienten mobilen Brennstoffzellensystemen – einschließlich aller Komponenten, Module und Subsysteme, die für deren Betrieb notwendig sind. Das Angebot wird zudem um integrierte Hybridantriebssysteme erweitert, die die Vorzüge von Batterie und Brennstoffzelle komplementär miteinander verbinden.

Freudenberg Sealing Technologies verfügt damit sowohl bei Batterien als auch bei Brennstoffzellen über eine einzigartige Wertschöpfungstiefe im eigenen Haus. Diese reicht vom Separator über die Zelle bis hin zum vollständigen Batteriesystem beziehungsweise von den Gas-Diffusions-Lagen über die Membran-Elektrodeneinheit (MEA) und den Stack bis zur fertigen Brennstoffzelle. Die Systeme lassen sich in unterschiedlichen Leistungsstufen wie in einem standardisierten Baukastensystem je nach Anforderungsprofil modular zusammenstellen. Für die Betreiber bedeutet das höhere Effizienz, bessere Alltagstauglichkeit und Kostenvorteile bei der Total Cost of Ownership (TCO).

Hohe Anforderungen im Nutzfahrzeugbereich

„Die technischen Anforderungen an Leistungskraft und dauerhafte Zuverlässigkeit sind im Heavy-Duty-Geschäft besonders hoch. Dies kommt unserer Technologie- und Innovationskompetenz entgegen“, sagt Claus Möhlenkamp, CEO von Freudenberg Sealing Technologies. „Wir sehen die Brennstoffzelle in Kombination mit Batterien als festen Bestandteil der Mobilität der Zukunft. Mit FlixBus haben wir einen Partner für diese Null-Emission-Anwendung gefunden und freuen uns auf die Zusammenarbeit in diesem wegweisenden Projekt.“

FlixBus hat das Anforderungsprofil für seine Fahrzeuge klar umschrieben. Leistungsmerkmale wie die Beschleunigung sollen denen heutiger, mit Diesel betriebener Fernbusse mit Euro VI-Norm entsprechen. Ohne nachzutanken sollen die Brennstoffzellen-Fahrzeuge mindestens 500 Kilometer am Stück zurücklegen. Das Auftanken selbst soll ähnlich wie heute höchstens 20 Minuten dauern, nur dass Wasserstoff statt Diesel in den Tank fließt.

Verbindung aus Batterie- und Brennstoffzelle

Das Hybridsystem, welches Batterie- und Brennstoffzellen intelligent kombiniert, ist neben dem Bus-Fernverkehr ebenfalls direkt für schwere Nutzfahrzeuge wie LKW einsetzbar. Zunächst soll in der Validierungsphase eine repräsentative Busflotte von 30 Fahrzeugen mit dem System ausgerüstet werden. Zudem streben die beiden Unternehmen eine öffentliche Förderung im Rahmen des „Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie“ (NIP) an. Dadurch soll sichergestellt werden, dass diese Technologie schnell Marktreife erlangt und so maßgeblich zur Reduzierung von CO2 im Straßenverkehr beiträgt.

„Die Elektrifizierung der Antriebstechnik schreitet in riesigen Schritten voran. Ich freue mich sehr, dass wir durch unsere Innovationskraft und Qualität mit FlixBus einen weiteren namhaften Kunde von uns überzeugen konnten“, so Möhlenkamp weiter. Was gemeinsam mit FlixBus auf den Straßen Europas ins Rollen kommt, könnte auf den Autobahnen und Fernstraßen anderer Kontinente seine Fortsetzung finden – und nach dem Willen der Projektpartner auch im Schienenverkehr zukünftig Weichen stellen.

Die grünen FlixBusse sind heute fester Bestandteil des Straßenbilds in Europa und den USA. Sie verbinden Destinationen quer durch Europa und befördern Personen in rund 30 Ländern. Die modernen Fernbusse der FlixBus-Flotte sehen sich selbst als eines der umweltfreundlichsten Verkehrsmittel überhaupt. Das gilt auch für die mit 100 Prozent Ökostrom betriebenen FlixTrains. Nun will FlixBus gemeinsam mit Freudenberg noch einen Schritt weitergehen.

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