Automobilindustrie: Geschäftsmodelle verändern sich
22. September 2022Ein Beratungsunternehmen hat herausgefunden: die Automobilindustrie ist in Bewegung. Das bezieht sich in diesem Fall auf Verkäufe und Übernahmen von Unternehmen aus diesem Sektor. Der Grund ist schnell gefunden. Veränderungen in verschiedenen Technologie-Bereichen sorgen für den Umbruch und verändern die Geschäftsmodelle.
Mit 64 Deals im ersten Halbjahr 2022 hat das Deal-Volumen des Sektors Autotech & Mobility derzeit laut Hampleton Partners ein Allzeithoch erreicht. Der aktuelle Autotech & Mobility Marktreport der Beratungsfirma konstatiert, dass die Umstellung auf elektrische Antriebe und die zunehmende Softwarezentrierung der Fahrzeuge auch die Geschäftsmodelle in der Automobilindustrie verändern. Das führt zu globalen Übernahme-Aktivitäten sowie zu großen Investitionen in das, was die nächste große disruptive Kraft zu werden verspricht: das autonome Fahren.
Veränderte Geschäftsmodelle durch veränderte Technologien
Auch bei den Bewertungen im Autotech & Mobility Sektor zeigt sich der Umbruch. Der Median der Umsatzmultiplikatoren für die letzten 30 Monate liegt derzeit bei 3,2x – der höchste Stand seit 2018. Der Median des EBITDA-Multiplikators für die letzten 30 Monate ist hingegen jedoch um 34 Prozent von 11,8x in 2H 2021 auf 7,8x in 1H 2022 gesunken. Dies ist der niedrigste Stand seit 2015 und spiegelt den Margendruck und die steigenden Kapitalkosten wider, unter denen die Branche derzeit leidet. Die aktuellen Geschäftsmodelle können da schnell ins Wanken geraten.
Der Sektor verzeichnete in den letzten 30 Monaten 147 aktive Käufer, von denen 26 mehr als eine Akquisition tätigten. Imaweb 2000 SL war mit fünf Übernahmen in den letzten 30 Monaten am aktivsten – die jüngsten Übernahmen waren hier FordonsData Nordic AB, Custeed SAS und Stieger Software AG.
Megatrends in der Automobilindustrie
„Die Megatrends Nachhaltigkeit, E-Mobilität und veränderte Kundenerfahrung verschmelzen und verändern die globale Automobilindustrie endgültig. Die Zukunft ist On-Demand und Over-the-Air (OTA). Die Hersteller experimentieren mit Abonnement-Geschäftsmodellen für die Automobilnutzung und bauen vernetzte Autos, deren Software OTA aktualisiert wird – das macht häufig zeitraubende Werkstattbesuche überflüssig. Angesichts der Digitalisierung in der Branche stehen Autohäuser und Ersatzteilhändler vor der Herausforderung beim Autokauf und Kundendienst relevant zu bleiben.“
Michel Annink, Direktor bei Hampleton Partners
Michel Annink kommentiert den Wandel weiter: „Unterstützt durch staatliche Regulierungen und Anreize verlagert sich die Branche rasch vom Verbrennungsmotor auf batteriebetriebene Fahrzeuge. Nachdem 2021 der Wendepunkt erreicht war, wächst der Absatz von Elektrofahrzeugen weltweit exponentiell und die Ladeinfrastruktur folgt diesem Trend, wobei in diesem Jahr bereits 4,8 Mrd. USD in die Inbetriebnahme, in Investitionen, in Fremdfinanzierung und Übernahmen geflossen sind.“
Tektonische Trendverschiebungen
Und mit Blick in die Zukunft: „Traditionelle Branchenakteure, die mit den tektonischen Trendverschiebungen nicht Schritt halten können, werden unweigerlich ins Hintertreffen geraten. Die Veränderungen bei Nachhaltigkeit, E-Mobilität und Kundenerfahrung in Verbindung mit den technologischen Innovationen im Automobilsektor versprechen ein aktives M&A-Umfeld.“
Der Autotech M&A Report von Hampleton analysiert Transaktionen, Trends und Aktivitäten in den Segmenten Enterprise Applications, Internet Commerce & Content, Embedded Software & Systems sowie Mobility & Fleet Management des Sektors sowie Top-Trends bei der Elektromobilität. Die Reports des internationalen Beratungsunternehmens Hampleton Partners unterstützen Unternehmensinhaber, Verkäufer, Käufer und Investoren im Technologie-Sektor bei Bewertungen sowie bei der Planung eventueller eigener M&A- oder Investitions-Aktivitäten. Hampleton Partners stellt Interessenten seine Reports kostenlos zur Verfügung.