Remanufacturing kann die CO2-Bilanz verbessern
5. Juni 2024Die Wiederaufbereitungsindustrie existiert bereits seit etwa 70 Jahren. Bevor sie sich entwickelte, wurden defekte Teile lediglich wie Schrott behandelt. Remanufacturing (auch „Reman“ genannt) ist längst ein Bereich der Ersatzteilindustrie. Lange galt es eher als Nischenthema. Ziel von Remanufacturing ist es, Produkte und Komponenten nach ihrem regulären Nutzungszyklus wieder in einen neuwertigen oder zeitwertgerechten Zustand versetzen und somit eine Weiter- oder Zweitverwertung ermöglichen. Immer mehr Unternehmen entdecken das Thema. Denn hier wird ein wichtiger Beitrag zur Kreislaufwirtschaft geleistet, in der so viel Rohmaterial wie möglich einem neuen Gebrauch zugeführt wird, damit so wenig wie möglich im Abfall landet.
Bessere CO2-Bilanz und niedrigere Kosten durch Remanufacturing von Bauteilen
„Die Wiederaufarbeitung von Bauteilen verbessert die Ökobilanz und reduziert Kosten“, sagt Dr. Mirko Leesch, Fachbereichsleiter Verbrennungsmotoren und Kraftstoffsysteme IAV, einem global führenden Engineering-Partner. „Das ist ein wichtiges Thema für unsere Kunden und es wird noch wichtiger werden angesichts der wachsenden Bedeutung des CO2-Fußabdrucks von OEM-Produktionsketten und des allgemein hohen Kostendrucks.“ Laut einer Ökobilanz, die die Universität Linköping im vergangenen Jahr im Auftrag von Borg Automotive Reman durchgeführt hat, spart die Wiederaufbereitung eines Klimakompressors des Herstellers im Vergleich zur Neuproduktion durchschnittlich 76 Prozent Treibhausgase, 72 Prozent Energie und 84 Prozent Rohmaterialien.
Remanufacturing bei Klimakompressoren
Beim Borg, dem dänischen Wiederaufbereiter, hat man jetzt einen populären Klimakompressor für Dacia-Fahrzeuge in das Sortiment aufgenommen. Damit werde die bereits umfangreiche Range um acht wichtige Fahrzeuganwendungen erweitert, heißt es dort. Bislang hatten Werkstätten und Händler, die eine Alternative zum serienmäßigen Klimakompressor für den Dacia Sandero und Sandero Stepway (1.0 TCe ab Modelljahr 2021) suchten, nur eine sehr begrenzte Auswahl.
Das habe sich geändert, denn nun können sie den Kompressor, der 300 000 zugelassene Fahrzeuge in Europa abdeckt, unter den Marken Elstock, DRI, Lucas und TMI beziehen. Zudem sei man im Zuge der Wiederaufarbeitung in der Lage, die häufigsten Ursachen für Defekte an den Ersatzteilen, die man dort zur Wiederaufarbeitung erhält, genau zu erkennen. So könne man die notwendigen Vorkehrungen treffen und Produkte herstellen, die den OE-Normen entsprechen, heißt es dort.
Borg mit breitem Sortiment
Um eine reibungslose Montage zu erleichtern, werden die meisten Klimakompressoren von BORG Automotive Reman mit den passenden O-Ringen für die saug- und druckseitigen Anschlüsse geliefert, so dass der Mechaniker diese nicht erst ermitteln und nachbestellen muss. Jede Verpackung enthält nach eigener Aussage eine Einbauanleitung mit einem QR-Code, der zu einem Montagevideo mit wichtigen Tipps und Tricks rund um den fachgerechten Einbau führt.
Für das Remanufacturing von Automobilteilen müssen gebrauchte Produkte, die Cores, „eingesammelt“ werden. Die Rücknahme dafür ist komplex. BORG Automotive Reman verkauft die wiederaufbereiteten Ersatzteile mit einem Pfand, das der Kunde zurückerhält, wenn er das auszutauschende Bauteil einsendet. Die Cores, die im Austausch gegen wiederaufbereitete Ersatzteile eingehen, kommen in das Core-Warehouse in Polen, das nach eigener Aussage mit mehr als einer Million eingelagerten Cores das größte Lager seiner Art in Europa sei. Dort ständen sie für die Wiederaufarbeitung in den Produktionsstätten bereit. Im Rahmen des Aufbereitungsprozesses erfolgen laut Anbieter eine vollständige Demontage, eine gründliche Reinigung, eine umfassende Inspektion aller Teile, die Aufarbeitung und der Austausch, der Wiederzusammenbau und die Endprüfung.
Foto: BORG Automotive A/S