BearingPoint: Wie Corona die Welt verändert

BearingPoint: Wie Corona die Welt verändert

1. Juli 2020 1 Von Dr. Frauke Hewer

Die Beschränkungen, die die Corona-Pandemie verursacht hat, werden die Welt verändern. Das behauptet zumindest die Beratungsfirma BearingPoint. Menschen und Unternehmen müssen sich auf veränderte Bedinungen einstellen. Sechs Thesen sollen untermauern, wie sich die Meinungen zum Alltagsleben wandeln: von der Entdeckung des Home Office bis hin zur Liebe für den Individualverkehr.


1. Präsenzpflicht bei der Arbeit? Remote wird zum neuen Standard in Büros

Vor COVID-19: Im Büro geht nichts ohne persönliche Anwesenheit.

„Die physische Präsenz bei der Büroarbeit wurde in vielen Bereichen schon lange überschätzt. Die COVID-19-Situation zeigt, dass Home Office und virtuelle Besprechungen funktionieren und den Arbeitsergebnissen als auch der Zusammenarbeit keinen Abbruch tun. Sogar die Bundeskanzlerin hat während der Quarantäne von zuhause aus regiert. Der Anteil des virtuellen Arbeitens ist massiv gestiegen und wird häufig zum neuen Standard werden. Die Büronutzung erfolgt dann eher zielgerichtet und vor allem situationsspezifisch.“

Iris Grewe, BearingPoint Deutschlandchefin

Schon vor COVID-19 hat sich jeder zweite Berufstätige ein Recht auf Home Office gewünscht und laut einer neuen Bitkom-Umfrage arbeitet auch gerade jeder zweite Berufstätige ganz oder zumindest teilweise von zuhause aus.

2. Carsharing oder Bus? Nein, der Individualverkehr profitiert von Corona auf Kosten des ÖPNV

Vor COVID-19: Der ÖPNV wird den Individualverkehr zunehmend ablösen.

„Insbesondere das Auto feiert sein Comeback. Der ÖPNV verliert dagegen stark an Bedeutung. Immer mehr Menschen steigen aus Angst vor Ansteckung im Öffentlichen Nahverkehr wieder auf das eigene Fahrzeug um. COVID-19 wird daher den Durchbruch für E-Autos bringen. Nicht zuletzt auch durch die umfassenden Förderungsmaßnahmen der E-Mobilität, wie sie das Konjunkturpaket der Bundesregierung vorsieht. Wie werden damit eine ganz neue Bedeutung von Verkehrswende erleben.“

Dr. Stefan Penthin, Globaler Leiter Automotive bei BearingPoint

Aktuelle Umfragen zeigen, dass aufgrund der Corona-Krise das Auto wieder mehr an Bedeutung gewinnt und immer mehr Menschen planen, häufiger das Auto zu nutzen und auch ein Auto zu kaufen, als noch vor der Pandemie.

3. Homeschooling oder Präsenz? Hybrides Lernen wird zum neuen Standard

Vor COVID-19: Auch bei der Schule 4.0 ist das Klassenzimmer der Standard.

„Die COVID-19-Krise hat gnadenlos die Schwachstellen im Bereich Digitale Schule offengelegt. Zu lange wurde es versäumt, unsere Schulen in die digitale Welt zu überführen, jetzt sehen wir die Nachteile. Die Krise wird aber nun zum Treiber: Der Staat wird in der Krise alle Schulen umfassend digitalisieren und das hybride Lernen zum neuen Standard. Jedes Kind wird Zugang zu digitalen Lerninhalten seiner Schule haben und das virtuelle Klassenzimmer seinen festen Platz im Schulalltag einnehmen.“

Jon Abele, Leiter Public Services bei BearingPoint

Mit dem gerade verabschiedeten Konjunkturpaket reagiert die Bundesregierung auf die teils desolate Situation im Bereich Digitale Schule und investiert zwei Milliarden Euro für die digitale Zukunft der Schulen. Zusammen mit dem Digitalpakt Schule werden dadurch jetzt Investitionen in Infrastrukturen möglich, die dem E-Learning im virtuellen Klassenzimmer zum Durchbruch verhelfen.

4. Haben oder Teilen? Privateigentum und Privatsphäre sind wieder auf dem Vormarsch

Vor COVID -19: Die Sharing Economy wird das Eigentum weitestgehend ablösen.

„COVID-19 und Sharing passen nicht zusammen. Die Menschen haben schlicht Angst vor Ansteckung. Zudem lernen sie gerade in der Pandemie wieder Privateigentum, Privatsphäre und Hygiene schätzen. Das hat Auswirkungen auf alle Bereiche der Sharing Economy, von AirBnB über Car Sharing bis hin zum Markt für Gebrauchtartikel. Die Sharing-Economy wird daher wahrscheinlich eine Nische für eine kleine Großstadtklientel bleiben.“

Matthias Loebich, Globaler Leiter Markets bei BearingPoint

Die Sharing-Nutzerzahlen sind rasant abgestürzt und viele Anbieter haben ihr Angebot stark verkleinert. Eine aktuelle Umfrage des Bundesverbands Carsharing unter den Mitgliedsunternehmen ergab, dass die Buchungszahlen bis Mitte April teilweise um bis zu 80 Prozent zurückgingen – und mehr als ein Drittel der Unternehmen die langfristigen Auswirkungen durch die COVID-19-Krise als existenzbedrohend einschätzt.

5. Bar oder mit Karte? Kontaktloses Zahlen löst das Bargeld ab

Vor COVID-19: Die Deutschen wollen nicht auf Bargeld verzichten.

„Die Deutschen liebten ihr Bargeld. Bis COVID-19 kam. Jetzt haben sie erkannt, dass es auch rein elektronisch geht und die Liebe zum Bargeld Grenzen hat. Nach COVID-19 wird das kontaktlose Zahlen dann überall der Standard sein.“

Thomas Steiner, Globaler Leiter Banking & Capital Markets bei BearingPoint

Seit Beginn der Pandemie hat rund ein Viertel der Deutschen komplett auf das Bezahlen mit Bargeld verzichtet, wie eine aktuelle Umfrage des Bankenverbandes ergeben hat. Vor COVID-19 hatte schon jeder Dritte kontaktlos gezahlt. Aktuell bezahlen somit über 60 Prozent nicht mehr bar, der Trend zum kontaktlosen Zahlen beschleunigt sich also rasant.

6. Öko oder nicht? Die Corona-Krise beschleunigt Nachhaltigkeit

Vor COVID-19: In einer Wirtschaftskrise, werden ökologische und nachhaltige Kaufkriterien ganz nach unten priorisiert.

„Bereits im Weihnachtsgeschäft 2019 zeichnete sich ein zunehmender Trend zu „Responsible Retail“ ab – also der Berücksichtigung von Ökologie und sozialer Verantwortung bei der Kaufentscheidung. Schlägt nun Corona die Nachhaltigkeit? Gibt es ein Comeback von Plastikverpackungen, Billigfleisch & Co.? Mitnichten – das Thema Nachhaltigkeit wird durch die Corona-Pandemie beschleunigt, weiter an Bedeutung gewinnen und das Kaufverhalten der Konsumenten langfristig zu einer Ära des nachhaltigeren Konsums führen.“

Kay Manke, Globaler Leiter Operations bei BearingPoint

Anlässlich des Spitzentreffens Petersberger Klimadialog riefen namhafte Händler sowie FMCG-Riesen zu mehr Klimaschutz auf: Auf Initiative der Stiftung „2 Grad – Deutsche Unternehmer für Klimaschutz“ forderten fast 70 Unternehmen die Bundesregierung trotz Corona-Krise dazu auf, Konjunktur- und Investitionsprogramme systematisch klimafreundlich auszurichten. Gleichzeitig verweisen aktuelle Umfragen auf die wachsende Bedeutung der Regionalität von Produkten sowie einen stärkeren Konsumenten-Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit.

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